(tacheles!)
Bei Heinz Strunk bin ich ja im Normalfall ziemlich subjektiv, da ich seinen Output seit "Fleisch ist mein Gemüse" mit großer Begeisterung verfolge. Und natürlich danach mich auch an die älteren Sachen rangemacht habe. "Mit Hass gekocht" ist eine Sammlung von 26 Kurzhörspielen, die zwischen 1992 und 2004 entstanden sind. Er übernimmt dabei sämtliche Rollen (wobei ich meine, hier und da auch einmal Rocko Schamoni heraushören zu können). Auch Geräusche und Musiken kommen von ihm. Die skurrilen Momentaufnahmen aus dem Alltag haben eine Dauer von 30 Sekunden bis zu fünf Minuten und sind zumeist pointenlos, was vielen Zuhörern ein wenig aufstößt und stört, doch Strunk hat dies perfektioniert. Es gibt nie Charakterentwicklungen, ebensowenig wie in seinen heutigen Romanen: Die Protagonisten sind Verlierer, Stammtischphilosophen, gescheiterte Existenzen und RTL2-Scripted-Reality-Zuschauer, die am Ende mindestens genauso schlecht wie vorher dastehen oder oft noch schlechter. Es gibt gestotterte Zugansagen, wir erfahren, woher Mikrowellen-Piet seinen Namen bekommen hat, was ein Nur-Ton-Lachen ist, was Zahnärzte zu verrotteten Zähnen sagen, wir hören unangenehme Geräusche im Krankenhaus und lernen, was Trümmermänner sind und vieles mehr. Das ist eine Veröffentlichung, die man sich gerne öfter anhören kann, so wie ein Musikalbum. Immer wieder gut. (Haiko Herden)
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