(Rowohlt Verlag)
Seit einiger Zeit hat Heinz Strunk einen Output von einem Buch pro Jahr. Und die letzten waren allesamt Erfolge mit Platzierungen auf den allervordersten Plätzen der Bestsellerlisten. Langsam mausert er sich zum erfolgreichsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart, was mich aber auch irgendwie verwundert, weil die Dinge, die er schreibt, nicht wirklich massentauglich sind. Diese Jahr, also 2023, erscheint nun ein Kurzgeschichtenband. Fast jede Geschichte in diesem neuen Buch ist ein Knaller für sich. Mal geht es darum, dass sich zwei Pärchen, die sich im Urlaub kennenlernten, zum ersten Mal im Alltag treffen und letztlich am Fehlen von Kroketten scheitern, mal geht es um einen Kampfhundbesitzer, dessen liebstes Tier einen kleinen Jungen totbeißt (mit dem Titel: Och nöö), mal geht es um eine junge Frau aus dem Hamburger Stadtteil Lurup, die ihrem Star tagtäglich Textnachrichten schickt, ein Mann, der bei Markus Lanz in der Talkshow sitzt und nicht drankommt, und vieles mehr. Einzig die Geschichten mit dem alten Mann, der in seinem Fitnessraum stirbt, erscheint mir ein wenig in die Länge gezogen, das ist aber auch der einzige Kritikpunkt. Wie immer pendeln Strunks Bücher zwischen Witz, Melancholie und vor allem Tragik hin und her, mit teils irrsinnig schönen und ekligen Wortgebilden. Und einer Sympathie für gescheiterte Seelen bei gleichzeitiger Verachtung von Leuten, die man gemeinhin Juppies nennt. (Haiko Herden)
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