Folge 61 – DER SATAN AUS DER GRUFT – 2016 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-188-4
Der zum Tode veruteilte Rod Dawson berichtet aus der Todeszelle darüber, wie er in diese ausweglose Lage gekommen ist. Zusammen mit seiner Verlobten Nati de Morocco reist er nach Acapulco, weil ihre Schwester Antonia offenbar in Schwierigkeiten steckt und verschwunden ist. Die Nachforschungen führen zum merkwürdigen Hernando Pasqual. Sie finden heraus, dass es sich beim Verschwinden von Antonia de Morocco nicht einfach um eine Entführung handelt, sondern ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit dahintersteckt. Plötzlich steckt das junge Paar mitten in unheimlichen Ereignissen, die außer Kontrolle geraten…
Ich freue mich immer, wenn bei den „Geister-Schockern“ alte Romane von Earl Warren vertont werden, dessen Horror-Heftromane vor allem aus den 70er und 80er Jahren mir immer sehr gefallen haben. Unter anderem hat der Vielschreiber auch bei meiner Lieblingsserie „Dämonenkiller“ mitgearbeitet. „Der Satan Aus der Gruft“ ist eine umgetitelte Vertonung des Romans „Der Vampir Kommt Um Mitternacht“ von 1977 – natürlich bisschen bearbeitet und modernisiert.
Im Grunde hätte die Geschichte auch gut in der Serie „Dämonenkiller“ erscheinen können, ist die Figurenkonstellation und die Handlung doch ähnlich. Letztlich handelt es sich aber einfach um eine typische Groschenroman-Horror-Geschichte, wie man sie oft lesen konnte, das heißt, es gibt eine relativ schlichte, aber unterhaltsame Story, die weniger gruselig, aber doch spannend ist.
Die technische Umsetzung ist gewohnt sauber und hochwertig. Der einzige kleine Kritikpunkt ist vielleicht, dass das Hörspiel sehr textlastig ist, ein klein bisschen Straffung hätte gut getan. Stilistisch klingt das Hörspiel etwas altmodisch und nicht nach dem Bombast, den andere Serien heutzutage so bieten. Gerade diese klassische Inszenierung, teilweise fast ein bisschen wie alte Radiohörspiele, ist aber sehr positiv hervorzuheben, denn es ist schön, mal wieder etwas weniger überproduzierte Kost zu hören.
Vorlage/Idee: Earl Warren
Folge 62 – DER FLUCH DES GEISTES – 2016 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-189-1
Der Journalist Jack Callum nimmt an einer Geisterbeschwörung teil, obwohl er nicht an das Übersinnliche glaubt. Dort scheint sich ihm der Geist seiner verstorbenen Verlobten Dorothy zu offenbaren und eine weitere unheimliche Stimme verflucht ihn. Auf den Aufnahmen sind die Geisterstimmen jedoch nicht zu hören und auch sein Chef und die Polizei, zu der Callum geht, weil er glaubt, jemand will ihn in den Wahnsinn treiben, nehmen die Sache nicht ernst. Doch als immer mehr unheimliche, nicht erklärbare Dinge geschehen, ist sich der Reporter nicht mehr so sicher, ob nicht wirklich etwas Außergewöhnliches geschieht…
„Der Fluch Des Geistes“ ist die Vertonung der ersten Folge der kurzlebigen Heftromanserie „Monstrula“, die Mitte der 70er Jahre erschien und bereits nach 46 Ausgaben wieder eingestellt wurde. Es geht in der Serie von Bob Collins (Richard Wunderer) um den Reporter Jack Callum, der nicht an das Übersinnliche glaubt, aber letztendlich doch mit einigen außergewöhnlichen Fähigkeiten und Hilfsmitteln ausgestattet zum Geisterjäger wird. Man darf also vermuten und hoffen, dass hier eine neue Unterserie innerhalb der „Geister-Schocker“ etabliert wird. Wie genau sich die Reihe entwickeln wird, ist noch nicht ganz klar, aber nach allem, was man so an Informationen im Netz findet, handelt es sich zwar um eine weitere mehr oder weniger typische Geisterjäger-Serie, die sich aber wohl immer wieder von Kollegen wie „John Sinclair“, „Larry Brent“ oder „Tony Ballard“ abhebt und weniger mit Fantasy-Einflüssen spielt, sondern sich auf Horror konzentriert. Das wäre tatsächlich wünschenswert, denn viele Horrorserien – auch „Macabros“ oder „Ron Kelly“ und „Dämonenkiller“ - vermischten im Laufe der Zeit immer mehr verschiedene Genres, vermutlich, um die Leser(=Käufer-)schaft zu erweitern. Das ist legitim, aber so gab es in den 70ern immer weniger Lesestoff für reine Horrorfans. Da das Label Romantruhe Audio aber im Besitz der Rechte an den Geschichten von Bob Collins ist, darf man wohl annehmen, dass man auch weitere Abenteuer von Jack Callum zu Hören bekommt.
