Seit langer Zeit plante man in China in den drei Schluchten Qutang, Wuxia und Xiling einen Staudamm, um den Yangtze zu stauen, u.a. um die Bevölkerung vor Überschwemmungen zu schützen. Der Bergmann San-ming Han kommt hier in seine alte Stadt, weil er auf der Suche nach seiner Ehefrau ist, die ihn vor 16 Jahren zusammen mit ihrem gemeinsamen Kind verlassen hat. Doch er muss erkennen, dass sein einstiges Haus inzwischen der ersten Staustufe zum Opfer gefallen ist. Zur gleichen Zeit wie San-ming Han kommt die Krankenschwester Shen-hong Guo in die unbewohnte Stadt. Sie will ihren Mann sprechen, der sich seit zwei Jahren nicht mehr bei ihr gemeldet hat, doch auch ihr Haus ist inzwischen ein Opfer des Wassers…
Die Hintergrundgeschichte mit dem Staudamm in der Provinz Szechuan ist real, die Kulissen in diesem Film auch. Der Bau des Staudamms war stark umstritten, denn unzählige Menschen mussten umgesiedelt werden und ganze Städte verschwanden in den Fluten, zusammen mit diversen traditionellen und architektonischen Sehenswürdigkeiten. Der Film spielt in den realen Städten, die kurz vor der Flutung stehen, die von Abrissfirmen systematisch platt gemacht werden. Und genau diese zerstörerischen Arbeiten sieht man im Hintergrund am laufenden Band. Da fallen Wände um, da stürzen ganze Hochhäuser in sich zusammen, überall ist die Stadt im Niedergang begriffen. Überall wird altes Leben zerstört, das an anderer Stelle neu entstehen wird. Auch das Leben der beiden Protagonisten ist in den Fluten verschwunden, und beide müssen nun ihr Leben an anderer Stelle neu starten. Apokalypse und Neubeginn in einem, man muss zerstören, um aufzubauen, am Boden sein, um sich aufzurappeln. So ist „STILL LIFE“ auf der einen Seite deprimierend und pessimistisch, auf der anderen Seite aber doch wieder voller Hoffnung und, wie es für asiatische Filme üblich ist, manchmal leicht surrealistischen Szenen. Ein wunderbarer Film.
Die deutsche DVD von Eurovideo präsentiert den Film in Mandarin (Dolby Digital 2.0) sowie im Bildformat 1:1.78 (16:9 anamorph). Untertitel sind in Deutsch verfügbar. Als Extras gibt es den Zusatzfilm „DONG“ (66 Min.), der im Zuge von „STILL LIFE“ entstanden ist. Zusätzlich gibt es Hintergrundinfos und eine Bildergalerie. (Haiko Herden)
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