Nach einem Streit mit ihrem Verlobten hat die Lehrerin Anna Taylor einen Autounfall. Sie erwacht im Präparationsraum eines Bestattungsinstituts und der Bestatter Eliot Deacon eröffnet ihr, dass sie tot ist und sich bis zur Bestattung in einer Art Zwischenwelt befindet, in der nur er aufgrund einer seltenen Gabe mit ihr kommunizieren kann. Sie glaubt ihm zunächst nicht und ist sich sicher, dass sie lebt und in die Fänge eines Wahnsinnigen geraten ist. Mit der Zeit beginnt sie sich aber mit der Situation abzufinden, dass sie wirklich tot ist.
Währenddessen versucht Anna verzweifelter Verlobter Paul herauszufinden, was wirklich passiert, denn Jack, ein Schüler der jungen Frau, behauptet, sie im Bestattungsinstitut am Fenster gesehen zu haben…
Wer glaubt – oder hofft – in „After.Life“ einen Horrorfilm zu finden, könnte etwas enttäuscht sein. Sicherlich werden Elemente des Horrorfilms benutzt und immer wieder gibt es auch tatsächlich gruselige Szenen und ein paar wenige, vorhersehbare Schockeffekte, aber im Grunde ist „After.Life“ eher ein oft kammerspielartiges Drama. Es werden grundsätzliche Fragen über das Thema „was kommt nach dem Tod“ angesprochen (Dialog: „Warum sterben wir?“ – „Um das Leben wertvoll zu machen.“), wobei niemals ganz klar wird, ob Anna nun wirklich tot ist, oder eben lebendig und in den Händen eines Verrückten. Leider geht der Film dabei kaum in die Tiefe und versucht immer wieder nebenbei eine Art Thriller-Handlung zu erzählen, so dass manche interessante Szene unschön unterbrochen wird. Punkten kann der Film aber vor allem bei der Atmosphäre und den guten Schauspielern. Weltstar Liam Neeson spielt den Bestatter Deacon schön undurchsichtig und mit einer beunruhigenden Ruhe (ja, klingt wie ein Widerspruch, ist aber keiner!). Justin Long schafft es zumindest in einigen Szenen, die Verzweiflung von Paul rüberzubringen und Chandler Canterbury als Jack ist für einen Kinderdarsteller zumindest unpeinlich. Die Nebenfiguren, diverse Polizisten und die verbitterte Mutter von Anna, setzten kaum besondere Akzente und liefern solide Leistungen ab. Über allen steht aber ganz klar Christina Ricci, die mit dieser Rolle großen Mut bewiesen hat. Die meiste Zeit liegt sie kaum oder gar nicht bekleidet auf dem Präparationstisch und muss alleine durch Mimik und Dialoge überzeugen. Sich so verletzlich zu machen und auszuliefern und dabei den Film zu einem großen Teil zu tragen ist wirklich eine tolle Leistung und beweist einmal mehr, was für eine wirklich gute Schauspielerin sie ist. Nur wenige haben so überzeugend den Sprung vom Kinderdarsteller („Meerjungfrauen küssen besser“, „Addams Family 1+2“, „Caspar“) zur seriösen und erfolgreichen Erwachsenen geschafft. Dass sie dabei auch noch eine ganz besondere Ausstrahlung hat und toll aussieht, hat ihr sicherlich auch geholfen. Außerdem hat sie ein glückliches Händchen bei der Filmauswahl. Ich muss zugeben, dass die Aussicht, Christina Ricci in diesem Film komplett nackt sehen zu können, mir die Entscheidung, „After.Life“ zu kaufen, sehr erleichtert hat. Dabei hat die polnisch-stämmige Regisseurin Agnieszka Wojtowicz-Vosloo, deren Debüt dies ist, die Nacktaufnahmen natürlich und niemals voyeuristisch umgesetzt. Insgesamt macht sie neugierig auf zukünftige Arbeiten, auch, wenn einige handwerkliche Dinge noch nicht ganz perfekt sind und Hinweise etwas plump inszeniert wurden.
Auch wenn „After.Life“ keine ganz in die Tiefe gehende Studie zum Thema Tod ist, so wird hier ein schön atmosphärischer Film – in sehr klaren, kühlen Bildern - geboten, der mit einer fantastischen Christina Ricci punkten kann, die wohl die schönste Filmleiche seit „Laura Palmer“ in „Twin Peaks“ ist. Man sollte halt keinen Horror erwarten, dann wird man den Film wirklich gut finden.
Die deutsche Blu Ray Disc ist bei Koch Media erschienen und liefert, wie nicht anders zu erwarten, gute Bild- und Tonqualität. Deutscher und englischer Ton sind selbstverständlich, dazu deutschsprachige Untertitel. Als Bonus gibt es zwei Trailer, einen Audiokommentar der Regisseurin und ein kurzes Making Of, das allerdings lediglich aus Anmerkungen der Regisseurin zum Film besteht, in denen sie viel zu viel verrät, was jede eigene Interpretation des Zuschauers ausschließt. Also: keinesfalls angucken, bevor man den Film gesehen hat. (A.P.)
|