Andy Brettschneider ist Investmentbanker und ihm geht es gut, es steht sogar eine lukrative Beförderung bevor. Doch dann erhält er einen anonymen Brief, in dem ihm eine Frau vorwirft, dass er sie im Sommer 1990, also vor 30 Jahren, nach einer Party vergewaltigt habe. Das Schreiben hat nicht nur er bekommen, unter anderem auch sein Arbeitgeber. Er erhält Zeit bis Montag, das zu klären. Andy weiß, dass es diese Party gegeben hat und dass sie so rauschend war, dass sowohl er als auch andere sich an nichts mehr erinnern können. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich ins Auto zu setzen und in den Osten zu fahren, seine ehemalige Heimat, um dort seine alten Freunde, mit denen er allesamt keinen Kontakt mehr hat, abzufahren und herauszufinden, was damals auf der Party passiert ist...
Eine Reise zurück in die Heimat nach so langer Zeit, un dort etwas zu regeln, das ist im Film sicherlich keine originelle Idee, aber es muss ja auch nicht immer bahnbrechend sein. Interessant ist, dass es kein Drehbuch gab, sondern nur eine grobe Geschichte, an der sich die Beteiligten entlanghangeln konnten. Mit der Hauptfigur wird man nicht warm, das ist aber ohne Zweifel so gewollt. Investmentbanker ist per se schon mal unsympathisch, und dann weiß man ja die ganze Zeit nicht, ob er nun eine Vergewaltigung begangen hat oder nicht. Hinzu kommt, dass er seinen alten Freunden und Bekannten keine Herzlichkeit entgegenbringt und sich nicht für sie interessiert. Ob es eine Auflösung gibt oder wie sie aussieht, wird hier natürlich nicht verraten, zumindest kann man sagen, dass das Ende interessant ist. Neben der Klärung des Falles ist das Ganze natürlich nebenbei noch eine Abhandlung über zerstörte Träume, die durch die Wende geweckt, dann aber nicht erfüllt wurden. Praktisch jeder den Brettschneider besucht, ist irgendwie gescheitert, und Andy selbst ja auch irgendwie. Regisseur Lars Jessen kann neben absurder Komik wie "FRAKTUS" auch handfeste Dramen. Kompliment. (Haiko Herden)
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