Geister-Schocker – Episodenführer Folge 91-100 (Hörspielserie)
Folge 91 - TODESSCHREIE AUF HERFORD CASTLE – 2020 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-625-4
Privatdetektiv - mit Spezialisierung auf Übersinnliches - Rick Masters lernt auf einer Busreise die junge Patsy Burton kennen, die auf der Reise nach Herford Castle, dem Schloss ihrer Vorfahren ist. Dort lebt der inzwischen verarmte Adlige Vincent Sutton mit seiner Frau. Dass das Schloss ein altes Geheimnis, verbunden mit einem Familien-Fluch birgt, weiß nur der Lord. Doch als Masters und seine Reisegruppe wegen einer Panne die Nacht auf dem Schloss verbringen müssen, stößt er schnell auf merkwürdige Zufälle. Das bringt alle Anwesenden in große Gefahr...
Eine neue Folge von „Rick Masters“...sozusagen der „kleine Bruder“ von „Larry Brent“, sowohl was die Art der Geschichten als auch die Machart der Hörspiele angeht. Mit nur minimalen Änderungen würde das Hörspiel auch problemlos als Abenteuer des weitaus bekannteren PSA-Agenten durchgehen. Das liegt vermutlich daran, dass hier ganz klassisch ein Erzähler vorkommt und parallel die Ereignisse in Monologen der Hauptfigur begleitet werden. Alleine der Erzähler hebt die Reihe schon ein wenig von anderen aktuellen Hörspielen ab, wo darauf sehr häufig verzichtet wird, vermutlich, weil das „altmodisch“ erscheint. Ich finde das gut, so haben die „Rick Masters“-Abenteuer immer auch eine nostalgische Note, ohne natürlich auf die modernen technischen Möglichkeiten bei der Produktion zu verzichten. Mit Patrick Bach und Reent Reins sind zwei Vollprofis in den Hauptrollen zu hören, die gut miteinander harmonieren.
Die Story an sich bietet natürlich nicht viele Überraschungen...ein scheinbar normaler Kriminalfall mit Edgar Wallace-Anklängen entwickelt sich mehr und mehr zu einer klassischen Geister-Geschichte mit den üblichen „Rache aus dem Reich der Toten“-Motiven. Das wird aber in angenehm unaufgeregter Weise erzählt, die ohne großes Brimborium auskommt und deswegen sehr unterhaltsam ist...auch wegen eines leicht flapsigen/ironischen Grundtons, der aber nicht albern wird. Schön, dass die „Rick Masters“-Abenteuer recht regelmäßig innerhalb der „Geister-Schocker“ vertont werden, denn eine eigene Serie würde vermutlich gegen die Platzhirschen „Sinclair“ und „Brent“ auf dem Markt nicht lange bestehen können.
Vorlage/Idee: Andrew Hathaway
Folge 92 - DER DÄMON DER MEERE – 2021 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-720-6
Der Abenteurer Denis Sauron ist mit seinem Freund Jim Digby an der spanischen Küste auf der Suche nach einem Schatz, den Piraten nach einem Überfall auf ein Kloster vor 200 Jahren versteckt haben sollen. Er ahnt nicht, dass die Nonnen vor ihrer Ermordung einen Fluch über die Piraten ausgesprochen haben und zudem ein gefangener Dämon auf seine Befreiung wartet...