Die technische Umsetzung ist natürlich einwandfrei und zeitgemäß. Die Regie hat aber zum Glück darauf geachtet, dass trotz aller Modernisierungen innerhalb der Handlung, das Flair einer Romanserie aus den 70er Jahren erhalten bleibt. Im Grunde erinnert das Hörerlebnis ein bisschen an die Tonstudio Braun-„John Sinclair“-Serie. Natürlich im fetteren Sound bei Musik und Geräuschkulisse, aber doch angenehm trashig – im positiven Sinne –, wie man es bei einer Heftromanvertonung eben erwartet und erhofft. Mit Markus Topf, Detlef Tams und Tom Steinbrecher sind sehr erfahrene und etablierte Leute für das Hörspiel verantwortlich, da kann nicht viel schiefgehen. Und mit knapp 52 Minuten hat man es zum Glück auch vermieden, mit Überlänge zu langweilen.
Bei den Sprechern hat man auf die ganz großen Namen verzichtet, aber doch eine erfahrene und solide Besetzung zusammengerufen. In der Hauptrolle überzeugt Christian Stark auf jeden Fall schon mal. Schön ist auch, dass es einen klassischen Erzähler (Helgo Liebig) gibt und nicht wie bei anderen Serien die Hauptfigur das übernimmt oder ganz darauf verzichtet wird.
Geister, Monster, Dämonen, und vermutlich irgendwann auch die sonst bekannten Gruselgestalten wie Vampire und Werwölfe, geben sich ein Stelldichein und verbreiten angenehme Gruselstimmung der leichteren Art. Ob es einen tiefer gehenden Handlungsbogen gibt, wird sich zeigen, aber allzu düster und komplex wird es wohl nicht werden, was gut ist. Die „Geister-Schocker“ sind vermutlich gerade deshalb so langlebig und erfolgreich, weil sie eben nicht allzu anspruchsvollen Stoff bieten, sondern unterhaltsame Horror-Kost für zwischendurch.
Vorlage/Idee: Bob Collins
Folge 63 – BOTEN DES UNHEILS – 2016 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-190-7
Mark Terrell ist mit seiner Freundin Norma und einer Gruppe erst vor kurzem kennengelernten Leuten, die er nicht besonders mag, auf einem Inseltrip im griechischen Mittelmeer unterwegs. Obwohl dem Schiff eigentlich die Einfahrt in einen kleinen Hafen verwehrt wird, laufen die jungen Leute dort ein und geraten in ein schreckliches Abenteuer, als eine uralte Dämonin mit ihren Geisterreitern ihre regelmäßigen Opfer sucht. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt…
„Boten Des Unheils“ ist leider ein etwas unspektakulärer Titel, der kaum einen Hinweis gibt, was den Hörer erwartet, während das Covermotiv, das tatsächlich auch die Romanvorlage zierte, auf eine spannende Horrorstory in der Tradition der „Reitenden Leichen“-Filme hindeutet. Das war bereits in Folge 6 „Der Satansorden Von Chalderon“ der Fall, aber „Boten Des Unheils“ ist keine Fortsetzung dazu. Der Originalroman von Earl Warren, sicher einer der ganz Großen des deutschen Horror-Heftromans, erschien 1976 in der Reihe „Gespenster-Krimi“ und bietet genau die Art von Gruselgeschichte, die man von so einem Roman erwartet. Dabei ist die vermutete Nähe zu den zombiehaften „Reitenden Leichen“ nicht so groß, wie gedacht. Vielmehr handelt es sich um eine Art Dämonengeschichte, die ein paar Lovecraft-Einflüsse bietet und entfernt an den von diesem inspirierten Film „Dagon“ erinnert.
