Klar, nach den gigantischen Erfolgen von TV-Serien wie „C.S.I.“, „Navy CIS“ und wie sie alle heißen, musste dieses moderne Krimigeschehen auch im Hörspielsektor seine Umsetzung erfahren. Natürlich ist Maritim wieder einmal vorne dabei und hat von Andreas Masuth die Serie „NYPDead“ schreiben lassen, die sich sehr nah an die Vorbilder hält, das aber gut umsetzt.
NYPDead verbindet sozusagen den Großstadtkrimi aus „C.S.I.“ mit den eher spezielleren Fällen von „Navy CIS“. Die Fälle, aufgrund der fehlenden optischen Komponente etwas vereinfacht, orientieren sich sehr an den Vorbildern und auch die Figurenkonstellation ist natürlich abgekupfert. Das geht soweit, dass vergleichbare Rollen mit den entsprechenden Synchronsprechern aus dem Fernsehen besetzt sind, besonders auffällig natürlich bei Gerichtsmediziner „Duke“ MacRae und Donald „Ducky“ Mallard aus „Navy CIS“, beide wunderbar gesprochen von Eberhard Prüter. Dass die Spitznamen „Duke“ und „Ducky“ zudem noch sehr ähnlich sind, ist keinesfalls ein Zufall. Der Wiedererkennungsfaktor für TV-Zuschauer ist also groß und genau das ist es, was so viel Spaß macht. Trotz, oder gerade wegen, der Parallelen wird man hier sehr gut unterhalten. Zumal Masuth hier und da auch noch Elemente aus anderen Fernsehserien einbaut, bleibt die Vielseitigkeit gewahrt.
Das Tempo ist recht hoch, angefacht vor allem durch die treibende Musikuntermalung. Die Geräuschkulisse ist solide.
Auffallend ist, dass jede Menge „coole“ Sprüche und eine Menge, teilweise schwarzer, Humor eingebaut werden, wobei aber nicht jeder Gag zündet, aber ganz große Patzer sind auch nicht dabei. Für die, teilweise etwas ausufernden medizinischen Texte, die ohne den Filmfaktor etwas selbstzweckhaft erscheinen, hat man sich medizinische Beratung geholt, so dass diese zumindest kompetent sein dürften.
Neben den bereits erwähnten Sprechern in den Hauptrollen, wird eine ganze Reihe weiterer bekannter Stars der Szene aufgefahren und hörbar hatten wohl alle viel Spaß an den Aufnahmen, denn alles kommt sehr dynamisch rüber.
Alles in allem also eine gelungene neue Serie, die den Krimi-Hörspielmarkt erweitert und durchaus auch modernisiert. Ein Beweis, dass man nicht immer krampfhaft was Neues ersinnen muss, sondern auch mit solidem Epigonentum klasse Unterhaltung abliefern kann.
Folge 01 – FEUER UND FLAMME – 2009 – CD – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-173-4
Das Forensik-Team der New Yorker Polizei muss sich mit zwei ziemlich mysteriösen Fällen beschäftigen. Zum einen ist ein Bauarbeiter auf der Baustelle erstickt, obwohl er gar nicht mit entsprechenden Stoffen gearbeitet hat und dann gibt es noch eine Reihe von scheinbar spontanen Selbstentzündungen bei Menschen, die genauso unerklärlich sind…
Klar, wo die Vorbilder für die neue Serie zu suchen sind, allerdings ist der Ton ziemlich flapsig und nicht jeder Witz zündet, da helfen die besten Sprecher nichts. Die leisten allerdings trotzdem ganz hervorragende Arbeit ab und natürlich ist es schön, mal ein Hörspiel eines ganz anderen, als der gängigen Genres zu hören.
Man lernt, wie es sich für eine erste Folge gehört, erstmal die wichtigsten Figuren kennen, wobei die Story selbst, wie so oft, eher wenig aufregend ist. Unterhaltsam ist sie aber schon, nur eben nicht richtig thrillermäßig. Da muss man auf die weiteren Episoden hoffen. Diese erste Folge hat es bei mir erstmal noch relativ schwer, aber da ich die Fortsetzungen auch schon gehört habe, weiß ich, dass sich die Serie schnell steigert und somit hoffentlich eine Fanbasis finden wird. Lassen wir uns überraschen.
Folge 02 – AUF DEN ERSTEN BLICK – 2009 – CD – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-221-2
Die NYPD-Cops Kyle Anderson und Melissa Cavallero haben einen kleinen Unfall mit dem Fahrradkurier Justin Ortega. Dieser scheint jedoch wohlauf zu sein und so nimmt er einfach wieder seine Arbeit auf. Als er wenig später an einer Hirnblutung verstirbt landet er in der forensischen Abteilung des New York Police Departments und Melissa befürchtet, dass der Unfall doch schlimmere Folgen gehabt hat, als zunächst gedacht.
Gleichzeitig wartet ein weiterer seltsamer Fall auf Aufklärung, ein bekannter Geschäftsmann rast ungebremst in den Gegenverkehr und kommt dabei um. Unfall oder Mord?
Russel Owen muss seine Agenten ein wenig lenken, um in beiden Fällen voran zu kommen. Ohne den Gerichtsmediziner „Duke“ wäre die Lage mal wieder mehr als verzwickt…
Gleich zwei neue Fälle, für das Forensik-Team des NYPD, die tatsächlich nichts miteinander zu tun haben. Wirklich skurril sind in beiden Fällen die Auflösungen, was durchaus unterhaltsam ist, aber nicht zu oft genutzt werden sollte. Für zwischendurch sind solche Obskuritäten sehr unterhaltsam. Wie es sich für derartige Serien gehört, gerät hier scheinbar eine der Hauptfiguren mitten in den (einen) Fall hinein. Persönliche Bezüge zur Handlung sorgen natürlich für eine gewisse Tiefe und Entwicklung der Charaktere, was die Bindung des Hörers zur Serie verstärkt, denn je besser man die Figuren kennt, desto mehr möchte man wissen, wie es weiter geht. Trotz der langen Laufzeit von rund 73 Minuten kommt diesmal keine Langeweile auf, anscheinend lernt Autor Masuth dazu, denn in der Vergangenheit mussten seine Hörspiele fast immer wegen vieler Längen kritisiert werden.
