Season 1 – Episode 1
(Giftstachel/Ohrhorror – 2001 – MC)
Das heutige Deutschland im Jahre 2084 heißt dann Euroland und ist ein totalitärer Staat. Die deutsche Sprache ist verboten, Bücher von Goethe, Hemingway, Orwell, Stephen King sind verboten, ebenso Musik von Beethoven, Brahms und vielen anderen. Die Menschen werden über Internet und Mobiltelefone komplett überwacht, doch es gibt auch Leute, die sich den Gegebenheiten nicht anpassen wollen, aber das wird mit dem Tode bestraft.
Durch einen Zeitreiseunfall geraten Angela und Silvana in dieses vom Faschismus geprägte Land und müssen sich nun gegen totale Überwachung und Unterdrückung behaupten...
„Zorn“ kommt aus dem Hause Giftstachel/Ohrhorror und ist wohl als eine Art Science Fiction-Ablegerserie der berühmt-berüchtigten Splatterhörspiele. Das Thema erinnert natürlich schnell an Romane wie „Fahrenheit 451“ und „1984“ und andere „Dark Future“-Geschichten. Das Ganze verliert allerdings ein wenig an Intensität durch eine verhältnismäßig trashige Umsetzung. Die gesellschaftskritische Komponente „Euro“ verliert dadurch ziemlich, daraus hätte man deutlich mehr machen können, wobei ich mich sowieso frage, woher diese totale Ablehnung des Euro bei vielen Menschen kommt. Sachen, die durch die Umstellung teurer geworden sind, kaufe ich einfach nicht mehr. Bei meinem früheren Stammbäcker wurden plötzlich manche Brötchensorten 16 % teurer, aber statt mehr als vorher an mir zu verdienen, verdienen die jetzt überhaupt nichts mehr an mir, denn ich kaufe meine Brötchen woanders. Ganz einfach. Und der Deutsche, der nicht angetan davon ist, im Sommerurlaub kein Geld mehr umtauschen zu müssen, soll mir erstmal begegnen. Wer immer noch alles, wirklich alles in DM umrechnet zeigt nichts anderes als eine pure Verweigerungshaltung und scheint nicht in der Lage zu sein, sich neuen Situationen anzupassen. Und da verlangen manche Leute immer von mir, dass ich mich der Gesellschaft mehr anpassen soll, als ich es tue...ich schweife ab. Immerhin, politische Themen in Hörspielen sind bisher noch nicht weit verbreitet gewesen, schon überraschend, dass sich da überhaupt jemand heran traut.
„Zorn“ hat durchaus das Potential, sich zu einer eigenen Zeitreise-Serie zu entwickeln, wenn man etwas bessere Storys entwickelt. Produktionstechnisch ist das wirklich hervorragend gemacht und auch die Sprecherschar agiert größtenteils sehr professionell (mit Ausnahmen), was aber kein Wunder ist, wenn man nachliest, das teilweise viel beschäftigte Synchronsprecher aus Film und Fernsehen dabei sind. Auch Splatterfans kommen auf ihre Kosten und die ein oder andere überraschende Wendung lässt manch wirre Passage schnell vergessen.
Schlussendlich gibt es deutliche Fortschritte bei der Covergestaltung zu vermerken. Auch, wenn da noch einige verbesserungswürdig ist, so wirkt ein gedrucktes Cover doch schon sehr gut.
Fazit? „Zorn (Episode 1)“ ist ein auf dem deutschen Markt einzigartiges Hörspiel, was den Inhalt angeht. Die Macher haben hier ein sehr engagiertes Projekt vorgelegt, das zwar noch nicht perfekt ist, aber auf die Zukunft hoffen lässt. (A.P.)
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