Zwei Autos haben einen relativ harmlosen Unfall. Blechschaden, aber keine Person kam zu Schaden. Dummerweise haben beide Fahrer wichtige Gerichtstermine, Banek ist Anwalt und hat einen extrem wichtigen Fall, der über seine Zukunft entscheidet und Gipson muss vor dem Richter um das Besuchsrecht für seine beiden Söhne kämpfen. Baneks Auto ist noch fahrtüchtig und er lässt Gipson einfach im Regen stehen, was für Gipson erhebliche Konsequenzen hat: Er darf seine Söhne nicht mehr besuchen, weil die Richter sauer sind, dass er nicht zur Verhandlung erschien. Banek allerdings hat auch Pech, denn bei dem Unfall hat er eine wichtige Akte verloren, die für den Prozess entscheidend war und so droht er seinen Prozess zu verlieren. Ausgerechnet Gipson ist durch Zufall beim Unfall in den Besitz dieser Akte gekommen. Beide sind extrem sauer aufeinander und sie gehen aufeinander los. Ein Racheakt wird von nächsten abgelöst...
Eine wirklich interessante Ausgangssituation. Ein oberflächlicher Hollywood-Regisseur hätte hier gezeigt, wie sich die zwei gegenseitig zerfleischen, doch Roger Michell geht einen Schritt weiter: Er zeigt die beiden Menschen nicht als stereotype Charaktere, die nur ihrem Racheinstinkt folgen, er zeigt, dass sie ganz andere Motive haben, für die sie kämpfen. Gipson geht es in erster Linie darum, dass er seine Söhne weiterhin sehen darf und da dies zu scheitern droht und er nicht gelernt hat, seine Wut zu kompensieren, lässt er sie an Banek aus. Banek steht unter der väterlichen Fürsorge seines Chefs, für den moralische Fragen erst auf den hinteren Plätzen zu finden sind. Banek erkennt in all dem Chaos, dass es wichtig ist, auch Menschlichkeit zu zeigen. Eingangs erwähnte ich, dass ein Hollywood-Regisseur das Ganze wahrscheinlich extremer gezeigt hätte, doch man muss auch sagen, dass das Ende des Filmes dann wieder viel zu versöhnlich stimmt. Es hätte ruhig einige Spuren drastischer sein können, ohne dass man auf das Happy End hätte verzichten müssen. Na ja, trotzdem, „SPURWECHSEL“ ist eine nette Abhandlung über Leute, die in ihrer Wut und in ihrer Arroganz jegliche Verhältnismäßigkeit verlieren. Mehr Tiefe aber hätte mehr Spaß gemacht. (Haiko Herden)
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