(Moewig Science Fiction)
Es ist ein ganz toller Sommer, alle genießen den Sonnenschein. Doch dann zeigen sich Flecken auf der Sonne, und die Menschen beginnen sich massenhaft selbst umzubringen. Dieses Phänomen nennt die Presse "Schönwetterselbstmorde". Erstaunlich ist, dass es nicht die labilen Leute sind, die sich das Leben nehmen, sondern völlig normale Menschen. Das zieht sich über Jahre hin, bis schließlich die Gesellschaft auseinanderbricht und alle "Normalen" weggestorben sind. Aus "Normal" ist nun "Transnormal" geworden, die restlichen Menschen kämpfen ums Überleben, die Natur holt sich zurück, was sie kann, Hunde, Katzen, Ratten vermehren sich in sagenhaftem Ausmaß, Kannibalismus unter Mensch und Tier ist "transnormal". Der Roman begleitet einen Mann auf seinem Weg durch Großbritannien, er träumt davon, sich irgendwo niederzulassen, trifft alsbald eine Frau, die ihn begleitet und schwingt sich nach und nach zu immer größeren Höhen auf. Autor Edmund Cooper, der 1926 in England geboren wurde, war in mehreren Genres zuhause, hauptsächlich aber im Bereich der Science Fiction, wobei dieses hier eher ein Endzeitroman ist. Interessant ist das Grundszenario mit den Schönwetterselbstmorden und dass es nur "Normale" trifft, sodass am Ende nur Menschen zurückbleiben, die psychisch auffällig sind, Verrückte unter Verrückten halt, Sadisten, Mörder, stark Depressive, sodass Verrückt das neue Normal ist, was hier "transnormal" genannt wird. Der Teil ist aber relativ schnell abgehandelt und Cooper geht über in eine, für heutige Verhältnisse, völlig normale Endzeitwelt, bei der entweder der Kluge oder der Brutale überlebt. Das ist ganz gut erzählt, es passiert immer etwas und eskaliert irgendwann. Als problematisch ist ein bisschen anzusehen, wie die weibliche Hauptfigur beschrieben wird, was schon streckenweise etwas fragwürdig ist. Andererseits herrschen in "STIEFKINDER DER SONNE" ja auch keine gesellschaftlichen Verhältnisse wie man sie sich wünscht, alle Leute sind hier ja eben "anders", alle Normen sind auf den Kopf gestellt. Ob man das gelten lassen kann, darüber lässt sich freilich streiten, denn Cooper hat offenbar in seinem Leben ein paar nicht so nette Worte über Frauen von sich gegeben und auch antifeministische Bücher geschrieben ("DAS REGIME DER FRAUEN" von 1969 und "FREIWILD MANN“ von 1981), die ich allerdings bislang nicht gelesen habe. (Haiko Herden)
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