Kritik 1:
In der Nähe von Rom muss das Raumschiff einer technisch weit fortgeschrittenen außerirdischen Rasse notlanden. Zur Reparatur des Raumschiffs brauchen sie die Hilfe eines irdischen Wissenschaftlers, der mit seinem Assistenten, seiner Tochter und drei chinesischen Geheimagenten dann gleich mit ins All entführt wird. Die an Degenerierung leidenden Außerirdischen wollen die Leistung der menschlichen Gehirne steigern und so irgendwie ihre eigene Existenz retten. Die Menschen wollen natürlich zurück zur Erde und meutern, so dass es zu einer Bruchlandung auf einem fremden Planeten kommt, dessen pelzige Bewohner ausgesprochen aggressiv sind...
Nach längerer Zeit setzt Anolis Entertainment/Edition Hände Weg die Reihe „Sci-Fi & Horror Classics“ fort, in der schon einige schräg-sympathische Weltraumfilme der 60er Jahre erschienen sind. Natürlich ist der Begriff „Classics“ etwas irreführend, da es sich durchweg um eher kleine und kommerziell nicht überragend erfolgreiche Werke handelt, die aber schönen Nostalgiecharme für Genrefans versprühen. Diesmal hat man eine italienische Ultra-Trash-Granate ausgewählt, die sicher damals vollkommen ernst gemeint war und in die gerade mal 80 Minuten Laufzeit wahnsinnig viel reinpackt. Entweder sind die Themen des Films derart typisch für das Science Fiction-Genre, dass sie einem Fan wansinnig bekannt vorkommen, weil man sie schon so oft gesehen hat oder aber Regisseur Pietro Franscisci war geradezu ein Visionär. Man fühlt sich in einzelenen Szenen an Werke wie „2001 - Odyssee im Weltraum“, „Planet Der Vampire“, „Perry Rhodan - SOS Aus Dem All“, „Raumschiff Enterprise“ (die Kulissen) oder „Planet Der Affen“ erinnert (nach dem Erfolg von letztgenannten versuchte man mit „Raumkreuzer Hydra“ noch einmal als „Raumschiff Terra Zum Planet Der Affen“ ein bisschen Geld zu verdienen!). Man bedenke, dieser Film wurde deutlich VOR (fast) all den genannten produziert.
Franscisci hatte zuvor hauptsächlich im Sandalen-Film-Genre gearbeitet und sich mit diesem Genrewechsel keinen großen Gefallen getan, denn die Story und die Umsetzung sind schon recht wirr. Da wird versucht, ein bisschen Agentenfilm mit reinzubringen, ein wenig Zeitreise-Geschichte, etwas von Hammers „Quatermass“-Verfilmungen, eine Prise Space Opera und der Versuch von Action in Form von zahlreichen Prügeleien. Und dann hat man noch eine ordentliche Portion Erotik dazu gepackt, denn die beiden wirklich sehr hübschen Hauptdarstellerinnen Leontine May und Leonora Ruffo präsentieren sich in wirklich (für die damalige Zeit) gewagten Kostümen.
Schauspielerisch kriegt man natürlich auch nicht unbedingt Oscarreifes zu sehen, wobei die Ruffo als Kommandantin der Außerirdischen noch ganz solide ist. May (oder Snel, wie ihr bürgerlicher Name war) hingegen ist hauptsächlich ausgesprochen attraktiv anzusehen, als Schauspielerin aber eher...unterirdisch. Man muss aber auch dazu sagen, dass ihre Rolle ziemlich durchwachsen geschrieben ist. Sie soll als selbstbewusste, moderne Frau rüberkommen, erscheint dann aber doch hauptsächlich als „Kaffeekocherin“ für die Männer und hilfloses Love-Interest. Ihre Karriere blieb dann auch überschaubar und kurz. Bei den männlichen Darstellern tummeln sich ein paar Herren, die vor allem in Genrefilmen mitgewirkt haben und im besten Falle mal kleine Rollen in größeren Filmen ergattern konnten.
Nach Logik oder einer nachvollziehbaren Geschichte sollte man bei „Raumkreuzer Hydra“ nicht suchen. Hier wird so viel zusammengewürfelt, dass es irgendwann keinen Sinn mehr ergibt. Alle Beteiligten verhalten sich ständig völlig irreal. Dass irgendwelche physikalischen Gesetze beim Drehbuchschreiben keine Rolle spielten, ist eh klar. Weltraumspaziergang ohne Raumanzug nur mit einem kleinen Sauerstoffschlauch? Kein Problem. Englisch in Sekundenschnelle per Programmierung lernen für die Außerirdischen? Leichteste Übung, bei Russisch geht das aber dann nicht. Entfernung zwischen verschiedenen Sonnensystemen in kürzester Zeit überwinden? Lächerlich. Es macht regelrecht Spaß, die ganzen irren Fehler zu registrieren und da das alles völlig ernsthaft umgesetzt und gemeint war, darf man den Film zu Recht als ECHTEN Trash bezeichnen...nicht wie all die heutigen gewollt trashigen Filme, die keinerlei Charme haben.
