(Rowohlt Buchverlag)
"ZAUBERBERG 2" ist keine plumpe Parodie auf Thomas Manns Jahrhundertwerk, sondern ein durch und durch Strunk´scher Roman: voller abgründigem Humor, derben Milieustudien und schmerzhaft präziser Beobachtung der menschlichen Unzulänglichkeit. Der Protagonist Jonas Heidbrink ist ein ausgebrannter Start-up-Millionär, der sich nach einem diffusen Erschöpfungszustand in eine exklusive psychiatrische Klinik im Osten Deutschlands einweisen lässt. Was als einmonatige Auszeit gedacht ist, gerät zum endlosen Aufenthalt, während um ihn herum Patienten mit eigenen Neurosen, Peinlichkeiten und gescheiterten Existenzen taumeln. Die Klinik wird zur Zwischenwelt: nicht gesund, nicht wirklich krank, aber gefangen in einem skurrilen Stillstand. Wie beim originalen "DER ZAUBERBERG" eben. Strunk nimmt sich die bekannten Motive daraus vor und dreht sie durch seinen ganz eigenen Fleischwolf, sodass es alles hässlich und miefig wird. Die Gruppentherapien setzen den Patienten mehr zu als ihre Leiden und Heidbrink wird immer passiver, ergibt sich immer mehr dem Leben in der Klinik, das schon bald sein Lebensinhalt wird. Wie immer ist Strunks Humor toll und pendelt zwischen albern und traurig, das Hässliche und das Skurrile werden herausgestellt und mit wunderbaren Worten beschrieben. Spannend ist das Ganze nicht, was aber auch nicht sein soll, im Grunde ist es eher langweilig, was ja auch so gewollt ist, denn die Zeit dehnt sich ja auch für Heidbrink, was letztendlich deprimierend ist. Heidbrink macht auch keine Entwicklung durch, und wenn doch, dann keine positive, was ja auch typisch ist für Strunk. Kein schlechtes Buch, aber eben auch kein neuer Gipfel in Strunks Schaffen, weil sich die Geschichten und Figuren inzwischen sehr ähnlich sind. Es braucht zwischendurch mal wieder so etwas wie einen neuen "DER GOLDENE HANDSCHUH". (Haiko Herden)
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