Irgendwann in der Zukunft. Die Menschen können keine Schmerzen mehr verspüren. Saul Tenser hat, wie einige andere, zudem noch eine besondere Eigenart, er kann Organe in seinem Körper wachsen lassen, teilweise ist nicht einmal klar, welche Funktion sie haben. Da ihm diese Organe aber nicht guttun, lässt er sich diese im Zuge einer öffentlichen Operations-Kunstperformance von der Künstlerin Caprice herausoperieren. Die Organ-Registrierungsbehörde besitzt ein Interesse daran, mit Tenser zusammenzuarbeiten, und auch eine weitere Gruppe besitzt ein, weniger moralisches, Interesse an ihn...
Uff, man kann den ganzen Film gar nicht so richtig kurz und knackig in Worte fassen. In einem weiteren Handlungsstrang geht es um diese eben erwähnte Gruppe, die es geschafft hat, sich dank Operationen von Plastik- und Industrieabfällen zu ernähren. Man sieht vielleicht schon, das ist kein Allerweltsfilm, und erst recht ist das kein Wohlfühlfilm. Das ist Body-Horror in Reinform, vom Body-Horror-König David Cronenberg, der nach vielen Jahren endlich mal wieder einen Spielfilm veröffentlicht hat. Und nach noch längerer Zeit wieder ein Werk, das sich mit dem Körperhorror befasst. Das ist für Fans (wie mir) natürlich eine große Sache, ganz besonders auch deshalb, weil "CRIMES OF THE FUTURE" so überaus gelungen ist. Tendenziell ist der Film mit seinen früheren Werken ("VIDEODROME", "EXISTENZ") zu vergleichen, aber nichtsdestotrotz wohnt dem Film zudem auch eine sehr hohe psychologische Seite bei, und wenn man sucht, findet man sozialkritische Ansätze (Stichwort "Körperkult") und eine gewisse Angst vor der Zukunft. Visuell spannend, wobei manch obskure, nicht ganz so gut gelungene Spezialeffekte auf gewisse Weise auch wieder zur Atmosphäre beitragen. Aber natürlich auch die Darsteller, Viggo Mortensen beispielsweise, ein beliebter Darsteller aus dem Cronenberg-Kosmos. Kristen Stewart sei hier auch noch einmal stellvertretend erwähnt. 1970 drehte Cronenberg übrigens bereits einen Film selben Namens, die beiden haben aber wenig miteinander zu tun - soweit ich gelesen habe, denn das Frühwerk war mir bislang noch nicht vergönnt, es zu sehen. Bleibt abschließend zu sagen, dass es großartig ist, noch einen tollen und typischen Film von Mr. Cronenberg zu sehen, der Gute ist mittlerweile ja auch an die 80 Jahre alt. Und man kann nur hoffen, dass er keinen Lust hat, sich aufs Altenteil zu begeben. (Haiko Herden)
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