Luli ist 13 und wächst in einer kaputten, von Alkohol geprägten Familie auf. Eines Tages beschließt sie, nach Las Vegas abzuhauen. Auf ihrem Weg lernt sie erst den humpelnden Möchtegern-Cowboy Eddie kennen und dann die durchgeknallte Glenda. Was als Abenteuer begonnen hat, konfrontiert sie schon bald mit Gewalt, Drogen und Sex und schließlich verliert sie die Kontrolle…
Wahrscheinlich hätte ich diesen Film nie bemerkt und angesehen, wenn nicht Chloe Grace Moretz die Hauptrolle gespielt hätte. Das Mädchen, ich weiß, ich wiederhole mich, ist die beeindruckendste Nachwuchsschauspielerin seit Natalie Portman in ihren frühen Jahren und macht alleine „Runaway Girl“ sehenswert. Wie eine – zum Entstehungszeitpunkt des Films – 14jährige so überzeugend und charismatisch rüberkommen kann, ist ein Rätsel.
„Runaway Girl“ ist eine Mischung aus Jugend-Drama und Roadmovie und wirkt ein bisschen wie aus den 90er Jahren, als eine Welle von Filmen wie „Kalifornia“ entstand. Man könnte kritisch sehen, dass Moretz wie eine Lolita mit eindeutigen sexuellen Anspielungen inszeniert wird, doch dass liegt an der Romanvorlage und ist für die Handlung notwendig. Dabei wird aber zum Glück niemals die Grenze zur Schmuddeligkeit überschritten, Luli in eindeutigen oder filmisch ausbeuterischen Szenen zu zeigen. Ich muss zugeben, dass Chloe Grace Moretz bildhübsch ist und reifer wirkt, als ihr Alter vermuten lässt. Bestimmte Grenzen werden aber zum Glück nicht überschritten und hätten dem Film auch nur geschadet.
Natürlich geht es in dem Film darum, wie ein Mädchen, das fast noch ein Kind ist, viel zu früh erwachsen werden muss, weil die sozialen Umstände sie dazu zwingen. Mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein, Abenteuerlust und Naivität flieht sie aus ihrer erdrückenden Welt und träumt den großen Traum von Freiheit, wird aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und gerät schließlich in ernsthafte Gefahr. Zwischendurch zeigt sich immer wieder, dass Luli eigentlich noch ein Kind ist.
Neben Moretz bietet der Film aber auch eine namhafte Besetzung. Blake Lively als Glenda kommt richtig schön fertig rüber. Dazu schafft es Eddie Redmayne sehr gut, dem unscheinbaren, aber nicht zu unterschätzenden Eddie Leben einzuhauchen. In kleineren, aber nicht unwichtigen Rollen sind weiterhin Juliette Lewis und Alec Baldwin dabei. Außerdem Rory Culkin, der sich längst aus dem Schatten seines inzwischen eher in den Boulevardmedien auftauchenden Bruders Macauley gelöst hat.
„Runaway Girl“ funktioniert recht gut und lässt den Zuschauer vor allem durch die intensive und überzeugende Leistung von Chloe Grace Moretz mitfiebern. Zwischendurch hat der Film ein paar Längen und hätte ein bisschen gestrafft werden können. Trotzdem ist er überzeugend.
Die deutsche Blu Ray Disc kommt von Sunfilm und liefert eine sehr gute Bildqualität mit natürlichen Farben ab. Der Ton ist ebenfalls einwandfrei, vor allem in Details wie Wind oder anderen Hintergrundgeräuschen. Aufgrund des Themas darf man natürlich keinen Bombast-Surround-Sound erwarten. Deutsch und Englisch sind Standard, dazu gibt es deutschsprachige Untertitel. Das Bonusmaterial besteht leider nur aus verschiedenen Trailern zum Film. (A.P.)
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