Nachdem der junge Außenseiter Willard, der sich in seiner Einsamkeit mit einer Rattenschar angefreundet hatte, tot ist, kann die intelligente Ratte Ben entkommen und wird von dem kleinen Danny gefunden, der unter gesundheitlichen Problemen leidet und deswegen von seiner Mutter übermäßig beschützt wird. Währenddessen wächst die Rattenplage in den Kanälen unter der Stadt, die von Ben angeführt wird. Als es zu Todesfällen kommt, beschließt die Stadtverwaltung, gegen die Ratten etwas zu tun, aber es scheint so, als wenn es längst viel zu viele sind, um ihnen noch Herr zu werden...
Nachdem „Willard“ 1971 zum Überraschungserfolg wurde, setzten die üblichen Hollywood-Mechanismen ein...es musste eine Fortsetzung her, und zwar mit mehr Ratten, mehr Morden und mehr Horror. Heraus kam „Ben“, der nahtlos an den Vorgänger anschließt. Trotzdem gingen die Produzenten und Regisseur Phil Karlson einen etwas anderen Weg. War „Willard“ noch eher ein Familiendrama mit Horrormomenten, so ging es in „Ben“ weitaus handfester zu. Zwar spielte mit dem kleinen Danny wieder ein Außenseiter die Hauptrolle, der Horror rückte jedoch in den Vordergrund - da machte es auch nichts aus, dass die Hauptfigur ein Kind ist.
Herausgekommen ist ein durchaus zwiespältiger Film, der zwar gute Massenszenen mit den Ratten bietet und mehr und grausamere Morde als „Willard“, doch gleichzeitig gibt es durch gelegentliche Gesangseinlagen ein bisschen unfreiwilligen Humor. Kinderdarsteller Lee Montgomery liefert dabei eine wechselhafte Vorstellung ab. Teilweise überzeugt er als überbehütetes Kind, das alles hat außer richtige Freunde, dann nervt er wiederum, wie es Kinder in Filmen, vor allem in den 70er Jahren, so oft tun, wenn Erwachsene versuchen, „realistische“ Kinderfiguren ins Drehbuch zu schreiben.
Ansonsten folgt „Ben“ den Gesetzen einer Fortsetzung, von allem gibt es mehr, außer bei der Handlung, die ist weitaus gradliniger und weniger auf die psychologische Seite ausgerichtet. Aber im Grunde ist das sogar gut, denn einfach die gleiche Geschichte noch einmal mit anderen Darstellern zu erzählen, wäre wohl doch langweilig geworden. So schließt die Story zwar nahtlos am Ende von „Willard“ an, entwickelt sich aber in eine andere Richtung. Die Kleinstadtatmosphäre wird gut rübergebracht und vor allem die Szenen mit den unzähligen Ratten in der Kanalisation geben optisch einiges her. Besonders blutig wird es zwar nicht, aber die Rattenangriffe sind schon beeindruckend umgesetzt. Außerdem gelang ein kleiner Coup, in dem man den Song am Ende von Michael Jackson singen ließ, der zwar schon damals ein (Kinder-) Star war, aber noch weit entfernt von seinem gigantischen Erfolg in den 80ern.
Obwohl die Gefahr für die Stadt natürlich von den Ratten ausgeht, ist „Ben“ eher an die typischen Katastrophenfilme der 70er Jahre angelehnt, als dass er Vorreiter für die in späteren Jahren massenhaft entstehenden Tierhorrorfilme ist. Nachdem auch „Ben“ wohl ein solider kommerzieller Erfolg wurde und ein dritter Teil in Planung war, wurde dieser jedoch nicht mehr realisiert. So bleibt „Ben“ ein Film, der absolut typisch für die 70er Jahre ist, damit aber heutzutage natürlich furchtbar altmodisch auf Teenager wirken muss. Unterhaltsam ist er allemal.
Anolis bringt „Ben“ als Nummer 2 in der „70er“-Jahre Reihe als Blu Ray im Mediabook in zwei Covervarianten heraus. Da es ja eine nahtlose Fortsetzung zu „Willard“ ist, hat man zum Glück beide Filme zeitnah nacheinander veröffentlicht. Auf eine heutzutage überflüssige DVD wurde wieder verzichtet, sicher bei einem Film, der eine wohl überschaubare Käuferschaft anspricht, eine nachvollziehbare Entscheidung aus Kostengründen. Dafür ist die Ausstattung gewohnt schick geworden. Das Mediabook enthält ein 20seitiges Booklet mit interessanten Hintergrundinfos zum Film von David Renske, sowie schickem Bildmaterial und ausführlichen Credits.
Die Bildqualitätist ist sehr solide. Gute Schärfe und Farben und das zum Glück nicht weggefilterte Filmkorn lassen tatsächlich Kinofeeling aufkommen. Der etwas schmuddelige Look ist sicher von den Produzenten so gewollt gewesen und somit keine Qualitätseinschränkung. Der deutsche und englische Mono-Ton wurde auf die vorderen Lautsprecher gelegt und nicht unnötigerweise „aufgeblasen“. Deutsche Untertitel sind soweiso selbstverständlich. Als Bonusmaterial gibt es einen Audiokommentar vom inzwischen erwachsenen Hauptdarsteller Lee Montgomery, was natürlich sehr interessant ist. Dazu noch ein Interview mit ihm und diverse Bildergalerien, Trailer und Radio-/TV-Spots. Die leicht gekürzte deutsche Kinofassung (keine Zensurschnitte) gibt es für Komplettisten oben drauf. Für Fans von 70er Jahre (Tier-) Horror also mal wieder eine rundum gelungene Veröffentlichung. (A.P.)
|