Die Inhaltsangabe ist kurz, gibt aber die Story dieses recht klassischen Hörspiels recht genau wieder. Das ist gar nicht negativ gemeint, können doch auch weniger komplexe Geschichten unterhaltsam und gruselig sein. Doch leider kommt hier nicht allzu viel Atmosphäre auf, weil gerade am Anfang die Szenen zu oft wechseln und die ganze Produktion sehr zurückhaltend, gar langsam erscheint. Irgendwie wirken die Dialoge alle einen Ticken zu lang und zu ruhig, auch die Geräusch- und Musikuntermalung ist ziemlich runtergeschraubt, dabei aber beileibe nicht schlecht. Eigentlich ist es ja sogar schön, heutzutage ein Hörspiel zuhören, dass sich nicht dem Bombast ergibt, aber hier hat man es bei der Zurückhaltung ein bisschen zu genau genommen. Vielleicht wollten die Macher Erinnerungen an die Hörspiele der 80er Jahre aufkommen lassen? Insgesamt ist „Der Dämon Der Meere“ ein bisschen zu lang geworden, vor allem die erste Hälfte kommt sehr geschwätzig daher....es wird viel Hintergrund erklärt, ohne dass in der Haupthandlung allzu viel passiert. Das ist alles nicht schlecht, aber irgendwie könnte das Hörpsiel eine kleine Überarbeitung und ein Remastering gebrauchen. Die Story ist okay und ich brauche bestimmt keine Effekt- und Soundspektakel wie sonst heute oft üblich, aber hier ist schon ein bisschen zu unspektakulär geworden.
Vorlage/Idee: Bob Collins
Folge 93 - SCHINDERHANNES RÜCKKEHR – 2021 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-721-3
Ein junges Paar wird in einem Waldstück im Hunsrück von seltsam altertümlich gekleideten und sprechenden Räubern überfallen. Diese geben sich selbst als der legendäre Schinderhannes und seine Kumpane aus, die von den Toten zurückgekehrt sind. Christoph Schwarz leidet immer noch an den Folgen seines Abenteuers beim „Stillen Volk“ und fragt sich, ob er seine Arbeit nicht aufgeben soll. Er schickt seine Partnerin Conny Blank alleine los, um zu klären, ob wirklich tote Sagengestalten ihr Unwesen treiben oder sich nur ein paar Leute einen dummen Scherz erlauben. Oder steckt etwas ganz anderes dahinter?
Es ist erst zwei „Christoph Schwarz“-Folgen innerhalb der „Geister-Schocker“ her, dass der „Detektiv des Übersinnlichen“ in Idar Oberstein im Hunsrück in Rheinland Pfalz ermittelt hat. Nun verschlägt es seine Partnerin Conny Blank wieder in die Gegend, der die historische Figur „Schinderhannes“, ein Viehdieb und Räuber, der um 1800 herum die Gegend unsicher gemacht hat und um den sich einige Legenden ranken. Schön ist die Kontinuität der Serie, so wird gleich mehrfach Bezug auf frühere Folgen genommen. Conny Blank hat weiterhin Kontakt mit „Kyra“ aus der Folge „Die Todbringende Nixe“, die ihr bei dem Fall hilft. Nett ist, dass die Geister aus der Vergangenheit ein altertümliches, dialektgeprägtes Deutsch sprechen, was nur im ersten Moment etwas lustig erscheint, aber ja durchaus Sinn ergibt.
Ansonsten gibt es nicht viel zu sagen. Die Verquickung von Grusel-Story mit deutschen Sagen und Legenden ist wie immer sehr unterhaltsam und interessant und produktions- und sprecherseitig einwandfrei umgesetzt. Nur ist die Umsetzung - auch wie gewohnt - ein wenig zu lang geraten, manchmal wird einfach ein bisschen zuviel geredet, beispielsweise, wenn ein paar Hintergrundinfos erzählt werden, die offenbar mehr oder weniger komplett aus dem Wikipedia-Eintrag übernommen wurden (den hatte ich nämlich auch vor dem Anhören des Hörspiels gelesen). Insgesamt geht der Weg zu mehr Fantasy als Grusel/Horror bei der „Christoph Schwarz“-Reihe weiter. Das ist schon seit einigen Folgen zu beobachten.
Vorlage/Idee: G. Arentzen
Folge 94 - HENKERSFRIST BIS MITTERNACHT – 2021 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-722-0
Reporter Jack Callum ist auf einer Party des bekannten Richard Brookland, da diese einen geradezu legendären Ruf genießen, den Gästen immer etwas ganz Besonderes zu bieten. Aufgezogen ist das ganze als eine Art Mischung aus Kriminal-Rollenspiel und „Escape Room“, doch schnell gerät die Lage außer Kontrolle und niemand der Anwesenden scheint entkommen zu können. Immer mehr unheimliche Dinge geschehen, die gar nicht mehr unterhaltsam sind. Jack Callum ist mit seinem Wissen über das Unerklärliche gefordert, damit nicht bis Mitternacht alle Gäste und er selber tot sind...
