(Heyne Verlag, ISBN 3453433432)
Edgar Freemantle war eigentlich ein sehr erfolgreicher Bauunternehmer, bis ihm auf einer Baustelle ein Kran in seinem Auto einquetschte. Er überlebte knapp, verlor aber einen Arm, hatte arge Dellen im Kopf und Sprachprobleme. Dies führt seither zu gelegentlichen Gewaltausbrüchen. Er gibt seinen Beruf auf, schließlich hat er schon einiges Vermögen angesammelt, und nachdem sich seine Frau von ihm trennt, fährt er zur Genesung und Rehabilitation zusammen mit seiner Wutmanagerpuppe (die er im Falle von Wutausbrüchen zum Abreagieren benutzen soll) mietet er sich für einige Zeit ein Haus auf Duma Key, einer Halbinsel von Florida. Hier will er sich ausführlich seinem lange unterdrückten Hobby, der Malerei widmen. Auf Duma Key lernt er Wireman kennen, den Pfleger seiner demenzkranken Vermieterin. Die beiden werden dicke Freunde. Die Gemäld von Freemantle werden erstaunlich eindringlich, doch immer Grauen erregender. Etwas abgelenkt von dieser unheimlichen Geschichte wird er, als sich Kunstsachverständige für seine Werke interessieren und eine Ausstellung organisieren, die ein unglaublicher Erfolg wird. Doch da haben die Bilder schon lange ein unheimliches Eigenleben entwickelt und ein Geist namens Perse drängt an die Oberfläche. Bald schon sind die ersten Toten zu beklagen...
Zu allererst muss man zu dem 2008 von Stephen King geschriebenen (und 2009 als Taschenbuch in Deutschland erschienenen) Roman sagen, dass er deutlich zu lang geraten ist. Ein bisschen Straffung hätte dem Ganzen sicher gut getan, so erscheint es mit fast 900 Seiten leider ein bisschen zu arg gedehnt, es dauert ewig, bis es erst einmal richtig losgeht - und selbst dann zieht sich alles. Das ist allerdings auch schon der einzige ernsthafte Kritikpunkt. Insgesamt ist es sicherlich vermessen, den Autoren ständig mit seinen älteren Werken zu vergleichen, insgesamt ist der Horror in seinen Büchern schleichender geworden, man könnte die Bücher teilweise auch als nachdenklich bezeichnen. Das ist mit Sicherheit auch ein Grund, warum die neueren Romane von ihm auch nicht mehr verfilmt werden. "WAHN" jedenfalls nimmt sich Zeit für seine Figuren, sie werden tiefgehend charakterisiert, bis auf die Figur des Jack vielleicht, der zwar eine wichtige Rolle spielt, aber von der Person her ziemlich blass bleibt. Viele Menschen vermuten, dass King viele autobiographische Dinge bzgl. des Unfalls von Edgar Freemantle mit in das Buch geschrieben hat, denn auch er hatte - es war 1999 - einen ziemlich schweren Autounfall, bei dem er fast gestorben wäre. So bleibt insgesamt zu sagen, dass "WAHN" leicht lesbar ist, relativ fesselt und durchaus empfehlbar ist. (Haiko Herden)
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