Beth fährt mit ihren Kindern zu einem Klassentreffen. Als sie die beiden Jungen eine Sekunde aus den Augen läßt, verschwindet der 3jährige Ben und bleibt spurlos verschollen. Sein älterer Bruder Vincent, der auf ihn aufpassen sollte, schweigt. Die Familie zerbricht innerlich, nichts wird mehr so sein, wie es war.
Ein paar Jahre später. Die Familie ist umgezogen. Da klingelt ein Junge aus der Nachbarschaft bei Beth und fragt an, ob er mit Rasenmähen etwas Taschengeld verdienen kann. Beth trifft beim Anblick des fremden Jungen fast der Blitz. Sie ist in ihrer Mischung aus Wahn und Intuition sofort überzeugt, dass dies ihr vermißter Sohn ist. Es bestätigt sich, was Vincent schon lange wußte, aber verschwiegen hatte. Es ist Ben. Es kommt heraus, dass eine ehemalige Mitschülerin von Beth, die sich später umgebracht hat, den Kleinen bei dem Klassentreffen als Ersatz für ihr verstorbenes Kind entführt hatte.
Ben ist jetzt hin und hergerissen zwischen der wiedergefundenen Familie, bei der er sich fremd vorkommt, und dem vertrauten Zuhause bei dem Witwer der Entführerin, den er seit seinem dritten Lebensjahr als fürsorglichen Vater kannte. Und für Teenager Vincent wiederholt sich die Geschichte: Nachdem sich auf einmal alles nur noch um Ben dreht, fühlt Vincent sich wieder zurückgesetzt - genau wie damals als Kind, wo er sich gewünscht hatte, Ben möge für immer verschwinden! Vincent wehrt sich mit allerlei provozierendem Verhalten gegen seine Eltern, von denen er sich gekränkt fühlt, weil sie damals wie heute immer nur den kleinen Bruder in den Mittelpunkt stellen. Schließlich ist es Bens unerschütterliche Bruderliebe, die ihm den Weg in das verbitterte Herz von Vincent öffnet.
Ein ruhig verlaufendes Familiendrama mit Happy End ohne personelle Verluste. Dabei wäre es besser gewesen, anstelle des gelegentlichen Abgleitens in Kitsch- und Klischeeszenen den überaus interessanten Charakter von Vincent tiefer zu beleuchten. Welche dunklen Abgründe in so einer Kinderseele verborgen sein können! Dass er aus Eifersucht den kleinen Bruder verlorengehen ließ und auch später sich dessen Rückkehr in die Familie in den Weg stellt, um die Aufmerksamkeit und Liebe der Eltern ganz für sich zu gewinnen. (Gino Sandberg)
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