Für eine gute Science Fiction-Serie ist im Hörspielbereich doch immer Platz, auch, wenn die Auswahl inzwischen recht umfangreich ist. Dass Maritim sich trotzdem daran macht, ist lobenswert und hier gut umgesetzt. Die Grundstory orientiert sich ziemlich deutlich am Star Trek-Universum und hier besonders an „Star Trek: Voyager“. Wie im Vorbild, wird die Raumstation in ein fast völlig unbekanntes Gebiet der Galaxis geschleudert und die Mannschaft muss das irgendwie in den Griff bekommen. Um die Verbindung deutlich zu machen, hat man gleich fast die komplette Synchronsprecherschar von „Voyager“ verpflichtet, was einerseits angenehme Deja Vus beschert und zum anderen erfreulicherweise mal ganz frische Stimmen in einem Hörspiel präsentiert. Dabei werden die einzelnen Sprecher größtenteils in den Funktionen eingesetzt, die sie auch bei „Voyager“ hatten.
Das Grundkonzept ist somit alles andere als neu, gibt aber auch die Möglichkeit, sehr unterschiedliche Geschichten zu erzählen. Dabei nimmt man durchaus auch Bezug auf Vorbilder wie beispielsweise „Earth 2“, „Alien“ und andere.
Von der Produktion her gibt es nichts auszusetzen und die Sprecher leisten solide Arbeit, was klar ist, mussten sie sich doch nicht unbedingt auf etwas völlig Neues einstellen. Die Soundkulisse und die musikalische Untermalung sind gelungen und so sind eigentlich alle Voraussetzungen für eine langfristige neue Science Fiction-Serie gegeben.
Folge 01 - SPRUNG DURCH DEN SEKTOR – CD – 2009 – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-229-8
Einige Wochen vor der Inbetriebnahme wird die neue europäische Forschungsraumstation „Alpha Base“ der Presse vorgestellt. Dabei wird sie durch eine Art Wurmloch in einen weitgehend unbekannten Sektor der Galaxis geschleudert. Nun treibt die Raumstation mit ihrem Zugschiff „Darwin Explorer“ mit einer Rumpfbesatzung und einer Gruppe ziemlich nervender Journalisten hilflos durchs All. Niemand weiß, wie man ins heimatliche Sonnensystem zurückkehren kann. Zudem scheinen bei dem Raumsprung außerirdische Lebensformen an Bord der Station gekommen zu sein und auch ein Attentäter treibt sein Unwesen…
Natürlich werden in der ersten Folge erstmal die Ausgangssituation und die wichtigsten Charaktere vorgestellt. Das wird routiniert getan und es wird erstmal keine besonders tiefgehende Story erzählt. Neben den Star Trek-Einflüssen werden auch andere Franchises wie „Alien“ zitiert.
Folge 02 – ÜBELEBEN – CD 2009 – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-230-4
Die Besatzung der Raumstation Alpha-Base hat sich mit der neuen Situation abgefunden und arbeitet daran, die Station im Orbit von Zulu I zu installieren und so etwas wie Alltag einkehren zu lassen. Plötzlich spürt Carmen de Machento auf telepathischem Wege etwas und vermutet, dass es entgegen der Erwartungen doch intelligentes Leben auf dem Planeten gibt. Der Antrieb der Lebensform scheint der Wunsch nach „Überleben“ zu sein und es ist allgemein bekannt, dass jemand, der sich bedroht fühlt durchaus gefährlich sein kann. Um die Situation zu klären startet die Besatzung eine Expedition auf den Planeten und wird direkt nach der Landung angegriffen…
Nach der Einführungs- und Erklärungsfolge „Sprung Durch Den Sektor“ geht es nun bei „Überleben“ gleich actionreich weiter. Man könnte denken, dies ist eine nie verfilmte Folge von „Star Trek: Voyager“ und das ist sicher auch gewollt. Dazu wird diesmal aber gleich auch noch eine gehörige Portion „Earth 2“ eingebaut und zum Ende hin kommen Erinnerungen an die „Mittlere Auge“-Trilogie von „Commander Perkins“ auf, was eine spannende Mischung ergibt.