Als kleinen Kritikpunkt muss man die sehr lange Laufzeit von über 75 Minuten nennen. Hier und da kommen ein paar Längen auf, die das fehlende Tempo nicht ausreichend durch Atmosphäre ausgleichen. Hier hätte man etwas straffen können.
Dass trotzdem insgesamt ein gutes und spannendes Hörspiel herausgekommen ist, bei dem man lange nicht genau weiß, was nun die große Gefahr sein soll, von der alle Inselbewohner sprechen – obwohl im Prolog schon viel verraten wird -, liegt an der gewohnt guten Produktion. Einige Szenen klingen richtig fett und sind entsprechend mitreißend. Dann gibt es aber auch wieder lange Erzählpassagen, die eher an eine inszenierte Lesung erinnern. Im Grunde ist die Story eher ein Filmthema als für ein Hörspiel geeignet, da die Schauwerte sicher großartig wären.
Die Sprecherschar ist eine ordentliche Mischung aus „Stars“ wie Helmut Krauss, Michael Pan oder Thomas Nero Wolff in eher kleineren Rollen (vermutlich in einem Rutsch mit Folge 61 aufgenommen) und Profisprechern, die man nicht in jedem zweiten Hörspiel zu hören bekommt. Das passt wirklich gut.
Vorlage/Idee: Earl Warren
Folge 64 – EXPERIMENT DES WAHNSINNS – 2016 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-191-4
Die FBI-Wissenschaftlerin Cathrin Turner stößt auf ein geheimes Militärprojekt, an dem auch ihr Vater mitgearbeitet hat. Auf dem Grund des Meeres in einem versunkenen Flugzeugträger wird ein Labor betrieben, in dem furchtbare Menschenversuche betrieben werden. Sie geht der Sache nach und entdeckt die schreckliche Wahrheit. Parallel dazu hat der Sensationsreporter Scott Jennings den richtigen Riecher und taucht mit Hilfe eines Paten der Russenmafia in einem Mini-U-Boot zu dem Forschungslabor. Dort gerät die Situation schnell außer Kontrolle…
Klingt der Titel „Experiment Des Wahnsinns“ zunächst noch nach der Vertonung eines Lovecraft-Stoffes, stellt sich schnell heraus, dass diese Originalgeschichte in eine ganz andere Richtung geht und eher Elemente der „Frankenstein“-Geschichte und anderer Mad Scientist-Motive enthält. Die Idee, den „perfekten“ Menschen zu schaffen und diesen letztlich als „Supersoldaten“ zu benutzen ist im Horror und der Science Fiction immer wieder aufgegriffen worden und natürlich geht immer etwas schief.
Im Grunde passiert gar nicht so viel in diesem Hörspiel, es wird vor allem sehr viel geredet und die Folgen des verbotenen Experiments erscheinen erstmal gar nicht so gefährlich. Trotzdem sind Tempo und Spannung hoch und als sich in der letzten Viertelstunde die Ereignisse überschlagen punktet „Experiment Des Wahnsinns“ vor allem mit einer gut abgemischten Sprach-, Musik- und Geräuschkulisse. Dass dann überraschend auch noch das im Film-Mockbuster-Geschäft so angesagte Hai-Thema zum Tragen kommt, ist eine hübsche Zugabe und prädestiniert die Story eigentlich für einen hübschen Trashfilm aus der Asylum-Schmiede, zumal die Anzahl der Figuren und die Handlungsorte überschaubar sind. Da sollte man vielleicht wirklich mal einen Drehbuchentwurf hinschicken.
Ansonsten kriegt man hier knapp eine Stunde gute Unterhaltung geboten, wie man es von den Geister-Schockern“ gewohnt ist.
