(Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 3421045097)
"Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook". Christian Stöcker ist Chefredakteur der "Netzwelt"-Abteilung bei Spiegel Online und legt hier dieses Sachbuch vor. Es beginnt... mit den Anfängen, also noch vor den Zeiten des Commodore 64. Sobald es dann zu dem Thema C64 kommt, hat man dann auch den vergnüglichsten Teil des Buches zu fassen, denn jeder, der die Zeit miterlebt hat und so ein Gerät zuhause stehen hatte, wird sich hier mit dem Autoren identifizieren können. Doch aus Spaß wird dann auch bald wieder Ernst, denn Stöcker begibt sich aus den rein persönlichen Erinnerungen mit dem ersten richtigen Heimcomputer zur recherchierten Geschichte des Internets und insbesondere der Hackerkultur, die zwar weltweit (bzw. hauptsächlich in den USA) stattfand, die hier aber aus deutscher Sicht erzählt wird. Und auch deutsche Hackermeilenstein und Verschwörungstheorien (Karl Koch & Co.) kommen hier nicht zu kurz. Das Ganze geht dann langsam bis in die heutige Zeit hinein, also eben zu Twitter und Facebook, wie oben schon erwähnt. Stöcker beleuchtet allerdings nicht nur die Nerdszene an sich, sondern betrachtet parallel auch die politische und wirtschaftliche Lage, die maßgeblich an der Entwicklung des Internets beteiligt waren und sind. Ein großes Thema ist auch die Freiheit im Internet, die so selbstverständlich nicht ist und für die es sich lohnt zu kämpfen. Passend zu dem Thema: Die deutsche Politik kommt in dem Werk gar nicht gut weg, und dabei geht es nicht einmal um die Technikfeindlichkeit der Grünen und die Totalverbannung von PCs aus deren Büroräumen in den Anfangstagen, auch die heutige Politik stellt sich selbst immer wieder Armutszeugnisse aus, und zwar parteiübergreifend. Da das Buch 2011 veröffentlicht wurde, sind sogar "Die Piraten" schon ein Thema, allerdings noch nicht mit ihrem rauschenden Ergebnis in Berlin. Alles in allem ein gut geschriebenes, schnell gelesenes und über weite Strecken informatives Buch, das allerdings hier und da ruhig ein wenig mehr in die Tiefe hätte gehen können, um echte Nerds anzusprechen. (Haiko Herden)
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