Jack und Julie leben mit ihren beiden kleinen Geschwistern und ihren Eltern in bescheidenen Verhältnissen. Als zunächst der Vater und bald darauf die Mutter sterben, beschließen die Kinder aus Angst, vom Amt auseinandergerissen zu werden, den Tod der zuletzt gestorbenen Mutter zu verschweigen und gießen ihren Leichnam in Zement ein. Der kleinste Bruder Tom möchte ein Mädchen sein, weil diese nicht von anderen Jungs verprügelt werden und läuft von nun an mit blonder Langhaarperücke und im Röckchen herum. Jack steckt mitten in der Pubertät und kämpft mit oder gegen seine erwachende Sexualität, zu der offensichtlich auch seine schon reifere Schwester Julie gehört. Jack flüchtet sich in die Phantasiewelt eines Science Fiction Romanes. Julie schließlich hat ein Verhältnis mit einem deutlich älteren Geschäftsmann. Damit beginnen die Probleme, denn es ist nicht leicht, die Leiche der Mutter auf Dauer zu verstecken.
Seit „Das freche Mädchen“ mag ich Charlotte Gainsbourg, die hier die Hauptrolle der Julie spielt, in diesem Film können aber auch besonders die Kinder überzeugen. Es war sicherlich recht kompliziert, passende Darsteller für einen solch tragikomischen Film zu finden, denn das Drehbuch verlangt den Schauspielern eine Menge ab. Dieser Film ist eine nachdenkliche Studie über das Erwachsen werden verschieden alter Kinder, konzentriert sich aber hauptsächlich auf den pubertierenden Jack, während die zweitjüngste Sue fast ganz außen vor gelassen wird, obwohl sie offensichtlich die „normalste“ der vier Geschwister ist. Lediglich nach dem Tod der Mutter rückt sie einmal ein wenig in den Mittelpunkt, als sie sich selber und ihre Geschwister fragt, was sie beim Gebrtstag von Jack getan hat und sich niemand mehr daran erinnern kann. Das ist symptomatisch, durch das „normal sein“ fällt man unter „Unnormalen“ nicht weiter auf. Julie´s Freund ist nicht mehr als ein Vaterersatz, Sex haben die beiden nicht und er selber ist eigentlich auch ein Muttersöhnchen und dient ihr , die als ältetste Schwester viel zu früh erwachsen werden mußte, um Verantwortung zu übernehmen, als starke Schulter zum anlehnen, wenn sie wieder Kind sein möchte. Der Einbruch von Julie´s Freund, in diesen Mikrokosmos führt schließlich zu einem Happy End, das gleichzeitig eine Katastrophe ist, die letzte Einstellung wird dann auch hauptsächlich durch das rotierende Blaulicht von Polizeiwagen beleuchtet. Großartiger Film. (TV Ausstrahlung in 3SAT) (A.P.)
|