Dave ist ein leicht nerdiger, ansonsten aber ziemlich durchschnittlicher New Yorker Teenager. Inspiriert durch seine Superhelden-Comics fragt er sich, warum nicht längst andere Comic-Leser sich entschlossen haben, ihren Idolen nachzueifern. Also beschließt der Junge selber, sich ein Kostüm zu entwerfen und auf Verbrecherjagd zu gehen, Doch schon sein erster Einsatz bringt ihn schwer verletzt ins Krankenhaus. Wieder entlassen, hat er diverse Metallteile in seinem Skelett und einen Nervenschaden, der ihn kaum noch Schmerzen spüren lässt. Zufällig wird er gefilmt, wie er gegen ein paar Kriminelle kämpft und das Video wird im Internet zu einem Knaller, Dave ist nun ein echter Superheld mit dem Namen Kick-Ass.
Das gefällt einem mächtigen Gangsterboss gar nicht und er will Kick-Ass ausschalten, doch da tauchen zwei weitere Superhelden auf, Big Daddy in einem Batman-artigen Kostüm und die kindliche Hit-Girl, die gnadenlos unter den Gangstern aufräumen. Dabei haben sie durchaus eigene Interessen. Und mit Red Mist taucht eine weiter maskierte Gestalt auf, von der man nicht weiß, auf welcher Seite sie steht. Für Dave hat sich alles von einem weitgehend harmlosen Spiel zu einem ernstzunehmenden Kampf auf Leben und Tod entwickelt und am Ende muss er sich entscheiden, ob Kick-Ass weiter ein Held ist oder er in sein unauffälliges Leben an der Schule zurückkehrt…
Ich muss zugeben, dass ich erst vor recht kurzer Zeit begonnen habe, mich für „Kick-Ass“ zu interessieren, genauer gesagt, als ich gelesen habe, dass Chloe Grace Moretz („Carrie“-Remake, „Dark Shadows“) mitspielt und zwar in einer Rolle, die für eine damals 13jährige mehr als ungewöhnlich und gewalttätig ist. Die Junge Schauspielerin dürfte einer der kommenden Stars in Hollywood sein und mit „Kick-Ass“ hat sie sich schon sehr früh eine mit Sicherheit sehr treue Fangemeinde gesichert, denn der Film ist dermaßen abgedreht, dass man ihn nur lieben oder hassen kann. Ich tendiere zu ersterem, weil er so wunderbar over the top ist, dass man ihn staunend mit offenem Mund ansieht, weil die Kombination aus Superhelden-Parodie und hartem Action-Film genauso überraschend wie unterhaltsam ist.
In erster Linie beschäftigt sich „Kick-Ass“ mit dem Phänomen der „Real Life Superheroes“, die es in Amerika tatsächlich gibt. Allerdings wird hier gezeigt, dass das eben ganz normale Menschen sind, die schnell auch mal auf die Fresse kriegen können, weil sie keine Superkräfte haben und ihre eigene Kraft überschätzen. Der Polizei sind sie sicher ein Dorn im Auge, die Medien lieben es natürlich, wenn einer von ihnen zufällig doch mal einen bösen Jungen in die Flucht schlägt. Das hätte eine leidlich unterhaltsame Komödie werden können, die man schnell wieder vergisst. Was den Film aber davon abhebt, ist ein herrlicher Sarkasmus und brutale Gewaltszenen, die die FSK 16-Freigabe nur erklärbar scheinen lassen, weil die Prüfer die comichafte Übertreibung tatsächlich verstanden haben. Ein wirklich guter Soundtrack und die augenwzinkernde Verwendung zahlreicher Klischees tragen zum Spaß nachhaltig bei.
Die Besetzung der Hauptfiguren ist gut gelungen. Aaron Johnson als Dave überzeugt als Durchschnittstyp, der gerne ein aufregenderes Leben führen will, Christopher Mintz-Plasse ist der verwöhnte Bengel, der es seinem Gangster-Vater unbedingt recht machen will , Mark Strong als Ober-Mafioso ist herrlich überzeichnet böse und Nicolas Cage als „Big Daddy“ spielt mit ordentlicher Selbstironie und sichtbar großem Spaß eine seiner besten Rollen der 2000er Jahre. Auch die kleineren Rollen sind einwandfrei besetzt. Über allen steigt aber Chloe Grace Moretz hervor, die nicht nur ganz bezaubernd ist, sondern auch total überzeugend die kleine Superheldin darstellt und gnadenlos unter den Bösen aufräumt. Das dürfte ihr riesigen Spaß gemacht haben, was man ihrem Spiel auch anmerkt. Vergleichbar ist ihre Rolle ein bisschen mit der von Natalie Portman in „Leon – Der Profi“ und was aus der geworden ist, muss man wohl nicht extra erwähnen. Ähnlich liebenswert war wohl nur Drew barrymore in „Der Feuerteufel“. In „Let Me In“, „Hugo Cabret“, „Dark Shadows“, „Runaway Girl“ und eben „Carrie“ hat sie weitere außergewöhnliche Rollen gespielt, wobei ihre Filmographie von 2001 bis 2013 schon über 30 Auftritte umfasst, was ausgesprochen bemerkenswert ist. Bleibt zu hoffen, dass sie weiter besondere Rollen annimmt und nicht zum 08/15-Teenie-Star wird, der mit der Rollenwahl irgendwann nur noch auf Nummer sicher geht. Zumindest in „Kick-Ass 2“ ist sie auch wieder dabei.
Mal sehen, ob die Fortsetzung noch eine Steigerung ist, wobei das bei der Gewalt kaum noch möglich erscheint, zumindest, was einen Mainstream-Film angeht, der nicht ein ernsthaftes Thema zum Inhalt hat oder von einem großen Regisseur ist.
„Kick-Ass“ ist sicher kein filmisches Meisterwerk, wer aber eine knallbunte, gewalttätige Superhelden-Parodie im Stil eines Kevin Smith-Films mag, mit zahlreichen Anspielungen auf Filme wie „Leon – Der Profi“, „Matrix“, „Sin City“, „Spider Man“, die Filme von John Woo oder auch Quentin Tarantino und Ego-Shooter-Spiele, kommt an „Kick-Ass“ kaum vorbei, und sei es nur wegen Chloe Grace Moretz.
Ein großer, zynischer und politisch vollkommen unkorrekter Spaß.
Die deutsche Blu Ray von Universal ist in der FSK 16-Version ungeschnitten und bietet natürlich einwandfreie Bild- und Tonqualität. Als Sprachen kann man Deutsch und Englisch und zusätzlich Spanisch und Portugiesisch auswählen, als Untertitel Deutsch, Englisch und Spanisch.
Das Bonusmaterial überzeugt mit einem Audiokommentar des Regisseurs, einem interessanten Making of in Spielfilmlänge, einer Featurette über die Comicvorlage und umfangreichen Bildergalerien. Pflichtkauf für Fans von abgefahrenen Filmen! (A.P.)
|