Lilith ist eine ausgesprochen attraktive und erfahrene Vampirin, was sie für ihren heutigen „Job“ als Auftragskillerin prädestiniert. In ihrer Freizeit philosophiert sie gerne in Gothic-Discos mit ihren Gruftie-Freunden, die nichts über ihre Identität als Vampirin wissen.
Eines Tages geht bei einem Auftrag eine Kleinigkeit schief und Lilith´s Auftraggeber bekommt Probleme mit mächtigen Leuten. Zudem ist ein Inspektor von Scotland Yard der Vampirin auf der Spur...
Seltsamerweise hat es einige Zeit gedauert, bis „Razor Blade Smile“ seinen Weg nach Deutschland gefunden hat, während der Film in England längst ein kleiner Kultfilm, nicht nur in der Gothic-Szene, ist. Dabei spricht dieser Film eine ganze Reihe von Leuten an, von Fans des Vampirgenres, über Action-Freaks, Splatterfans und Verschwörungstheoretiker bis hin zu Voyeuren. Manchmal ist das fast ein bisschen viel in einem Film, aber insgesamt ist diese Low-Budget-Produktion gut gelungen, nicht nur, weil die Hauptdarstellerin Eileen Daly ausgesprochen nett anzusehen ist und ihre Vorzüge auch ausführlich in hautengen Lackklamotten zeigen darf. Die Story, irgendwo zwischen „Nikita“ und „Blade“, also ziemlich comichaft angelegt, ist hanebüchen und nicht immer nachvollziehbar, zudem auch etwas zu sehr in die Länge gezogen. Das stört jedoch nicht wirklich, denn auf Grund recht guter Kameraführung und –einstellungen, einer Menge Blut und ordentlich umgesetzter Action macht der Film einfach Spaß und man sollte ihn am besten gemeinsam mit einigen Freunden ansehen.
Man muss aber auch klar sagen, dass die Inszenierung weit von einer richtig „großen“ Produktion entfernt ist und die schauspielerischen Leistungen meist auch eher hölzern wirken. Die Special Effects sind solide, aber ebenfalls nicht überwältigend, dafür haben die Macher jedoch ein gutes Händchen, bzw. Auge für einige sehr erotische Szenen bewiesen. Besonders die lesbische Sexszene ist hier sehr gelungen und führt einem mal wieder die klassische Verbindung von Vampirismus mit Sex vor Augen. Das ist übrigens so ziemlich die einzige vampirische Eigenschaft, die hier nicht negiert wird. Alle anderen Dinge (Zurückweichen vor christlichen Symbolen, Sterben durch Sonnenlicht, kein Spiegelbild) werden hier als Unsinn hingestellt. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas in modernen Vampirfilmen gemacht wird, aber ob solche Neuorientierungen hier wirklich notwendig waren, bezweifle ich, denn mit der Geschichte des Films hat das alles wenig zu tun und wirkt ein wenig trotzig, ganz nach dem Motto: „wir machen jetzt mal alles anders, als jeder sonst.“
Eine Sünde ist die Verwendung des Song´s „Bela Lugosi´s Dead“ von Bauhaus in der ersten Discoszene, denn das ist schlicht und einfach aus Tony Scott´s „The Hunger“ (dt. „Begierde“) mit David Bowie und Catherine Deneuve geklaut.
Bei aller berechtigten Kritik ändert sich aber nichts daran, dass dieser Film vor allem Vampir-Fans sicher befriedigen wird.
Ganz nebenbei bemerkt: den kurzen aber netten Schlussgag, der nach dem Abspann kommt, sollte man sich nicht entgehen lassen.
Die deutsche DVD kommt von Sunrise Entertainment, offenbar einem Sublabel von Laser Paradise. Bild und Ton sind gut und neben der englischen Originaltonspur gibt es auch eine deutsche Synchro. Allerdings kommt der Film in Vollbild-Format und nicht, wie auf dem Cover angegeben in Widescreen. Wie so oft bei kleineren Labels, wirkt diese jedoch eher billig und man sollte die Originalfassung vorziehen. Der Konflikt zwischen Qualität und kommerziellen Erwartungen ist hier häufig noch sehr groß.
Das Bonusmaterial ist erbärmlich! Der Trailer ist Standard, ansonsten gibt es ein paar oberflächliche Bio- und Filmographien auf Texttafeln und ein „Making of“, ebenfalls lediglich auf Texttafeln! Das kann man auch auf der Website zum Film nachlesen. Das „Special“ über die Synchronarbeiten beschränkt sich auf zwei Szenen aus dem Film, bei der zwei verschiedene Sprecherinnen zu hören sind. Nur eine davon hat es letztendlich in die Produktion geschafft. Super! Und absolut überflüssig, weil nichts sagend! (A.P.)
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