Vorlage/Idee: E.M. Freeman
Folge 65 – TURM DES SCHRECKENS – 2016 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-192-1
Der Privatdetektiv Rick Masters, der eine nicht ganz legale Vergangenheit und dementsprechend noch einige dubiose Kontakte hat, geht in einer abgelegenen Gegend von Schottland einer Spur in einem Juwelenraub-Fall nach. Dort gerät er unversehens in eine Reihe merkwürdiger Todesfälle. Hat das etwas mit der Sage um eine monströse Gestalt, die in einem alten Turm auf der Insel mitten in einem See umgeht, zu tun? Als es einen weiteren Toten gibt, findet sich Masters selbst als Verdächtiger in einer Polizeizelle wieder…
Nach „Christoph Schwarz“, „Malcolm Max“ und „Jack Callum“ startet bei den „Geister-Schockern“ eine weitere Unterserie. Mit „Turm Des Schreckens“, ein wunderbar altmodisch-klassischer Titel, wird die erste Folge der Abenteuer des Geisterdetektivs „Rick Masters“ vertont. Die Romane erschienen in den 70er Jahren und stammen einmal mehr von Vielschreiber Richard Wunderer, hier unter dem Pseudonym Andrew Hathaway.
Mit Patrick Bach wurde ein souveräner Sprecher für die Titelrolle engagiert, der dem Charakter etwas leicht Selbstironisches verleiht. Auch die übrige Besetzung glänzt mit bekannten Namen wie Reent Reins, Robert Missler und Eckart Dux, aber auch mit Sprechern, die man nicht ganz so oft in Hörspielen hört. Hinter den Reglern sitzen ebenfalls routinierte Leute wie Markus Topf, Tom Steinbrecher und Paul Burghardt.
Inhaltlich gibt es natürlich nichts grundlegend Neues zu hören. „Rick Masters“ ist halt ein weiterer Geisterjäger aus den 70er Jahren, der hier modernisiert wird. Eine eigene Serie für einen eher unbekannten Gruselhelden hätte sich vermutlich nicht gerechnet und im Schatten der Großen gestanden. So gesehen ist es sicher sinnvoll, die Rechte an dem Stoff innerhalb der etablierten „Geister-Schocker“-Reihe zu nutzen. Sicher muss man hier immer mal länger auf eine Fortsetzung warten, dafür ist aber eine gewisse Absatzzahl mehr oder weniger sicher, da Sammler der Serie wohl keine Folge auslassen, auch, wenn man eine der Unterserien vielleicht nicht so mag. Guter Kompromiss also.
Stilistisch und inhaltlich geht es bei der ersten Folge ein wenig in Richtung „Larry MacCloud“, natürlich aber produktionstechnisch auf dem heutigen Stand. Man darf also gespannt sein auf die Fortsetzung.
Vorlage/Idee: Andrew Hathaway
Folge 66 – INVASION DES GRAUENS – 2016 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-193-8
Die junge Coco Lefort sucht den Privatdetektiv Pierre Lebois auf, der sich hauptsächlich mit übersinnlichen Fällen beschäftigt, weil sie auf der Suche nach ihrer Schwester ist. Die Großmutter von Lebois ist Wahrsagerin und warnt Coco, nicht weiter zu suchen, da schreckliche Dinge vor sich gehen. Lebois stößt mit seinem Bekannten, Inspektor Caran, auf ein furchtbares Geheimnis, das Gefahr für die gesamte Menschheit bedeutet. Eine unheimliche Bedrohung aus dem Weltraum scheint die Menschheit zu unterwandern…
„Invasion Des Grauens“ ist ein herrlicher, typischer Titel für ein Romanheft der 70er Jahre, der inhaltlich alles Mögliche bieten kann. Tatsächlich handelt es sich hier wohl um eine Story unserer Tage, die aber ziemlich klassisch rüber kommt. Schon die Eröffnungsszene, eine lange Sexszene, an deren Ende der erste Monsterauftritt erfolgt, deutet ein schön trashiges Hörspiel an. Das setzt sich dann auch weiter fort und bietet alles, was so eine Geschichte benötigt. Monster – über deren Existenz sich kaum jemand wirklich wundert -, ein paar sexuelle Anspielungen, etwas Splatter, besessene Menschen, etwas wirre Handlung und vieles mehr. Im Grunde wird hier aus allen möglichen 50er Jahre Science Fiction-Filmen zusammengeklaut, von „Tarantula“ bis „Die Dämonischen“. Das ist nicht besonders innovativ, aber höchst unterhaltsam.
