Joey Locke, ehemalige Spezialeinheitssoldatin, reinigt Hochhausfenster in London. Heute musste sie ihren autistischen Bruder Michael mit zur Arbeit nehmen, weil er aus seinem Heim geflogen ist, und nun weiß sie nicht, wohin mit ihm. Während eines glitzernden Gala-Abends ihrer Konzernkunden übernimmt eine militant-ökofreundliche Gruppe das Gebäude, um Umweltverbrechen offenzulegen. Joey hängt außen an der Fassade, wird Zeugin des Terrorakts, und nutzt ihre militärischen Fähigkeiten, um ihren Bruder und die Geiseln zu retten. Unterstützung bekommt sie von der zwielichtigen Sondereinsatzleiterin Claire Hume...
"CLEANER" fährt zweifellos in der Spur alter "Hochhaus-Alleingänger"-Thriller wie "STIRB LANGSAM" oder Rocks “SKYSCRAPER”. Martin Campbell, bekannt für "CASINO ROYALE", liefert gute Handwerksarbeit: schöne Spannung, klares Tempo, und Daisy Ridley haucht dem Konzept Leben ein, auch wenn das Drehbuch nicht mehr als solide bleibt. Ridley bewegt sich ganz dicht am Abgrund, wortwörtlich, wenn sie außen am Londoner Shard hängt. Ihre Darstellung ist pragmatisch, mit genug Charme und Haltung. Man kennt sie, man erinnert sich, als Rey aus "STAR WARS". Handwerklich überzeugt der Film mit ordentlicher Optik, die London-Nachtaufnahmen sind stimmungsvoll, Sound und Schnitt bleiben auf Thriller-Niveau. Kein Spektakel, aber solide genug, um Spannung aufzubauen. Inhaltlich tappte der Film gern im vertrauten Muster: Zuerst langsames Aufbau-Spiel, dann halt der Kampf gegen und das Autricksen von der radikalen Öko-Terrorgruppe. Die Einführung der moralisch grauen Terroristen, z.B. Clive Owen als geläuterter Anführer, Taz Skylar als antilibertärer Extremist, bringt ein breit genuges Bild, aber bleibt zu oberflächlich. Wer auf komplexe Umweltdebatten hofft, wird enttäuscht sein. Wo "CLEANER" punktet, ist in der finalen Aktionsphase: Der Showdown ist für ein 25-Mio-Dollar-Werk beachtlich effektiv inszeniert. Der ganze Film bleibt knapp 97 Minuten, was wohltuend ist, da es keine allzugroßen Langeweilephasen gibt. (Haiko Herden)
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