„Raumkreuzer Hydra“ ist objektiv betrachtet kein guter Film, weder inhaltlich, noch handwerklich oder gar schauspielerisch. Ein großer Spaß für Fans von etwas abseitiger Filmkunst und des italienischen Rip Off-Kinos ist er aber dennoch, gerade, weil er so naiv und hilflos rüberkommt. Mit 80 Minuten Laufzeit (die zudem noch durch ein paar touristische Hubschrauberaufnahmen von Rom und aus anderen Filmen geklaute Szenen aufgepumpt wurden) ist das Werk aber auch nicht übermäßig lang. Was hier in weniger als eineinhalb Stunden gepackt wurde, schaffen heutige Filmemacher meist nicht mal in fast doppelt so langen Filmen. Ein kleiner Pluspunkt ist übrigens der sehr experimentelle elektronische Soundtrack mit frühen Synthesizerklängen (ergänzt in einer sehr dramatischen Szene durch „Toccata und Fuge“ von Johann Sebastian Bach).
„Raumkreuzer Hydra“ erscheint, wie bereits erwähnt, bei Anolis/Edition Hände Weg als Nummer 7 in der Reihe „Sci-Fi & Horror Classics“. Wählen kann man zwischen zwei schönen, klassischen Covermotiven in der kleinen Hardbox, die jeweils auf 333 Exemplare limitiert sind.
Die Bildqualität ist für einen so kleinen Film sehr gut. Schärfe, Bildstand und Farben überzeugen. Auf ein HD-Mastering hat man verzichtet, da wäre der finanzielle Aufwand sicherlich zu groß und so gibt es nur eine DVD, die aber auch völlig ausreichend ist. Enthalten ist ausschließlich deutscher Stereoton, der gut verständlich ist.
Schön ist, dass man sich bei Anolis auch hier wieder Mühe gegeben hat, ein bisschen Bonusmaterial zu sammeln, von dem es bei solchen Produktionen naturgemäß nicht allzu viel gibt. Man hat einen Audiokommentar von Thorsten Rosemann spendiert, der einige Informationen zum Film und den Beteiligten liefert. Klar, bei so einem schrägen Film wäre ein ein bisschen launigerer Kommentar eines Duos noch unterhaltsamer gewesen, aber dann wäre wahrscheinlich vieles an Information nicht rübergekommen. Man kann nicht alles haben. Dann darf man sich die Filmfassung der Wiederaufführung unter dem sinnfreien „Planet der Affen“-Titel ansehen, wobei ich das noch nicht getan habe und zu Unterschieden zur Ur-Fassung hier noch nichts sagen kann. Alleine die Möglichkeit, zu vergleichen ist aber schon lobenswert. Eine alternative Titelsequenz, mit der Kamera abgeschwenkte Werberatschläge und Filmprogramme und eine hübsche Bildergalerie runden das Ganze ab....was „Raumkreuzer Hydra“ wieder einmal zu einem sammelwürdigen Eintrag in der Reihe macht. (A.P.)
Kritik 2:
Ein Schiff namens Hydra landet auf der Erde, ein paar dämliche Wissenschaftler finden es und dringen ein (ins Raumschiff). Zufällig brauchen die Außerirdischen einen irdischen Atomphysiker, um die Triebwerke zu reparieren. Deshalb werden die Menschen ins All entführt...
Das ist weder sulquant, noch astralgalaktisch, wie die Menschen sich in dem Film auszudrücken pflegen. Man kann aus einem Haufen Kot mit Sicherheit eine nette Skulptur formen, wenn man mit dem Material umgehen kann, aber hier ist der Würgereiz durch extreme Scheisse schon von vorn herein gegeben und die unfreiwillige Komik seitens der, ich wage es kaum auszusprechen, Schauspieler in höchster Form ebenfalls, kann man doch kaum noch von Müll sprechen, tragen doch die weiblichen (ich glaube, es sind Frauen) Netztrikots und Federboa-BHs. Gottseidank sehen dann die Laserschüsse aus wie Flammenwerfer, aber sie sind ja auch im Multiintensivscope-Verfahren abgelichtet. Zusammenfassend gesagt: Wer gerne mal kotzen möchte, ohne sich von guten Sachen ablenken zu lassen, kann gerne den Raumkreuzer Hydra vollkotzen, das macht ihm mit Sicherheit nichts mehr aus!!! (Haiko Herden)
|