Mal ordentlich Feuer unterm Hintern!
Das ist das Wirkungsvollste, um Hexen den Gar auszumachen. Um nicht mehr durch das Feuer sterben zu können, entführen die Hexe Muriel und Ihre zwei Mitstreiterinnen 12 Kinder rund um und in Augsburg. 6 Mädchen und 6 Jungen sind es, und jedes dieser Kinder ist in einem anderen Monat geboren. Zum Blutmond, einer Mondfinsternis, die nur ein einziges Mal in jeder Generation stattfindet, sollen diese 12 Kinder gekocht werden. Der daraus gewonnen Trunk soll die Hexen lebenslang immun gegen Feuer machen. Dies zu verhindern ist die Aufgabe von Hänsel und Gretel, den beiden berühmten Hexenjägern.
Soweit die einfach gestrickte Story des Films. Ja, nachdem Hänsel und Gretel in ihrer Kindheit vom Vater im Wald ausgesetzt wurden (und das nicht wie ursprünglich aus Gründen von mangelnder Nahrung), fanden sie das Pfefferkuchenhaus der bösen Hexe, wurden gefangengehalten und Hänsel gemästet mit Süßigkeiten. Hänsel und Gretel überwältigten die Hexe und stießen sie in den Ofen und verbrannten sie. Soweit kennt jeder die Geschichte von Hänsel und Gretel. Doch dieses traumatische Kindheitserlebnis veränderte Hänsel und Gretel von Grund auf, sie wurden zu Hexenjägern. 15 Jahre später beginnt dann die eigentliche Geschichte des Films, die trotz der simplen und zu vorausschauenden Handlung, den banalen Dialogen und den etlichen Logiklöchern mit einigen Überraschungen aufwartet. Denn außer durch einen fanatischen Fan namens Ben, der den kompletten Werdegang der Geschwister archiviert hat, bekommen Sie auch Unterstützung von einer jungen attraktiven Frau (Mina) und einem Troll namens Edward. Die Gegenspieler sind aber nicht nur Hexen, nein, auch der Amtsrichter der Stadt Augsburg ist alles andere als freundlich gesinnt. Die Hexenjagd könnte so schön verlaufen, wäre da auch nicht das Problem, dass Hänsel seit dem Zuckerschock in seiner Kindheit an Diabetis leidet und sich fortan alle paar Stunden spritzen muss. Ob die weiße Hexe Mina da helfen kann? Wieso wirken die dunklen Flüche der Hexen nicht auf Hänsel und Gretel? Diese und viele weitere Fragen tauchen auf und entlarven sich schnell von selbst.
Aber genug zur Story, beschäftigen wir uns einmal mit den Hauptdarstellern und der Filmmusik.
Die Darsteller sind nämlich keines Falls unbekannte Größen.
Jeremy Lee Renner schlüpft in die Rolle des Hänsel und überzeugt nicht nur durch seine leichte „Arschloch-Einstellung“, sondern ebenso auch durch seine markanten Augen, die eine gewisse Hinterlist und genügend Sexappeal ausstrahlen. Bekannt ist er aus Filmen wie S.W.A.T. – Die Spezialeinheit und 28 Weeks later. Unvergessen macht ihn jedoch die Rolle des Hawkeye in den Marvel-Filmen „Thor“ und „The Avenger´s".
Für die Gretel kam natürlich niemand anderes in Frage als die bezaubernde Gemma Arterton. Bekanntheit erlangte sie als Bondgirl Strawberry Fields in James Bond 007: Ein Quantum Trost (2008) und durch ihre Rollen in Kampf der Titanen und Prince of Persia: Der Sand der Zeit (beide 2010).
Der Gegenpart, die Hexe Muriel, wird von Famke Janssen verkörpert. Neben den X-Men Filmen, wo sie Dr. Jean Grey spielte, ist sie aber auch aus meiner Lieblingsserie Nip/Tuck bekannt in der Rolle der Ava Moore.
Das Zusammenspiel dieser drei Hollywood-Größen funktioniert vor der Kamera reibungslos und man stellt sich glatt die Frage, wieso sie nicht schon früher gemeinsam in einem Film zu sehen waren.
Die Filmmusik wurde von niemand anderem komponiert, als von dem Oscarpreisträger Hans Zimmer, der auch schon Filme wie „The Ring“, „Spirit – Der wilde Mustang“ und „Fluch der Karibik“ mit seinen meisterhaften Werken beglückte.
Und dennoch ist es verwunderlich und passt nicht so richtig ins Schema. Denn wer Hans Zimmer kennt, erwartet automatisch einen gewissen Stil des Films, in dem seine Stücke gespielt werden. Gleich zu Beginn von „Hänsel & Gretel – Hexenjäger“ wird durch Hans Zimmers Komposition eine bedrückend monumentale Stimmung erzeugt, der der Film einfach nicht gerecht wird. Denn allzu ernst kann man „Hänsel & Gretel – Hexenjäger“ nicht nehmen. Zu oft kommen alberne Szenenausschnitte, bei denen man sich denkt: „Was für ein Schwachsinn!“.
Jedoch wurde der Film ja auch nie als besonders Realitätsnah angepriesen. Vielmehr sollte er nach Interviewangaben des Regisseurs Tommy Wirkola lediglich die Zuschauer unterhalten. Und gerade weil der Film nicht zu ernst genommen werden will, nimmt er den Zuschauer doch in seinen Bann und paart eine gehörige Portion Humor mit einigen grausig-ekligen Hexen (deren Kostüme Oscar-reif sind) und deren Vernichtung. Die Voraussetzung um diesen Film zu genießen? Den gesunden Menschenverstand an der Kinokasse ablegen. Nicht alles muss unbedingt logisch sein oder Sinn machen.
Und dennoch erfüllt der Film auch eine pädagogische Aufgabe, über die sich nicht nur die Zahnärzte freuen werden. „Don´t eat the fucking candy!“
(Mr. Reason)
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