Der Rocker Gerd kommt aus dem Knast und wird von seiner alten Gang herzlich begrüßt. Doch einiges hat sich verändert und Gerd kommt irgendwie nicht mehr so gut zurecht. Er lernt den 15jährigen Mark kennen, dessen Bruder von Zuhältern erschlagen wurde. Gerd zeigt Mark das wahre Rocker-Leben und als sich die Gelegenheit bietet, nehmen sich die Rocker die Zuhälter mal richtig zur Brust...
„Rocker“ ist das, was man als Kultfilm bezeichnet, und das wohl nicht nur hier in Hamburg, wo der Film spielt. 1971, lange bevor Punk ein Thema wurde, wird in diesem Film vom auch heute noch umtriebigen Klaus Lemke eine Subkultur gezeigt, die sich bewusst von der damaligen „normalen“ Gesellschaft abgrenzen wollte. Was den Film eigentlich so außergewöhnlich macht ist die Tatsache, dass für die Rollen echte Menschen, echte Rocker genommen wurden und keine Darsteller. Es sind zwar durch die Bank keine großen Schauspieler, aber dafür garantiert diese Besetzung für Authentizität. Die Handlung, die zum großen Teil episodenhaft ist, tritt hier etwas in den Hintergrund, viel wichtiger ist der Transport eines Lebensgefühls und der Atmosphäre der frühen 70er Jahre. Das wird natürlich vor allem durch unglaubliche Frisuren und Klamotten erreicht.
Für eine Fernsehproduktion im Auftrag des ZDF war „Rocker“ garantiert ziemlich radikal und mutig, die damalige Elterngeneration dürfte die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen haben. Nicht zuletzt durch „Rocker“ dürften einige weithin bekannte Sprüche und Floskeln den Eingang in die Umgangssprache der 70er und 80er Jahre gefunden haben („Mach dich grade!“, „Ey, Du Klappstuhl“...). Deutlich wird auch, dass „Rocker“ zumindest was die Stimmung angeht, Vorbild für so unterschiedliche Produktionen wie „Nordsee Ist Mordsee“ oder „Rollo Aller 1+2“ gewesen sein dürfte. Der deutsche „Easy Rider“ halt und das im besten Sinne.
Mehr zu „Rocker“ und anderen Werken von Klaus Lemke gibt es auf der liebevoll gestalteten Website www.mach-dich-grade.de .
In Deutschland gibt es eine DVD des Films von Klappstuhl-Produktion, nach der man sich auf jeden Fall mal in den einschlägigen Auktionshäusern umschauen oder sich an die Emailadresse lotu19@web.de wenden sollte. Zwar ist die Bildqualität allenfalls solide, aber Aufgrund fehlender Alternativen kann man hier trotzdem zuschlagen, weil der Film einfach Pflicht ist. Nehmen wir das einfach mal als Basis-Veröffentlichung, denn Bonusmaterial gibt es leider nicht zu bewundern, obwohl Interviews oder ein Audiokommentar mit/von Klaus Lemke und Gerd Kruskopf doch eigentlich kein allzu großes Problem sein sollten. (A.P.)
|