Bei der Produktion fällt auf, dass hier nicht übertrieben bombastisch und modern gearbeitet wurde, sondern eher eine Orientierung an den Gruselhörspielen der 80er Jahre zu bemerken ist, was tatsächlich ein bisschen nostalgisch an die legendäre „Gruselserie“ von Europa oder gar an die „Meteor-Horror“-Serie erinnert…im besten Sinne. Man merkt, dass hier mal ein anderer Regisseur am Werk war, nämlich Sebastian Pobot (Highscore, Maritim), was der Serie Abwechslung verschafft.
Abgesehen von einer etwas zu langen Laufzeit und zu vielen Figuren, wird hier eine rundum gelungene Folge geboten, die vor allem Fans von etwas altmodischen (im positiven Sinne) Gruselhörspielen erfreuen wird.
Vorlage/Idee: Frederic Sinclair
Folge 67 – DIE BLUMEN DES BÖSEN – 2017 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-194-5
Als die alte Mrs. Marbel grausam ermordet wird, verdächtigt ihr Sohn Peter sofort seinen Onkel, der den Mord ihm gegenüber auch zugibt, der Polizei gegenüber aber natürlich nicht. Der ermittelnde Chefinspektor verrät Peter Marbel, dass es in der letzten Zeit weitere ähnliche Morde gab, für die der Onkel aber nicht verantwortlich ist. Alle Morde verbindet, dass an den Tatorten merkwürdige Blumen gefunden wurden, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Marbel ermittelt zunächst mit Chefinspektor Sangley und später mit der Versicherungsdetektivin Pat Wallace weiter und stößt auf ein fürchterliches Geheimnis...
„Die Blumen Des Bösen“ - ein bekannter Titel, der auf dem berühmten Gedichtband von Charles Baudelaire beruht und immer wieder für Romane und Filme verwendet wurde - ist eine weitere Vertonung eines Romans von Richard Wunderer, der unter dem Namen Bob Collins verfasst wurde. Wunderer arbeitete aber auch unter zahlreichen weiteren Pseudonymen und schrieb Heftromane aller möglichen Genres. In der „Geister-Schocker“-Reihe finden sich auch die unter dem Namen Andrew Hathaway verfassten Vertonungen der „Monstrula“-Serie. Wunderer verband klassische Gruselthemen gerne mit Krimielementen, so auch hier, denn natürlich ist ein Scotland Yard-Inspektor dabei. In „Die Blumen Des Bösen“ - der Titel verrät leider ein bisschen zuviel - geht es um eine übernatürliche Mordserie, die deutliche Einflüsse von H.P. Lovecraft beinhaltet und zwar nicht allzu viele Überraschungen bietet, aber doch lupenreine Heftroman-Grusel-Unterhaltung.
Dass das so ist, dafür sorgt die routinierte Produktion von Markus Topf, Tom Steinbrecher, Paul Burghardt und Detlef Tams. Auch bei den Sprechern gibt es wenig auszusetzen, auch, wenn nicht die ganz großen Namen dabei sind. Leider ist ausgerechnet Tom Steinbrecher selbst in der Hauptrolle nicht durchgehend überzeugend, er sollte sich als Sprecher lieber doch auf kleinere Nebenrollen beschränken. Vielleicht ist Hauptrolle, Regie, Mastering, Sound Design, Mix und Musik doch etwas zu viel auf einmal für eine Person, auch, wenn er Unterstützung hat. Dafür liefert Christin Deuker eine gute Vorstellung ab, vor allem, weil man sie noch nicht in allzu vielen Hörspielen gehört hat, was angenehm erfrischend ist.
Das Hörspiel selbst erinnert ein wenig an Hörspiele aus den 80er Jahren im positiven Sinne und vermeidet den Bombast einiger anderer Serien, mal abgesehen vom Musikeinsatz, der eher filmisch erscheint. Zum Ende hin ist die Geschichte vielleicht ein wenig in die Länge gezogen, aber insgesamt kommt auf jeden Fall ein sehr kurzweiliges Hörspiel heraus.
