Die Firma „Menzana“ hat eine Möglichkeit gefunden, den Geist von Menschen in andere Körper zu übertragen und verkauft dies nun für extrem viel Geld. Als Wirtskörper nimmt man Menschen aus armen Ländern und ködert sie damit, dass man ihren Familien ein gutes Leben verspricht. Als zusätzlichen Anreiz gibt man den Wirtskörpern die Möglichkeit, vier Stunden in der Nacht ihr eigenes Ich zu sein. Hermann und Anna – wohl betucht – sind schon sehr alt, und sie ist schwerkrank geworden und wird in Kürze sterben. Damit will Hermann sich nicht abfinden und unterschreibt einen Vertrag bei der Firma. Ihre Geister werden in zwei junge, knackige Körper transferiert und alles erscheint toll. Natürlich muss man sich erst einmal dran gewöhnen, plötzlich wieder einen jungen Körper zu haben, auch weil sich die Hautfarbe geändert hat, und auch der Freundeskreis ist eher ein bisschen befremdet davon, doch alles läuft ganz gut. Doch dann beginnen die Probleme. Die wahren Besitzer der Körper verlieben sich innerhalb der vier Stunden in der Nacht, nach einiger Zeit ist sie sogar schwanger und beide wollen aus ihrer Gefangenschaft ausbrechen…
„Das kleine Fernsehspiel“ ist auch in heutigen Zeiten immer noch fast schon ein Garant für anspruchsvolle Unterhaltung mit sozialkritischem Touch. Selbst bei Zombiefilmen schafft man es, dem Ganzen noch etwas Neues hinzuzufügen, siehe den sehr guten „RAMMBOCK“. „TRANSFER“ tritt in dieselbe Bresche in Sachen Anspruch. Basierend auf einer Kurzgeschichte der Spanierin Elia Barcheló gibt es hier eine Film, der auf mehreren Ebenen funktioniert. Zum einen geht es um eine gnadenlos überspitzte, kritische Aussage zum Thema „Organhandel“, bei dem nicht mehr nur einzelne Organe, sondern ganze Körper ausgetauscht werden, ebenso gibt es das auf die Spitze getriebene Thema „Jugendwahn“ und dann beschäftigt sich „TRANSFER“ noch intensiv mit dem Thema „Identität“, denn wie viel bleibt von dem alten Menschen, wenn er plötzlich in einem anderen Körper steckt. Ist ein Mensch nicht das Gesamtpaket aus Geist und Körper? Wie ist es bei Freundschaften, können die weiterbestehen, auch wenn der Freund äußerlich jemand ganz anderes ist? Und nicht nur jemand ganz anderes, sondern plötzlich auch noch 50 Jahre jünger? Und dann die Sache mit dem Baby, die nicht einfach zu lösen ist. All diese Fragen über Ethik und Moral sind natürlich nicht einfach zu beantworten, und das tut „TRANSFER“ auch nicht, da muss man sich schon selbst ein Bild machen. Auch optisch ist der Streifen recht gelungen, kühl, stylisch, realistisch, nicht unbedingt futuristisch, durchaus passend. Auch die Schauspieler gehen ordentlich ans Werk, teilweise müssen sie ja sogar zwei Charaktere darstellen. Zu Recht erhielt der Film mehrere Filmpreise, und man kann ihn nur empfehlen, wenn man mal Science Fiction fürs Hirn gucken möchte. (Haiko Herden)
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