Nicht heilbare Krankheiten rotten 70% der Menschheit aus, die Männer sind fast alle unfruchtbar, keine Frau bringt mehr ein lebendes Kind auf die Welt. Es muss eine Lösung gefunden werden, denn sonst stirbt die Menschheit aus. David Sunmer ist Biologe, und da er und seine Familie die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannten, haben sie eine unterirdische Klinik und Wohnraum für alle Familienmitglieder erschaffen. Hier forscht Sunmer in Windeseile am menschlichen Klonen, was auch schon bald gelingt. Die neuen Menschen verlieren jedoch nach der fünften Generation erneut die Möglichkeit der Fortpflanzung...
Die Autorin Kate Wilhelm kam 1928 zur Welt und starb 2018 mit knapp 90 Jahren. Das Buch erschien 1976 und spielt eine spannende Sache durch. Biologe Sunmer klont seine Familie, sodass es schon bald von allen seinen Familienmitgliedern vier oder fünf Versionen gibt, inklusive ihm selbst und seiner Frau Celia. Dies bringt Probleme psychischer Natur mit sich, denn wenn man kein Individuum mehr ist, beginnt man anders zu denken. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass die fünfte Generation wieder vor dem gleichen Problem steht, das am Anfang herrschte: Unfruchtbarkeit und Todgeburten. Und durch die fehlende Individualität kommt hinzu, dass die "neuen Menschen" weder Kreativität noch Visionen entwickeln können. Weiterhin gibt es in dem Buch noch einen weiteren Handlungsstrang mit den Klonen Molly und Ben, die tatsächlich doch so etwas wie Individualität entwickeln und damit Probleme mit den anderen bekommen. "HIER SANGEN FRÜHER VÖGEL" - die Zeile ist von Shakespeare - ist ein visionäres Buch, das erschreckend die Probleme beim Klonen aufzeigt, eingepackt in eine Dystopie. Düster und sozialkritisch, wenn sich die Jungen über die Alten erheben und gleichzeitig dem Untergang geweiht sind. Teils vielleicht ein wenig unübersichtlich, da gerade im Mittelteil so viele Versionen ein und derselben Menschen mitspielen, und vielleicht aus heutiger Sicht nicht wissenschaftlich fundiert, aber durchaus sehr gelungen. (Haiko Herden)
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