Da die Laufzeit mit 42 Minuten recht kurz ist, kommen keine Längen auf und das Tempo ist durchgehend hoch, so dass man die fehlende Eigenständigkeit der Serie vergessen kann und sich einfach gut unterhalten fühlt.
Folge 03 – FREUND ODER FEIND – CD 2009 – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-231-1
Nachdem einige Besatzungsmitglieder der Raustation Alpha-Base verschwunden sind und Captain Nicole Schwing eine schwere Augenverletzung hat, melden sich Vertreter des „Imperiums“ und wollen die Station in friedlicher Absicht besuchen. Sie heilen zunächst Schwing und garantieren, dass den gefangenen Menschen nichts passieren wird.
Alles scheint sich zum Guten zu entwickeln, als plötzlich ein weiteres Raumschiff angreift. Spielt das „Imperium“ ein falsches Spiel und wer kann wirklich als Freund der Menschen angesehen werden?
Inhaltlich geht es nach den Ereignissen in „Überleben“ ohne Bruch weiter, nur ist die dritte Folge etwas weniger actionlastig ausgefallen. Das stört jedoch nicht, da die Story trotzdem gut und spannend ist und aufgrund der Laufzeit von rund 55 Minuten (nicht 42, wie auf der Coverrückseite angegeben) keine Längen aufkommen lässt. Zudem bietet eine gute Serie immer Folgen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, dafür war „Star Trek“ schon immer bekannt und als Variation davon darf „Raumstation Alpha-Base“ natürlich gelten.
Schön, dass hier ein überspannender Storybogen etabliert wird, aber nett wären in Zukunft auf mal ein paar Einzelstories.
Folge 04 – KONTAKT – CD 2009 – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-242-7
Fähnrich Wagnis verhält sich merkwürdig, Sergeant Olsen ist immer noch in der Hand des Imperiums und soll technische Einzelheiten über die Alpha-Base verraten und auf Zulu I sammeln sich die Ferona möglicherweise zu einem Angriff. Die Menschen der Raumstation Alpha-Base kommen nicht zur Ruhe und Captain Schwing muss irgendwie versuchen, die Balance zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen und Ereignissen zu halten…
Die Menschen auf der Alpha-Base sind endgültig in der ihnen fremden Galaxis, weit entfernt von der Heimat, angekommen. Die Raumstation und ihre Crew sind mitten in die politischen Wirren um Zulu I, das Imperium, die Ferona und die Phasmonen geraten, voller Diplomatie und Intrigen. Somit nähert sich „Raumstation Alpha-Base“ immer mehr den Vorbildern „Deep Space Nine“ und „Babylon 5“ an und berührt „Star Trek Voyager“ und „Earth 2“ nur noch am Rande. Ob das auch in Zukunft so sein wird, muss sich zeigen, gut ist aber, dass man in der Serie etwas ausprobiert. Dabei behält man aber immer die eigentliche Storyline im Auge, die nahtlos weitergeführt wird. Einzelne Folgen zu verpassen ist schon jetzt nicht mehr empfehlenswert.
