Graeme Revell - The Siege OST score
Varese Sarabande (1998)
Waren es im Kalten Krieg die bösen Russen, so sind in der darauf folgenden Ära die Araber die Prügelknaben, an denen Amerika seine Minderwertigkeitskomplexe ausläßt. Islamischer Bombenterror in New York, die U.S. Army räumt auf. Einen Oscar für die Originalität des Themas!
GRAEME REVELL (ex-SPK) schert sich null um die Story. Er zaubert einen Soundtrack, der über jede Hollywood Handlung erhaben ist. Geradezu sabotageartig stiehlt er dem Film die Show. Ein Score, der wunderbar ohne Bilder funktioniert. Es sind auf der CD nicht nur Fragmente, sondern ein stimmiges Instrumentalwerk.
Der Anfang hat etwas von Christopher Frankes "Babylon 5". Ein im tiefen Raum hallendes Gewitter aus horrormäßig quietschenden Strings und knallenden Blechhaufen. Aufreibende Dramatik, Säbelrasseln, viel Lärm. Denn sentimentale Szenen bedingen, dass zuvor kräftig Blut geflossen ist. So assoziiert man hier also einmal mehr, wie Sheridan und Delenn eine futuristische Weltraumschlacht fliegen, inklusive der Krokodilstränen über den Trümmern, als dass man sich dazu banales Erdengezänk vorstellt. Aber auch wenn Pyromanen in der Bronx die Fetzen fliegen lassen, bis die Panzer einrollen, läßt sich das musikalisch ästhetisieren. Wie im Film selbst stehen sich zwei Teufel in Engelsgestalt zum Duell gegenüber. Die schönen ruhigen Passagen des Scores suggerieren den trügerischen Edelmut der Rechthaberei der einen, wie der anderen Seite; ja romantisieren gar noch den heiligen Krieg zwischen islamischem Mittelalter und christlicher Post-Moderne mit exotischen Klängen - bis zum nächsten Knall.
29 Minuten zum vollen Albumpreis ist dreist, aber bei Soundtrack Scores nicht unüblich, da die Filmcompanies in den Budgets ausgerechnet beim Komponistenhonorar mit jeder Minute geizen. Lieber noch einen Crash mehr filmen, als zuviel gute Musik. (Glasnost)
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