Im Booklet findet sich neben den üblichen Bildern von einigen Sprechern und zum Autor der Vorlage auch wie immer das Covermotiv in größerem Format mit ein paar Zeilen zum Zeichner. Etwas Werbung und eine Vorschau auf die nächste Folge finden sich ebenfalls. Leider hat sich diesmal ein kleiner Fehler eingeschlichen: es wurde nicht auf die eigentliche Romanvorlage eingegangen, sondern auf die Vorlage zur Folge 68. Vermutlich entstanden beide Bookets zur gleichen Zeit und da ist was durcheinander geraten. Nicht schlimm, aber schade - aber die Romantruhe Audio-Mannschaft wird sich selbst darüber am meisten ärgern.
Vorlage/Idee: Bob Collins
Folge 68 – DIE GROTTE DES ENTSETZENS - 2017 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-226-3
Der Reporter Jack Callum ist auf dem Weg zu einem Termin und gerät dabei in eine wilde Schießerei. Als er daraufhin Nachforschungen anstellt, führt die Spur in einen kleinen irischen Ort. Ehe er sich´s versieht, ist der Reporter mit dem Draht in die Geister- und Dämonenwelt in unheimliche Ereignisse verwickelt, die nicht nur politisch brisant sind, sondern auch hochgefährlich und übernatürlich...
Der zweite Fall des Dämonenjägers Jack Callum aus der kurzlebigen Heftromanserie „Monstrula“ aus den 70er Jahren. Seit Romantruhe Audio die Rechte an den Romanen von Richard Wunderer (= Bob Collins, = Andrew Hathaway und diverse weitere) erworben hat, wird fleißig davon Gebrauch gemacht, untere anderem eben mit den Unterreihen „Jack Callum“ und „Rick Masters“, aber auch mit der Vertonung von Einzelromanen. Sicher will man austesten, ob sich nicht vielleicht doch eigenständige Serien lohnen könnten. Dafür ist die „Geister-Schocker“-Serie ein guter Testballon.
Den Ursprung der Story in den 70er Jahren erkennt man hier sehr deutlich beim Thema Terrorismus in Irland. Damals war die IRA noch sehr aktiv und im Grunde herrschte Bürgerkrieg im Land. Das wurde hier aber nicht allzu sehr in den Vordergrund gestellt. Doch es zeigt, dass man bei der Hörspielumsetzung der „Monstrula“-Reihe angenehm altmodisch an die Sache herangeht und nicht jedes Detail krampfhaft modernisieren möchte.
Bei Jack Callum geht es wie gewohnt weiter, also mit leicht trashiger Grusel-Action um den Reporter, der sicher nicht zufällig an andere Geisterjäger erinnert, auch, was die Machart des Hörspiels angeht. Hier geht es handlungsmäßig wild durcheinander. Terroristen, Vampire, Kloppereien, derbe Sprache, blutige Gewalt und das irgendwie alles gleichzeitig. Bei einer Laufzeit unter 55 Minuten kommt da keine Gelegenheit für Langeweile auf und das Tempo ist durchweg hoch.
Sprecher und Produktionsteam bestehen aus guten alten „Geister-Schocker“-Bekannten, so dass keine Sorge bestehen muss, dass hier nicht ein einwandfreies Hörspiel herausgekommen wäre.
Vorlage/Idee: Andrew Hathaway
Folge 69 – DIE NACHT DER GIGANTEN – 2017 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-227-0
Das Reporterpaar Craig Sanders und Betty Land reist zur Baustelle eines neuen Vergnügungsparks in der Nähe von Las Vegas, um dort den Wissenschaftler Professor Sondstrup zu interviewen, der die Parkbetreiber bei dem Bau einer Urzeitwelt berät. Doch schon bei ihrer Ankunft erfahren sie, dass ein Sauriermodell bei einem Diebstahlversuch beschädigt wurde. Die Modelle wirken ungewöhnlich lebensecht. Als einige Menschen grausam zugerichtet tot aufgefunden werden, scheint es so zu sein, dass sie von wilden Tieren geradezu zerfetzt wurden. Oder von Dinosauriern? Aber das kann doch gar nicht sein...oder doch?
