Jedes Jahrzehnt bringt seine abgestürzten Pop- und Rockstars hervor. In den 60ern war es vielleicht Jim Morrison, in den 70ern zum Beispiel Marc Bolan, Mitte der 80er war Nick Cave ein Drogenwrack, die 90er wurden durch Kurt Cobain geprägt und heute ist es, vielleicht, Pete Doherty, der mit seinen beiden Bands The Libertines und Babyshambles nicht unbedingt Charthits abgeliefert hat, durch seine Drogensucht und seine chaotische Beziehung zu Supermodel Kate Moss aber ständig in den Schlagzeilen stand. Aktuell darf die Multimediagesellschaft die komplette Selbstzerstörung von Amy Winehouse mitverfolgen, während Doherty nach dem Ende seiner Beziehung zu Moss etwas aus dem Rampenlicht verschwunden ist. „The Beauty And The BeEast“ ohne „Beauty“ ist nur noch halb so interessant und so muss Doherty wieder verstärkt versuchen, durch seine Musik ins Rampenlicht zu kommen. Die Babyshambles sind aber auch eine richtig gute Band, nur scheint das kaum jemanden zu interessieren, außer den Leuten, die schon vor der Moss-Sache auf undergroundigen Rock’n’Roll standen.
Und dass es bei solchem Medienrummel schnell auch alle möglichen Begleiterschenungen zum Hype gibt, ist kaum überraschend. Seamus Craigs Buch über Peter Doherty und seine Bands The Libertines und Babyshambles ist dabei noch eines der erfreulicheren Produkte. Relativ unaufgeregt und überwiegend wirklich auf die Musik, statt die Drogeneskapaden konzentriert erfährt man so einiges, was in der Karriere des Mannes interessant war und ist. Hier geht es zwar nicht richtig in die Tiefe, aber wenigstens wird ohne Skandalgetöse recht sachlich berichtet, wobei natürlich die Yellow-Press-Themen nicht verschwiegen werden.
Die ganze Geschichte wird mit jeder Menge Bildmaterial ergänzt, was für Fans schon den Kauf des Buches lohnenswert machen dürfte.
Sicher wird dies nicht die ultimative Pete Doherty Biografie bleiben, alleine schon, weil die Geschichte noch lange nicht zu Ende ist, sondern offen bleibt, so lange, man verzeihe mir diese Anmerkung, Pete Doherty nicht an seiner Sucht verreckt ist. Denn auch heutzutage wollen die sensationsgierigen Massen ihre tragischen Helden haben, auch, wenn sie deren eigentliches künstlerisches Werk gar nicht kennen. (A.P.)
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