Marie ist Englisch-Dozentin an der Pariser Universität und führt seit 25 Jahren eine glückliche, aber kinderlose Beziehung mit ihrem Mann Jean. 25 Jahre geregeltes Leben ohne große Probleme und ohne große Momente. Wie jedes Jahr fahren sie auch dieses Jahr an die Atlantikküste in ihr Ferienhaus. Bereits am zweiten Tag am Strand verschwindet ihr Mann spurlos, nachdem er ankündigte, dass er baden geht. Marie hat sich unter Kontrolle. Sie weiß nicht, was passiert ist? Ist ihr Mann ertrunken? Hat er Selbstmord begangen, ist er einem Verbrechen zum Opfer gefallen oder hat er sich nur aus dem Staub gemacht und ein neues Leben angefangen? Sie tut so, als sei nichts passiert und als ob ihr Mann immer noch da wäre. Sie redet mit ihm, sie redet mit anderen über ihn, sie sieht ihn und kauft ihm Sachen. Eines Tages lernt sie einen anderen Mann kennen und beginnt eine Affäre mit ihm, doch sie hat das Gefühl, Jean zu betrügen und kann sich an den Neuen auch überhaupt nicht gewöhnen. Einige Monate später findet man die Leiche eines Mannes im Meer, die Jean sein könnte, doch Marie weigert sich, der Wahrheit ins Auge zu sehen…
Regisseur Francois Ozon hat mit dem guten „8 FRAUEN“ und dem genialen „SWIMMING POOL“ bereits von sich reden gemacht und erneut mit seiner Lieblingsdarstellerin Charlotte Rampling einen neuen Film gedreht. Wieder einmal stellt er unter Beweis, dass anspruchsvolles und sehr tiefgängiges nicht automatisch langweilig sein muss. Die Bilder, die hier eingefangen werden, sind meist recht nüchtern und unterstützen die Emotionslosigkeit des Filmes in hervorragender Weise. Charlotte Rampling ist wirklich eine großartige Schauspielerin und ihrer darstellerischen Leistung setzt dem hohen Niveau das I-Tüpfelchen auf. Sie passt perfekt in die Rolle der Frau, die sich der Realität verweigert und sich eine Scheinwelt aufbaut. Eine Frau, die sich davor drückt, Verlust und Trauer zu erleben, so wie sie es geschafft hat, ihr Leben lang möglichst gleichförmig zu gestalten. Wirklich oscarreif, einen Menschen darzustellen, der nach außen hin ausgeglichen, aber innerlich vollkommen zerrissen. Das Ende ist eine logische Konsequenz der ganzen Geschichte, entlässt den Zuschauer aber doch verstört, da nicht alles gesagt wird, weil Ozon vom Zuschauer fordert mitzudenken. Das sollte man auch, denn dann ist die Wirkung noch viel größer und man entdeckt sehr viele spannende Dinge über die Psyche des Menschen und auch irgendwie irgendwo über den Sinn und Unsinn des Lebens. Für mich schon jetzt einer der Filme des Jahres.
Die deutsche DVD von Alamode Film präsentiert den Film in Deutsch (Dolby Digital 5.1) und Französisch (Dolby Digital 2.0) sowie im Bildformat 1:1.85 (16:9 anamoroph). Untertitel sind in Deutsch verfügbar. Als Extras gibt es den Trailer (1:11 Min.), drei ebenfalls sehr gute Kurzfilme des Regisseurs sowie den Trailer zu „ANTONIAS WELT“. Die DVD kommt übrigens in einer normalen DVD-Hülle, die in einem schönen Pappschuber steckt. (Haiko Herden)
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