Nicht alle Söhne reicher Eltern sind begeistert davon, in ein erzkonservatives christliches Internat gesperrt zu werden und gehorsam die Befehle ihrer gestrengen Väter befolgend ihre Jugend mit dem Büffeln für das Studium oberätzend langweiliger Elite-Berufe zu verschwenden. Der neue Lehrer John Keating (Robin Williams) kann das nachfühlen, und mit seinen überaus unkonventionellen Unterrichtsmethoden beschwört er einen Haufen unruhestiftender Geister herauf. Unter den argwöhnischen Augen des Kollegiums gelingt es ihm, mit rebellischen Thesen die Jungen für das sonst eher unpopuläre Thema Literatur zu interessieren. Im Jahrbuch der Schule finden sie heraus, dass Keating dereinst selbst Schüler des ehrwürdigen Hauses gewesen war und einem geheimnisvollen und skandalumwitterten "Club der toten Dichter" angehörte. Und unversehens erlebt dieser Club eine Wiederauferstehung dergestalt, dass sich die Jungs, von Keating ermuntert, nächtens in eine Höhle schleichen, um in der Runde aus klassischen wie auch selbstverfassten Werken der Dichtung vorzulesen. Neal (Ethan Hawke) findet gar seine Berufung in der Poesie und möchte viel lieber Schauspieler werden, als Rechtsanwalt. Das führt natürlich zu einem handfesten Konflikt mit seinem autoritären Vater. Der Machtkampf zwischen dem aufbegehrenden Selbstbestimmungsbedürfnis des Jungen und der diktatorischen Fremdbestimmung durch den Vater endet tragisch...
Angesichts der hier thematisierten brutalen Psychogewalt gegen Jugendliche bleibt einem das Lachen über die zwischendurch eingestreuten Flegeleien des halbwüchsigen Internatslebens eher im Halse stecken. Der Film erreichte Kultstatus, und wenn auch die Kritik ihn als etwas einfältig schilt, ist er doch ein treffendes Plädoyer gegen die autoritäre Kinderdressur durch egoistische Eltern. Und Ethan Hawkes glänzende Augen verkörpern die glühende Leidenschaft des geborenen Schauspielers. (Haiko Herden)
MAURICE JARRE
CD-46 Dead Poets Society OST / The Year Of Living Dangerously OST
Milan (1996)
Diese Edition enthält gerademal 17 Minuten aus MAURICE JARRES Score zum Kultfilm "Club der toten Dichter". Das Titelthema "Carpe Diem" und Neals Tanz bei der Theateraufführung des "Sommernachtstraum"; traurige und auch zauberhafte stille Weisen mit Harfe und Flöte. Die gespenstisch düstere Musik aus der herbstnächtlichen Wanderung zur Höhle ist nur fragmentarisch enthalten. Gerade diese Passage hätte man auf der CD ruhig ausgiebiger anbieten können. So endet der Soundtrack unversehens mit der Schlußszene "Keating's Triumph" und dem Abspann, bevor der Film überhaupt gelaufen ist. Anfang und Ende, und nichts dazwischen. Wahrlich eine ärgerlich dürftige Soundtrack CD - denn wer zum Teufel braucht an dieser Stelle Beethovens Neunte, die, auch wenn sie im Film vorkommt, nun mal nicht von MAURICE JARRE komponiert wurde.
Im weiteren gibt es hier dann von MAURICE JARRE ein Stück aus dem Melodram "Witness" und 22 Minuten fernöstlich Angehauchtes aus "The Year Of Living Dangerously". Des Rätsels Lösung für diese Mixtur: Alle drei Filme haben nicht nur denselben Komponisten, sondern mit Peter Weir auch denselben Regisseur. (O.K.)
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