Die Literaturstudentin Anastasia Steele interviewt den reichen Firmenbesitzer Christian Grey. Die beiden scheinen sich zu mögen, denn sie turteln in der nächsten Zeit ein wenig herum. Als Sex im Raum steht, beichtet Grey, dass er auf SM steht, dass er keine Beziehungen mit Gefühl will, sondern nur eine, bei der er der Herr und sie die Sklavin ist. Das Ganze würde ein Vertrag regeln, der genau beschreibt, was geht und was nicht. Anastasia lässt sich darauf ein und findet bald selbst Gefallen daran, bis sie merkt, dass es auch für sie eine Grenze gibt und dass ihr der Sinn letztlich doch irgendwie nach einer gutbürgerlichen Hochzeit steht…
Ich habe es doch getan, ich habe dieses Werk angeschaut. Einerseits ist es einfach, in den „Ha ha, wie lächerlich“-Tenor miteinzusteigen, weil man so etwas als Möchtgern-Intellektueller einfach muss, andererseits gibt der Film tatsächlich kaum Gelegenheit, ein gutes Wort zu hinterlassen. Ich muss zuallererst zugeben, dass ich das Buch nicht gelesen habe und mit absoluter Sicherheit auch niemals lesen werde, insofern werden hier Buch-Film-Vergleiche nicht stattfinden.
Die Qual fängt bei der Auswahl des männlichen Hauptdarstellers an. Dieser unangenehme Lackaffe soll der totale SM-Typ sein? Wenn aus diesem Milchbubi-Gesicht, das auch einem 14-Jährigen gehören könnte, der Satz „Ich schlafe mit niemandem, ich ficke hart“ kommt, weiß man nicht so genau, ob man lachen oder sich doch eher fremdschämen sollte. Schämen, weil man selbst gerade Lebenszeit opfert, schämen, weil ein vermutlich klardenkendes Filmteam solch albernen Müll mit vollem Ernst auf die Leinwand bringt, und vor allem, weil nur wenige Minuten später eine der langweiligsten Blümchensexszenen der Filmgeschichte folgt. Überhaupt, dieser ach so mysteriöse Christian Grey hat den psychologischen Unterbau eines Groschenromans. „Ich wurde sechs Jahre von einer älteren Frau als Sklave gehalten, deshalb bin ich heute dominant.“ Ich bin kein Spezialist in Sachen Sadomaso, aber diese Erklärung erscheint mir ein wenig zu abgeschmackt und billig, so als würde jemand sagen: Ich musste früher ständig Kaffee trinken, deshalb trinke ich heute nur noch Tee. Oder als Kind hatte ich einen Hund, deshalb stehe ich heute auf Katzen. Nervig ist obendrein dann auch noch, dass dieser „hart fickende“ Christian Grey ständig seine eigenen Regeln bricht und sich so seinen Filmcharakter am laufenden Band selbst demontiert und unglaubwürdig macht. Ja, ich verstehe den Sinn der Geschichte schon, dass eine „Normale“ den „Unnormalen“ nach und nach „normal“ macht, aber ist das nicht der grundkonservativste Mist überhaupt?
Wie dem auch sei, dass „FIFTY SHADES OF GREY“ keine tief angelegte Charakterstudie ist, sondern eine billige Liebesgeschichte mit etwas provokantem Thema, das war ja schon immer klar, da konnte man sicherlich auch nicht mehr erwarten. Richtig dämlich wird es aber, wenn die SM-Akte an sich in den Fokus rücken. Die sind ja eigentlich das Herz der Geschichte, der Teil, der die Reihe so richtig bekannt machte. Da hat sich dieser Mann schon ein „Spielzimmer“ („von dem meine Mutter natürlich nichts weiß“) mit allem Drum und Dran eingerichtet, aber was genau passiert da? Ich kann da gerne mal spoilern: Es wird eine kleine Gerte benutzt, mit der Herr Grey seiner Sklavin ein bisschen auf die Pobacken haut. Und um eine Steigerung reinzukriegen, wird am Ende dann mal ein Gürtel benutzt. Oh Schockschwerenot, ich sehe schon, wie den entsetzten Damen im Kino die Schamesröte auf die Wangen gezaubert wird, während sich die Backen der Protagonistin bei diesen „hart fickenden“ Schlägen mit Sicherheit nicht färbten, trotz Zuhilfenahme eines Gürtels. Im Buch soll es ja etwas mehr zur Sache gehen, aber ich befürchte, die Offenbarung wird auch dort nicht geliefert.
Es ist schade. Ich hätte gerne auch was Besseres zu dem Film geschrieben, denn es ist ermüdend, das zu wiederholen, was schon etliche vorher sagten. Und vor allem bin ich ja eigentlich auch ein Typ, der Film e mit dreiköpfigen Haien oder radioaktiven Kannibalen mag, dann hätte mir dieser Trash doch eigentlich auch irgendwie gefallen müssen. Doch leider nimmt sich das Werk selbst viel zu ernst und ist somit in seiner Oberflächlichkeit und Einfachheit nur noch ärgerlich. Was bleibt also zu sagen? Der Film ist exakt das, was man erwartet hat, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn weniger geht ja irgendwie auch gar nicht. (Haiko Herden)
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