Folge 05 – DAS LETZTE LEBENSZEICHEN – CD 2009 – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-243-4
Olsen bleibt verschwunden und die Gefahr durch die Ferona ist auch immer noch nicht gebannt. Alpha-Base Captain Nicole Schwing muss also an verschiedenen Fronten agieren, zumal auf der Station selbst auch nicht alles friedlich und freundlich abläuft. Schwing beginnt, selber aktiv zu werden und schickt Unterhändler nach Zulu 1. Zudem ernennt sie Carmen zur Diplomatin, was den Handlungsspielraum erweitert. So können die in den Tiefen des Universums gestrandeten Menschen endlich aus ihrer defensiven Position heraus und selbst das Handeln bestimmen. Dass gleichzeitig heraus kommt, dass eine Person an Bord der Station nicht die ist, die sie zu sein scheint, verschärft die Situation aber zusätzlich…
Es tut sich einiges auf der Alpha-Base. Musste man sich bisher erst in einer völlig fremden Situation zurechtfinden und konnte man bisher nur auf immer neue Gefahren reagieren, versucht man jetzt, selber in eine bessere Position zu kommen. Gertie Honeck als Kommandeurin Nicole Schwing bringt diese Aufbruchsstimmung ziemlich gut rüber. Das bringt zugleich eine neue, erweiterte Dynamik in die Handlung, die interessant genug ist, um den Hörer weiter mitfiebern zu lassen. Wirklich unheimlich ist die Handlung um die Duplikaten, schön düster und spannend. Wer sich hier an die Borg aus „Star Trek“ erinnert fühlt, liegt sicher nicht ganz falsch. Es passiert wirklich eine ganze Menge in den rund 66 Minuten Laufzeit, so dass keine Längen oder gar Langeweile aufkommen können, zumal die Serie ja auch hier wieder zeigt, dass sie immer für Überraschungen gut ist.
Folge 06 – DIE ROMANI – CD 2010 – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-266-3
Nach Phasmonen, Ferona, Imperialen, Duplikaten und Cyborgs steht die Raumstation Alpha-Base vor einer neuen, existentiellen Gefahr. Ein Komet rast auf die Station zu. Man könnte versuchen, ihn abzulenken, aber damit würde man das leben auf dem Kometen gefährden. Eine schnelle Lösung des Problems muss gefunden werden. Und nicht nur durch den Kometen droht neue Gefahr…
Normal bin ich ja eher ein Hörspiel-Fan, der zu lange Laufzeiten kritisiert, doch bei dieser Folge von „Raumstation Alpha-Base“ ist die knackige Laufzeit von 45 Minuten fast zu kurz für die Fülle der Ereignisse. So entsteht eine fast reine Action-Folge ohne große Charaktermomente der Hauptfiguren, was ja aber auch mal ganz schön ist. Pure, temporeiche Unterhaltung wird hier geboten und lässt die Handlung geradezu vorbeifliegen. Für Abwechslung innerhalb der Serie ist also gesorgt. Die Geschichte selbst ist „Star Trek“ pur, zumindest, wenn man die ersten beiden Serien betrachtet.
Dass eine weitere neue Alien-Rasse eingeführt wird fördert die Komplexität der Serie nachhaltig und sorgt für anhaltendes Interesse an der Serie.
Folge 07 – DER UNTERGANG DER ALPHA-BASE – CD 2010 – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-267-0
Nachdem alle Crewmitglieder der Alpha-Base außer Gefahr sind, kehrt zunächst etwas Ruhe ein. Die Gefahr durch die Taylonen besteht allerdings weiterhin. Zudem scheint jemand Scott Fish nach dem Leben zu trachten und auch die Ziele des Imperiums bleiben weiterhin im Dunkeln. Was haben die Romani getan, dass die Taylonen den Menschen so feindlich gegenüberstehen? Steht die Raumstation wirklich vor der Vernichtung? Captain Nicole Schwing muss handeln, ohne aber genau zu wissen, woraus die Gefahr überhaupt besteht. Als die Taylonen tatsächlich angreifen steht Fähnrich Wagnis plötzlich einem fremden Wesen auf einer erstarrten Raumstation gegenüber…
Weiterhin Action auf der Raumstation Alpha-Base, die Menschen kommen einfach nicht zur Ruhe, auch, wenn die Entführten und Verschollenen anscheinend alle wohlauf sind. Als die Taylonen die Station angreifen scheint wirklich das Ende bevorzustehen. Das wird vor allem durch ziemlich dramatische Musikuntermalung gut unterstützt, bei den Soundeffekten hätte man allerdings in der Produktion durchaus noch etwas mehr klotzen können. Da hat man eher auf die alte Theater-Taktik der „Mauerschau“ gesetzt, um das Geschehen rüberzubringen. Das geht aber in Ordnung. Interessant ist dann die Situation, in der sich Fähnrich Tim Wagnis plötzlich mit dem „Wanderer“ befindet. Keine Frage, hier dient „Q“ aus Star Trek als Vorbild und auch die Wurmlochwesen aus „Deep Space 9“ hatten hier wohl Einfluss. Es bleibt also dabei, „Raumstation Alpha-Base“ bedient sich relativ schamlos aus allen möglichen bekannten TV-Serien. Da das aber durchaus gut gemacht ist und so im Hörspielsektor bisher noch nicht umgesetzt wurde, ist das verzeihlich und sorgt weiterhin für gelungene Science Fiction-Unterhaltung.
