Heinz Hellmich ist ein Mann, wie ihn vermutlich jeder kennt – oder fürchtet. Mitte 50, Kommunikationsabteilung, immer ein bisschen zu laut im Büro, immer einen schlechten Spruch zu viel auf den Lippen. Als er mitbekommt, dass sich die Welt um ihn herum irgendwie verändert – jüngere Kolleg*innen, Diversitätsbeauftragte, Gendersternchen und vegane Kantinenkost – kriegt Heinz kalte Füße. Und zwar nicht nur, weil er seine Karriere retten will, sondern auch, weil er das Gefühl hat, er sei jetzt plötzlich das Problem. Also lädt er seine Kolleg*innen zu einem Abendessen in die heiligen Hallen seines Eigenheims ein, um zu beweisen, dass auch er modern, offen und irgendwie "woke" ist. Was dann passiert, ist eine Aneinanderreihung von peinlichen Missverständnissen, verkrampft-überkorrigierten Versuchen, bloß niemanden zu kränken, und einem sozialen Desaster in mehreren Gängen. Irgendwann ist dann auch der Chef da, die Kinder mischen mit, und es wird mehr diskutiert, gestritten und geschrien als gegessen...
Es gibt Filme, bei denen man schon beim Lesen des Filmtitels ahnt, wie das Ganze endet – "ALTER WEISSER MANN" ist genau so ein Film. Leider. Regisseur und Drehbuchautor Simon Verhoeven, der sich ja schon öfter an Komödien mit gesellschaftlichem Anstrich versucht hat, schießt hier mit einer Satire um sich, die sich schnell als Binsenparade entpuppt. Klischees, wohin man schaut. Die Karrierefrau mit zu viel Meinung, der queere Praktikant mit regenbogenbunter Agenda, der woke Influencer-Sohn, der natürlich Gender Studies studiert – alles da, alles brav nach Stereotypen sortiert. Jan Josef Liefers - ich war nie ein Fan von ihm, weder als Mensch noch als Schauspieler - gibt sich zwar sichtlich Mühe, dieser Rolle mehr zu verleihen als nur einen muffigen Boomer mit Panikattacken vorm Pronomenwechsel. Aber was nützt es, wenn der Rest des Drehbuchs klingt wie ein "Satire-Generator für Anfänger"? Die Gags sind selten subtil, dafür umso lauter und aufdringlicher. Das größte Problem: Der Film tut so, als wolle er eine Diskussion anstoßen – dabei führt er keine. Es geht letztlich nicht um echten gesellschaftlichen Wandel, sondern um ein bisschen Slapstick auf dem Rücken aktueller Debatten. Und das mit einer Vorhersehbarkeit, die schon beinahe mathematisch präzise ist. Wer die ersten 15 Minuten übersteht, weiß nicht nur, wie das Ding endet, sondern auch, wer sich mit wem versöhnt, wer einen Gesinnungswechsel durchmacht und wann die Musik einsetzt, um zu signalisieren: "Jetzt vertragen wir uns alle." Natürlich gibt es sicherlich ein paar Zuschauer*innen, die das Ganze unterhaltsam finden – weil es eben den aktuellen Diskurs in etwas verwandelt, das man auf dem Sofa mit Chips in der Hand abhaken kann. Aber wer Satire erwartet, die wirklich beißt, muss sich woanders umsehen. (Haiko Herden)
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