Der fünfte Fall des Reporters und Geisterjägers Jack Callum läuft eine ganze Weile wie eine typische Edgar Wallace- oder Agatha Christie-Erzählung. Doch schon bald geschehen übernatürliche Dinge. Das Tempo ist recht hoch, was sich in der der angenehmen Laufzeit von unter 55 Minuten widerspiegelt. Für meinen Geschmack ist der größte Teil der Story zu krimi-/mysterylastig, richtiger Horror kommt kaum auf. Passend dazu, dass die Story nicht in unserer Zeit spielt, ist auch die Inszenierung wieder ein bisschen an frühere Hörspiele angelehnt und kommt nicht mit großem Pomp und Effekten daher. Mir persönlich gefällt diese Art, die viele wohl altmodisch nennen würden...aber auf diese Art steht die Geschichte im Mittelpunkt und nicht die Effekte. Die Story ist weder besonders aufregend, noch langweilig...solide halt.
Zwei Dinge fallen beim Cover auf...leider wurde die falsche Sprecherliste - nämlich die eines „Rick Masters“-Hörspiel (Folge 91) - im Booklet abgedruckt. Kein schlimmer Fehler, aber ein ärgerlicher, bei dem man sich fragt, ob vor der Druckfreigabe nicht noch einmal drübergeguckt wird. Zudem passt das Covermotiv so überhaupt nicht zu der Story und es stellt sich die Frage, ob das nicht ebenfalls vertauscht wurde und zu einem anderen Hörspiel gehört.
Vorlage/Idee: Bob Collins
Folge 95 - GROSSALARM - DIE BESTIEN KOMMEN – 2021 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-723-7
In einem ländlichen Gebiet Englands tauchen plötzlich ungewöhnlich große, giftige Raupen auf. Die Reporterin Jordan Hawley und der Insektenforscher Professor Bickford versuchen herauszufinden, was der Grund für das monströse Wachstum der Tiere ist. Dabei stoßen sie nicht nur auf ein unglaubliches Geheimnis aus der Vergangenheit sondern geraten auch in tödliche Gefahr...
Vom Titel über das - unfassbar unpassende - Covermotiv, die trashige Geschichte und die unglaubwürdigen Wendungen bietet „Großalarm - Die Bestien Kommen“ alles, was die Vertonung eines Horror-Heftromans aus den 70er Jahren ausmachen sollte: beste Unterhaltung. Die Geschichte um riesige, scheinbar nach einem Plan handelnden Monster-Raupen erinnert sicher nicht zufällig an die „Horror-Ameisen“-Folge der alten „Europa Gruselserie“, zumindest in der ersten Hälfte. Mutierte Tiere, Rache der Natur und ähnliches war seit den 50er Jahren ein beliebtes Thema, vor allem im Film und eben später auch in billigen Gruselromanen. Der Grund für die Mutation ist hier aber nicht - wie so oft zuvor - die Atomenergie, sondern etwas viel fantastischeres.
Die Machart des Hörspiels erinnert auch an die „gute alte Zeit“, inklusive Erzählerin, leicht overactenden Sprecherinnen und Sprechern und einer unglaubwürdigen, aber immer recht gradlinigen Story. Mal abgesehen davon, dass das Hörspiel eine ganze Ecke zu lang geworden ist, macht es aber insgesamt doch viel Spaß, gerade weil die Geschichte nicht mehr sein möchte als nette Grusel-Unterhaltung für zwischendurch.