Für diese Folge hat Romantruhe Audio mal wieder Simeon Hrissomallis als Regisseur engagiert und es ist bekannt, dass der Mann einen eigenen Stil hat, wie er seit vielen Jahren mit seinem eigenen Label Russel & Brandon Company beweist. So ist es nicht überraschend, dass „Die Nacht Der Giganten“ auch problemlos in der ehemalige R & B-Serie „Die Psi Akten“ hätte erscheinen können. Ja, es drängt sich fast der Verdacht auf, dass das Hörspiel eigentlich für eine eigenständige „Geschichten Aus Dem Schattenreich“-Serie vorgesehen war, die aber dann nicht zustande kam, nachdem die erste Folge „Flucht Vor Dem Werwolf“ wohl nicht so richtig eingeschlagen ist. Dagegen spricht, dass hier keine eigene Story, sondern ein Heftroman von Altmeister Wolfgang Hohlbein vertont wurde.
Wie auch immer, für eine gute Dreiviertelstunde schöner Trash-Unterhaltung reicht es allemal. Richtig gruselig wird es nicht, was schon am Thema selbst liegt, das ein paar Anklänge an „Jurassic Park“ (aber bereits Jahre vorher entstanden) und „Westworld“ (beides nebenbei bemerkt von Michael Crichton) hat und in modifizierter Form auch ein Abenteuer der „3 ???“ sein könnte, weil auch ein paar Krimielemente dabei sind. Im Grunde könnte das auch eine alte „Twilight Zone“-Folge sein.
Die Folge braucht eine Weile, bis sie in die Gänge kommt und wird auch dann nicht zu einem Action- oder Horror-Feuerwerk. Die Inszenierung ist recht zurückhaltend und...“sachlich“, was aber auch mal sehr angenehm ist. Natürlich ist das alles nicht als ernstgemeinter Horror angelegt und erinnert ein bisschen an die gute alte „Meteor Horror Serie“, aber irgendwie macht das richtig Spaß...vielleicht auch, weil man mal Santiago Ziesmer in einer Hauptrolle zu hören bekommt, während er sonst oft nur kleinere Rollen spricht. Irgendwie anders als das, was man sonst von den „Geister-Schockern“ gewohnt ist, aber gerade deshalb gut.
Vorlage/Idee: Wolfgang Hohlbein
Folge 70 – STRAND DES GRAUENS – 2017 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-227-0
Jill Evans reist nach Furnace Beach, um nach ihrem verschwundenen Bruder und dessen Freundin zu suchen, die eigentlich dort Urlaub machen wollten, seit zwei Wochen aber nichts mehr von sich haben hören lassen. Der Hoteldirektor Reeves sagt Jill, dass die beiden zwar da waren, aber direkt weiter gereist sind, was eine Lüge ist. Da von der Polizei in dem seltsam abweisenden Ort keine Hilfe zu erwarten ist, macht sich Jill zusammen mit dem Surfer Ronny selber an die Nachforschung und stößt auf ein furchtbares Geheimnis am „Strand des Grauens“...
Aufgrund der Beschreibung des Ortes und seiner Einwohner hat man nach wenigen Minuten das Gefühl, es hier mit einer Geschichte im Stile von H.P. Lovecraft zu tun zu haben. Eine Atmosphäre des ungreifbaren Grauens wird durch kleine Andeutungen aufgebaut, ohne, dass man ahnt, auf was es hinausläuft. Das ist von Regisseur Gerd Naumann gut umgesetzt worden.
Zwar geht es letztlich doch in eine andere Richtung, doch im Gegensatz zu manchen recht trashigen Folgen bleibt „Strand Des Grauens“ lange Zeit recht ernsthaft. Natürlich ist diese Originalgeschichte, die nicht auf einem alten Heftroman basiert, trotzdem kein harter Horror, aber schon etwas düsterer, als in der Serie gewohnt. Die Abwechslung aus alten und neuen Geschichten, verschiedenen Dialogbuchautoren und Regisseuren und dadurch auch immer wieder anderen Sprechern, sowie sehr unterschiedlichen Themen ist es, was die Reihe ausmacht und mit inzwischen 70 Folgen schön langlebig gemacht hat. 70 Folgen ist für ein kleines Label schon eine großartige Leistung. „Strand Des Grauens“ ist eine starke Folge, die mit rund 50 Minuten knackig und temporeich ist. Am Ende gibt es passenderweise einen schönen Surf-Punk-Song von der Band des Autors.
Vorlage/Idee: Frederic Sinclair
Buch: John Poulsen, Markus Topf, E.M. Freeman, Paul Burghardt, Alex Koch (A.P.)
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