Oskar Schindler, erfolgreicher Geschäftsmann und Mitglied in der NSDAP, bemüht sich, eine bankrotte Emailwarenfabrik in Krakau zu kaufen. Da ihm das Eigenkapital fehlt, stellt er den jüdischen Buchhalter Itzhak Stern ein, der ihm das Kapital für den Kauf besorgt und zugleich jüdische Arbeitskräfte, die nur wenig Lohn erhalten, aus dem Ghetto anheuert. Dies ist der Beginn von Steven Spielbergs Film, der auf wahren Begebenheiten beruht und vor dem Hintergrund des Holocaust spielt und sieben Oscars und unzählige andere Filmpreise gewann. Der Film erzählt die Geschichte eines Fabrikanten, der anfangs, wie es einem Geschäftsmann geziemt, auf Profitmaximierung konditioniert war, angesichts der Grausamkeiten, die sich direkt in seinem Umfeld abspielen, jedoch erkennt, was wichtig ist und dann entsprechend im Rahmen seiner Möglichkeiten handelt. Eine Charakterentwicklung also, die sich vollzog, weil die Menschlichkeit direkt vor seiner Nase immer mehr erstarb. Steven Spielberg produziert ja meist Popcorn-Filme, versucht sich zwischendurch aber auch immer mal an etwas Relevanten, und dieser Film hier ist vermutlich sein Höhepunkt in dieser Beziehung. Eine Version aus deutschen Landen wäre garantiert nach hinten losgegangen, inhaltlich und inszenatorisch. Spielberg produziert (schwarzweiße) Bilder, die für immer im Gedächtnis bleiben, die den Schrecken rekonstruieren (wobei man den wahren Schrecken natürlich nie auf Film bahnen kann) und bei denen man sich ständig nur fragen kann, wie Menschen so gefühlskalt und hart werden können, wie sie hier waren. Man kann Bücher füllen mit dem Thema, und man kann auch Bücher füllen nur mit Ansichten und Informationen über diesen Film, ob es richtig ist, überhaupt einen geläuterten Nazi zu zeigen, der womöglich eine Art Erlöser des deutschen Volkes darstellt, oder ob die drastische Zurschaustellung der ganzen Gewalt wichtig ist oder nicht, und darf man diese Gewalt so explizit zeigen oder sollte man es sogar, und viele Fragen mehr kann man diskutieren. In jedem Fall aber: "SCHINDLERS LISTE" sollte (neben der deutschen Serie "HOLOCAUST"), jedem Menschen in der Schule einmal vorgeführt werden, weil er mehr Emotionen hervorruft als jede Doku oder jedes Geschichtsbuch, und er sich so tief in die Seele brennt, dass man sich zehnmal überlegt, womöglich in die falsche politische Richtung abzudriften. Vermutlich ist "SCHINDLERS LISTE" in dieser Hinsicht einer der wichtigsten Filme der Filmgeschichte. (Haiko Herden)
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