Folge 08 – FEIND – CD 2010 – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-287-8
Völlig überrascht wacht Captain Nicole Schwing in einer ihr fremden Welt voller Gefahren auf. Sie weiß nicht, wie sie dort hingekommen ist und kann keinen Kontakt mit der Ramstation Alpha-Base und ihrer Crew aufnehmen. Was ist geschehen und wie kann sich Schwing aus dieser scheinbar aussichtslosen Lage befreien?
Der Anfang dieser achten Folge ist sehr seltsam. Man ist mitten in einer neuen Situation, die scheinbar mit den bisherigen Ereignissen nichts zu tun hat. Ähnliche „alleine in einer fremden Welt“-Folgen kennt man natürlich aus diversen Star Trek-Serien, so dass die Überraschungen sich in Grenzen halten. Trotzdem ist diese Episode eine hübsche Abwechslung innerhalb der Serie. Natürlich sind die langen Passagen, in denen sich Frau Captain alleine in der fremden Welt befindet eher eine Art inszenierte Lesung, als ein Hörspiel, aber das ist trotzdem ganz gut umgesetzt. Die Standard-Crew hat hier anfangs wenig zu tun, aber da die Laufzeit des Hörspiels nur rund 45 Minuten beträgt, kommt dennoch keine Langeweile auf, auch wenn die Auflösung der Geschichte früh klar ist und für geübte Star Trek-Seher auch keine besondere Überraschung.
Folge 09 – ATTENTÄTER – CD 2010 – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-299-1
Captain Nicole Schwing ist mit Al-Cardel auf dessen Raumschiff auf dem Weg zu den Taylonen, ohne zu wissen, was er dort mit ihr vorhat. Auf der Raumstation Alpha-Base macht man sich inzwischen Sorgen, weil der Kontakt zu Schwing abgebrochen ist. Gleichzeitig muss Abisai Abel die Gespräche mit den Phasmonen fortsetzen, nachdem die Gefahr durch die Ferona fürs erste gebannt ist. Als Scott Fish die begründete Befürchtung hat, auf der Raumstation nicht sicher zu sein gibt es ein neues Problem im eigenen Lager. Zudem wird Al-Cardels Schiff von den Duplikaten angegriffen und Captain Schwing gerät in ihre Gewalt…
Dafür, dass dieses Hörspiel nur rund 42 Minuten Laufzeit hat passiert ziemlich viel, so dass man als Hörer gar nicht richtig zu Atem kommt und erstmal alles für sich selbst sortieren muss. Das hat den Vorteil, dass garantiert keine Langeweile aufkommt. Verschiedene bisher etablierte Handlungsstränge werden fortgesetzt und man kommt sich wieder einmal vor, wie in einer nicht verfilmten Folge von „Star Trek – Voyager“ und das nicht nur wegen der bekannten Synchronstimmen. Auch die ganze Struktur ist „gut geklaut“, so hat fast jede Figur des Hörspiels eine Entsprechung in der TV-Serie und auch die verschiedenen Völker finden praktisch 1:1 ihre Entsprechung, nur eben mit anderen Namen. Das ist aber okay, sofern die Hörspiele gut gemacht sind und das ist absolut der Fall. Ich denke auch gar nicht, dass Autor James Owen irgendjemandem weismachen will, eine eigenständige Serie zu schreiben und auch Maritim wollte wohl genau diese 1:1-Umsetzung. Ich jedenfalls fühle mich nach wie vor gut unterhalten und freue mich auf weitere Folgen.
Buch: James Owen (A.P.)
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