(Fischer Taschenbuch, ISBN 3596124425)
Der siebzehnjährige Karl Rossmann hatte in Europa ein Verhältnis mit einem Dienstmädchen und wird deshalb von seinen Eltern in die neue Heimat – Amerika – geschickt. Durch Zufall gerät er in die Obhut seines wohlhabenden Onkels, doch als er dessen Unmut erregt, verstößt dieser ihn und so gerät Karl an die Herumtreiber Robinson und Delmarche, die ihn nach Strich und Faden ausnutzen. Bald darauf kann er einen Job als Liftboy in einem Hotel ergattern, doch obwohl er sich alle Mühe gibt, wird er aufgrund einiger Unregelmäßigkeiten herausgeworfen und kommt sogar mit der Polizei in Konflikt. Delmarche und Robinson tauchen wieder auf und Karl wird dadurch der Diener der herrischen Brundelda….
Franz Kafka, der niemals in Amerika war, hat diesen Roman geschrieben, der seiner eigenen Aussage nach „ins Unendliche ausgelegt ist“. Das ist dann sicherlich auch der Grund, warum Kafka diesen Roman auch niemals vollendet hat, das ist dann im Grunde nur konsequent und stört das Gesamtbild eigentlich auch überhaupt nicht. Das Bild Amerikas kennt der Autor nur aus Erzählungen und und Romanen und ist somit nicht gerade realistisch, aber realistische Romane waren noch nie Kafkas Stärke bzw. seine Romane lebten gerade durch seine erstaunlichen Ansichten. Kafka beschreibt die Geschichte von Karl, der trotz größter und ernstester Vorsätze es nicht schafft, sich in die Gesellschaft einzuordnen. Das Leben in Amerika ist von Disziplin und Ordnung geprägt, Ausnahmen gibt es keine und werden sofort bestraft. Charakterisierend für Kafkas Werke ist die blinde Anerkennung von Autorität und im Grunde das Fehlen jeglicher Emotionen. Man lebt nur für die Arbeit und für den Kampf um die soziale Anerkennung. Und dieser Kampf geht vollkommen auf Kosten der Individualität, Karl entfremdet sich immer mehr sich selbst. Wie immer gibt Kafka sehr detaillierte Beschreibungen zum Besten, jede Kleinigkeit wird in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt und bis in die unangenehmsten Kleinigkeiten aufgebröselt. „DER VERSCHOLLENE“ ist für mich allerdings nicht das beste Buch des genialen Schriftstellers. Ich würde immer noch „DIE VERWANDLUNG“ und „DER PROZESS“ als die ganz großen Meisterwerke ansehen. (H.H.)
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