300 Jahre in der Zukunft…die Erde ist eine lebensfeindliche Eiswüste ohne Tiere oder Pflanzen. Die wenigen Menschen leben in unterirdischen Bunkern und haben für niedere Arbeiten genetisch veränderte Humanoids erschaffen, die aber gegen ihre Schöpfer rebellieren. Bishop war Elitesoldat, bis seine schwangere Frau von den Humanoids unter ihrem Anführer Ash getötet wurde und er sich in dauernden Drogenrausch geflüchtet hat. Als es Hinweise darauf gibt, dass Bishops Kind überlebt haben könnte, wird er mit einer Gruppe Soldaten in die Todeszone geschickt, um sie zu finden und den Humanoid Ash zu töten. Er findet bald heraus, dass es in der Todeszone mehr Leben gibt, als erwartet…
„Humanoid“ hat im Grunde alles, was ein Endzeit-Science Fiction-Film haben muss – außer auch nur eine Spur von eigenen Ideen. Die Liste der filmischen Inspirationen ist lang, von „Mad Max“ über Albert Pyuns „Nemesis“-Reihe, „Planet der Affen“ und 70er Jahre dystopischer Science Fiction wie „Der Omega-Mann“ bis hin zu „Blade Runner“ und „Terminator“. Sogar ein bisschen Western ist auszumachen. Selbst bei den Namen der Charaktere hat mich sich keine Mühe gegeben, so findet sich Bishop („Alien“) neben „Sara“ („Terminator“) und Ishmael („Moby Dick“). Und auch „Ash“ für den scheinbaren Bösewicht ist nicht besonders einfallsreich.
Die Dialoge pendeln zwischen bemüht tiefsinnig (die Weisheiten der Indianerin Atka), fäkal-sexistisch (so scheinen Soldaten offenbar in der Fantasie des Drehbuchschreibers zu reden) über „Mein Kampf“-Zitate (ja, wirklich!) und völlig unrealistisch (im Angesicht einer altertümlichen Waffe sagt Bishop höflich „Wir würden es begrüßen, wenn Sie und Sara Informationen für uns haben, wo das Mädchen sich aufhält“). Klar, dass Bishops Tochter ein „ganz besonderer Mensch“ ist, der für das Schicksal der Menschheit von Bedeutung ist.
Ungünstig ist es, dass der Film keinen Sympathieträger hat, vor allem die Hauptfigur Bishop ist total unsympathisch und strahlt das Charisma eines Toasters aus. Zumindest der Bösewicht Ash hat ein paar ganz ordentliche Momente und einen leicht ambivalenten Charakter, leidet aber an der übertrieben theatralischen Darstellung. Das Indianermädchen Atka ist zumindest hübsch anzusehen, inhaltlich aber ziemlich verschenkt.
Das Budget dieses Filmes, der sehr an Direct-To-Video C-Produktionen aus den 80ern und frühen 90ern erinnert – die Art von Filmen, die in der Zeitschrift „Splatting Image“ liebevoll „Action-Gülle“ genannt wurden -, dürfte sehr überschaubar sein. Die Außenaufnahmen in den Schneelandschaften sehen noch recht gut aus, der Großteil des Films spielt aber in Innenräumen, was sicher aus Kostengründen der Fall ist und an die Mockbuster aus der Asylum-Schmiede erinnert. Ausgeglichen werden soll das mit zahlreichen blutigen Einschüssen und anderen leicht splatterigen Effekten (überwiegend digital entstanden) und vielen halbnackten Damen, was „Humanoid“ aber letztlich auch nicht rettet, zumal die „überraschenden Wendungen“ für geübte Endzeitfilm-Zuschauer leicht vorauszuahnen sind. Dazu etwas christliche Symbolik, unterstützt durch entsprechende Musikuntermalung.
Zu den eher positiven Punkten zählt dann auch der ganz okaye weitgehend synthetische Soundtrack, vor allem im „großen“ Finale, das aber sicher auch aus Kostengründen nicht so richtig spektakulär ausfällt. Im Großen und Ganzen ist „Humanoid“ filmhandwerklich solide geworden.
Was hier nach einer totalen filmischen Gurke klingt, ist am Ende aber gar nicht so schlimm und eignet sich zum einmaligen Ansehen an einem verregneten Sonntagnachmittag, ohne, dass man sich allzu sehr ärgert – natürlich nur, wenn man ein Faible für die bereits genannte „Action Gülle“ hat. Danach wird der Film aber vermutlich auf Jahre unbeachtet im Regal landen, bis man ihn irgendwann aus Platzgründen aussortiert und für wenig Geld auf den Flohmarkt verkauft.
„Humanoid“ ist auf Blu ray bei Ascot Elite erschienen und verfügt für einen Film dieser Größenordnung über gute Schärfe und Bildqualität. Der deutsche und englische Ton reißt keine Bäume aus, gibt aber auch keinen Anlass zum Meckern. Dazu gibt es deutschsprachige Untertitel und als Bonusmaterial zwei unwichtige Deleted Scenes und den Trailer. (A.P.)
|