 Das junge Paar Lia und Manuel zieht illegal in die Wohnung von Tanja ein, die dort nach einem Räumungsbescheid aber auch nicht mehr rechtsmäßig wohnt und deswegen die Eindringlinge nicht durch die Polizei rausschmeißen lassen kann. Manuel lebt in den Tag hinein und erfreut sich am Sex mit Lia, die als Kellnerin arbeitet, Tanja verdient ein wenig Geld als Näherin. Irgendwie arrangieren die Drei sich und es entsteht sogar eine erotische Spannung. Als die Räumung der Wohnung bevorsteht und ein Hurricane Kurs auf die Stadt nimmt, beginnt ein gefährliches Dreiecksspiel und die Spannung steigt immer weiter…
Filme aus Kuba bekommt man nicht oft zu Gesicht, zumal, wenn sie unabhängig entstanden sind und thematisch dem autoritären Staat kaum gefallen dürften. Insofern ist es Donau Film hoch anzurechnen, dass „Havanna Dreamers“ in Deutschland veröffentlicht wird, obwohl die Zielgruppe wohl eher klein sein dürfte. Dass der Film überhaupt entstehen konnte und international vertrieben wird, ist vielleicht ein kleines Zeichen, dass Kuba sich doch ein wenig öffnet.
Natürlich ist die Herkunft eines Filmes alleine noch kein Qualitätsmerkmal, kann aber für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen. Filmisch wird in „Havanna Dreamers“ keine Innovation geboten. Der Film orientiert sich eher am französischen Drama-Kino als an Hollywood-Regeln und ist insgesamt eher ruhig und langsam, tatsächlich auch phasenweise etwas langweilig, weil einfach nichts passiert, außer, dass die drei Hauptfiguren irgendwas im Haus machen, wobei auch Toilettengänge immer wieder vorkommen. „Havanna Dreamers“ ist im Grunde ein Kammerspiel, ein Großteil der Geschichte spielt sich in der Wohnung ab, zum einen sicherlich aus budgettechnischen Gründen, zum anderen aber vielleicht auch, weil man für öffentliche Orte kaum eine Drehgenehmigung erhalten hätte, denn die deutliche Benennung von Themen wie Armut und Wohnungsnot dürfte den zuständigen staatlichen Stellen in Kuba kaum gefallen.
Unterbrochen werden die Alltagsszenen immer wieder von softerotischen Sexszenen, die trotz der schwülen Atmosphäre niemals schmuddelig sind und ziemlich unverklemmt und natürlich erscheinen. Ein reiner Erotikfilm ist aber trotzdem nicht herausgekommen.
Stilistisch setzt Regisseur Kiki Álvarez auf lange, ruhige Einstellungen, Großaufnahmen von Gesichtern und nutzt auch mal die Möglichkeiten von unscharfen Bildern. Der Look wirkt trist, wie die von den Wänden abgeblätterte Farbe, bunte Farben kommen kaum vor. Aus wenig Möglichkeiten wurde so das Bestmögliche rausgeholt. Die Atmosphäre ist entfernt mit der ersten Hälfte von „Betty Blue – 37,2° Am Morgen“ vergleichbar, zumindest, was die Ziellosigkeit der Figuren angeht.
Ein leichter Unterhaltungsfilm ist „Havanna Dreamers“ nicht, ein erregender Erotikfilm auch nicht, aber als Sozialdrama aus einem Land, dass sich vielleicht an der Schwelle zu einem Aufbruch befindet, ist der Film sehenswert, besonders wenn man auf französische Filme der 80er Jahre steht. Sicherlich ein Film, der irgendwann auf Arte läuft und dort das richtige Publikum findet.
Die deutsche DVD kommt von Donau Film und bietet eine gute Bild- und Tonqualität, wahlweise in Deutsch oder Spanisch, dazu deutsche Untertitel. Die Synchronisation ist gut geworden, was bei solch kleinen Filmen leider nicht immer selbstverständlich ist, Als Bonus gibt es lediglich den Trailer zum Film in Deutsch und Spanisch. (A.P.)
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