Wenn es bei „NYPDead“ so weiter geht, darf man sich sicher noch auf zahlreiche spannende und hin und wieder selbstironische Folgen freuen.
Folge 03 – SPUREN NACH DEM TOD – 2009 – CD – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-222-9
Die Forensiker des New York Police Department haben alle Hände voll zu tun. Zum einen werden zwei Frauen bei Raubüberfällen in ihren gut gesicherten Wohnungen ermordet, wobei die Leichen mit zerplatzten Köpfen gefunden werden. Verstümmelungen, die kaum durch eine normale Schusswaffe entstanden sein können…
Zudem wird der Entführer und Polizistenmörder Seth Waters im Einsatz erschossen, hinterlässt aber einen Abschiedsbrief mit einem Hinweis auf sein entführtes Opfer. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn das Opfer hat nur noch wenige Stunden zu leben…
Nette Anspielung auf Dr. McCoy aus Star Trek: „Ich bin Pathologe, kein Sonderermittler.“ Gut geklaut, in diesem Falle eher ein Tribut, ist halb gewonnen.
Für mich hat dieses Hörpsiel schon mit diesem kleinen Gag gewonnen.
Ansonsten gibt es wieder zwei parallele Fälle, die diesmal eine menge klassische Ermittlungsarbeit erfordern. Der Running-Gag mit dem Autoklassiker wird allerdings etwas überstrapaziert. Das passt in eine TV-Serie, wo man dieses besondere Auto auch sieht (Schauwerte!), aber nicht unbedingt in ein Hörspiel. Bei diesmal nur 56 Minuten Laufzeit ist das zusätzlich Füllmaterial und scheint zur Streckung der Handlung zu dienen. Dabei geben beide Fälle eigentlich viel mehr her. Vor allem der Entführungsfall ist ziemlich unspektakulär ausgefallen. Unterhaltung wird aber trotzdem ordentlich geboten.
Folge 04 – VIRUS PER MAIL – 2010 – CD – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-227-4
Bei den Vorbereitungen der Sprengung eines alten Parkhauses wird in der Pförtnerloge eine Leiche entdeckt, die offenbar schon länger tot ist. Was hat es mit dieser halb verwesten Leiche auf sich, wollte jemand sie einfach durch die Sprengung loswerden oder steckt mehr dahinter?
Parallel stoßen Russell Owen und sein rechtsmedizinisches Team auf merkwürdige Ereignisse in einem Krankenhaus, in dem mehrere Menschen auf mysteriöse Art und Weise verstorben sind…
Wieder einmal zwei neue knifflige Fälle für das New Yorker Pathologen-Team, die nichts miteinander zu tun haben. So ist die Abwechslung gewohnt groß und das Tempo wird hochgehalten. Allerdings sollte man vielleicht mal einen einzelnen Fall in einer Folge behandeln und damit mehr in die Tiefe gehen. Bei zwei Fällen bleibt es doch manchmal etwas oberflächlich und die Fälle wirken oft eher als Grund für die wunderbaren Dialoge des Teams, als wirklich im Mittelpunkt stehend. Die Beziehungen der Haupt-Charaktere untereinander machen so eigentlich die Serie aus, was zwar sehr gelungen ist, aber vielleicht auf Dauer auch irgendwann etwas langweilig.
Trotzdem ist auch diese Folge, natürlich will ich fast sagen, spannend und unterhaltsam, was wie immer an den gut aufgelegten Sprechern und der kraftvollen Musikuntermalung liegt. Vielleicht sollte man allerdings, trotz aller Realität, hier und da ein wenig auf zu viel medizinisches Fachgeplänkel verzichten, das ist gar nicht nötig.
Folge 05 – VX – 2010 – CD – Maritim/VGH Audiobooks – ISBN 978-3-86714-248-9
Bei dem Besuch einer Prostituierten stirbt der bekannte Richter Dwight Malone, genannt „Dirty Harry“, überraschend, scheinbar an einem epileptischen Anfall. Die Umstände des Todes sorgen beim New Yorker Pathologen-Team für Erheiterung, einen neuen Fall vermutet man aber nicht. Mysteriöser sind da schon einige Morde an Leuten, die mit dem Bau-Großprojekt „Little Italy“ zu tun haben. Allerdings scheint der Tod des Richters doch nicht so unverdächtig zu sein, wie es zunächst schien, da ein Anschlag auf das Leben der Prostituierten verübt wird, offenbar um Spuren zu verwischen. Auch hier führen Spuren nach „Little Italy“. Haben die Todesfälle etwa etwas miteinander zu tun?
Hatte ich in der vorherigen Folge noch geschrieben, dass man statt zweier völlig unabhängiger Fälle vielleicht mal nur einen etwas ausführlicher umsetzen sollte, so geht es schon mit dieser Folge ein bisschen in die Richtung. Zwar sind es weiterhin zwei Geschichten, die die New Yorker Kriminal-Pathologen untersuchen müssen, führen die Spuren jedoch schlussendlich in dieselbe Richtung. Das ergibt eine dichtere Handlung und zusammen mit den üblichen gelungenen Dialogen hat man hier mal wieder eine spannende, unterhaltsame Folge der Krimiserie. (A.P.)
Buch: Andreas Masuth
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