(Merve, ISBN 3883960217)
Die Genialen Dillentanten sind Musiker, die nichts können und trotzdem Musik machten (oder Kunst, um es nicht nur auf die Musik zu beziehen). Der Begriff hat sich 1981 begründet, als am 4. September 1981 im Berliner Tempodrom ein Festival mit gleichnamigem Namen stattfand. Hier traten Musiker auf, wie zum Beispiel BLIXA BARGELD mit seinen EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN, DIE TÖDLICHE DORIS, CHRISTIANE F. und einige mehr. Ihr Ziel war es, durch musikalisches Unvermögen eine neuartige musikalische Kunst zu schaffen, Althergebrachtes zu zerstören. Dieses Buch bietet 31 textliche Beiträge von BLIXA BARGELD (EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN), GUDRUN GUT (MALARIA), FRIEDER BUTZMANN, WOLFGANG MÜLLER (DIE TÖDLICHE DORIS) und viele mehr. Das Ganze ist natürlich recht strange, manches einfach nur dadaistisch, manches höchst intelligent, was oft freilich durch eine allzu experimentelle Darstellungsweise im Verborgenen bleibt. Das Buch ist teilweise recht anstrengend, will es wahrscheinlich auch sein, und vor allem ein echtes Zeitgeist-Werk. Es atmet den Geist der Endsiebziger/Frühachtziger, wo Konventionen einfach zum Einsturz gebracht wurden. Das beweist alleine schon die Schreibform von „Dilletant“, denn streng genommen müsste es „Dilettant“ heißen. Es liest sich manchmal wirklich nicht leicht und manchmal weiß man auch gar nicht, was eigentlich gesagt werden soll, aber nie wieder war Dilletantismus/Dilettantismus so künstlerisch wie damals. Dilettantismus heute hat eher etwas mit Dummheit der heutigen Jugend zu tun, damals gab es noch etwas, was Musik noch wirklich ausmachte: Rebellion. Das ist es, was ich heute so vermisse in der angepassten Musiklandschaft. (H.H.)
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