Vorlage/Idee: Hal W.Leon
Folge 96 - DAS PHANTOM VON XANTEN – 2021 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-724-4
Für Christoph Schwarz, den „Detektiv des Übersinnlichen“ läuft es gut, er hat sich mit Carmen Aiello verlobt, für seine Arbeit die Burg Rauenfels gekauft und mit Conny Blank sogar einen Mitarbeiter für die Pressearbeit eingestellt. Zudem gibt es einen neuen Auftrag im Archäologiepark Xanten, wo ein grausamer Mord geschehen ist. Scheinbar geht dort ein unsichtbares Phantom um. Die Ereignisse haben ganz offensichtlich direkt mit Christoph Schwarz zu tun und dem Mord an seiner früheren Freundin Nadine. Bald gibt es weitere Tote und Schwarz und sein Team stehen auf ihrer eigenen Burg vor einem furchtbaren Duell...
In meiner Lieblings-Unterserie der „Geister-Schocker“, geht es diesmal nicht um eine „echte“ Sage, sondern um „Christoph Schwarz“ selbst, der mit dem Mord an seiner ehemaligen Freundin konfrontiert wird. Das hätte eigentlich das Potenzial für eine persönliche Entwicklung gehabt. Leider wird das nicht so richtig genutzt, stattdessen entwickelt sich eher eine Art Kriminal-Geschichte, die recht episodenhaft und teilweise etwas trashig ist - erinnert hier und da fast an die „Chopper“-Story aus „Larry Brent“. Zudem will man hier wohl einen „mächtigen“ Gegner für „Christoph Schwarz“ etablieren, was ich persönlich nicht unbedingt für notwendig halte. Da muss man mal abwarten, wie sich das weiter entwickelt. Ich hoffe sehr, dass das Konzept, den Detektiv im Umfeld von Sagen und Legenden ermitteln zu lassen, beibehalten wird und sich die Reihe nicht zu einer weiteren „normalen“ Geisterjäger-Serie verändert. Insgesamt eine ordentliche, aber keine Spitzen-Folge.
Vorlage/Idee: G. Arentzen
Folge 97 - HOTEL DER LEBENDEN LEICHEN – 2022 – Romantruhe Audio – ISBN 978-3-86473-725-1
Der Journalist und Fachmann für das Übersinnliche Peter Ball macht mit dem befreundeten Paar Lorna und Henry Urlaub an der englischen Küste. Dort stoßen die drei auf die Legende einer Insel, die nur in bestimmten Abständen auftaucht und ein schreckliches Geheimnis birgt. In ihrem Hotel müssen sie den Kampf gegen das absolut Böse aufnehmen...
Nach einigen ordentlichen, aber doch eher mittelmäßigen Folgen, geht die Serie diesmal wieder in die Vollen. „Hotel Der Lebenden Leichen“ ist mal wieder feinster Groschen-Roman-Grusel, der sehr „klassisch“ als Hörspiel umgesetzt wurde, nur mal wieder eine Spur zu lang. Alleine schon, dass mit Katja Brügger eine Erzählerin durch die Handlung führt (manchmal allerdings etwas zu ausführlich), erinnert an die Machart von Grusel-Hörspielen aus den 80er Jahren und ganz besonders natürlich an „John Sinclair“ von Tonstudio Braun. Man wartet förmlich darauf, dass irgendwann John Sinclair oder Larry Brent auftauchen.
Die Story ist schön trashig und unterhaltsam. Für Erwachsene natürlich nicht besonders gruselig, aber durch die tollen Sprecher - Reent Reins darf mal wieder herrlich overacten -, die Geräuschkulisse und die teilweise monumentale Musik wird eine schöne Atmosphäre erzeugt. Dazu trägt auch das sehr sinclaireske Covermotiv bei.
Durch einige Dialoge kann man darauf schließen, dass es mehrere Romane um das Haupt-Trio gibt, so dass hier vielleicht eine neue Unterserie beginnt...ich hätte nichts dagegen, denn mir hat das Hörspiel ziemlich Spaß gemacht.
Vorlage/Idee: Bob Collins
Buch: Markus Topf, Paul Burghardt (A.P.)
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