Olivia und Eric wollen ihrer Freundin Mia beim kalten Drogenentzug in einer abgelegenen Waldhütte helfen. Hinzu kommen noch Mias Bruder David und dessen Freundin Natalie. Als sie im Keller der Hütte ein merkwürdiges Buch finden und Eric versehentlich eine Beschwörungsformel daraus laut ausspricht, beginnt eine dämonische Nacht des Grauens…
Die Geschichte klingt bekannt? Ist sie auch. „Tanz Der Teufel“ ist wohl einer der bekanntesten Horrorfilme aller Zeiten, in Deutschland vor allem wegen der unendlichen Zensurgeschichte. Als bekannt wurde, dass ein Remake produziert werden sollte begann sofort die Diskussion unter Horrorfans, ob das überhaupt was werden könnte, als erste Trailer auftauchten, brach in Internetforen ein Jubelsturm los und die Erwartungen stiegen. Tatsächlich waren die Meinungen der Fans weitgehend wohlwollend, vor allem, weil der Film nicht an blutigen und gorigen Szenen spart. Aber kann der Film neben dem legendären Original bestehen?
Ich stehe Remakes ja grundsätzlich eher skeptisch gegenüber, wobei es durchaus gute Werke gibt. Vor allem „Maniac“ hat dem Original einige neue Seiten abgewonnen und ist auch künstlerisch überzeugend. Auf „Evil Dead“ habe ich mich aber doch gefreut, da die Vorabberichte viel versprechend und Sam Raimi und Bruce Campbell als Produzenten mit an Bord waren. Zumindest war nicht zu erwarten, dass hier ein hollywoodesker Weichspülhorror rauskommen würde. Man kann es vorweg nehmen: „Evil Dead“ ist keine Enttäuschung, aber auch nicht unbedingt nötig gewesen.
Im Grunde hält man sich dicht an die Story von „Tanz Der Teufel“, die Figurenkonstellation ist ähnlich, die Hütte inklusive Schuppen nebenan ist vorhanden, ebenso das „Buch der Toten“ und eigentlich alles andere auch. Die Schlüsselszenen (Baum-Vergewaltigung, eingestürzte Brücke, gefangene Dämonin im Keller, rasende Kamerafahrten durch den Wald…) sind allesamt vorhanden und nur leicht variiert. Lediglich der/die letzte Überlebende ist durch einen Storytwist etwas überraschend und das Finale sorgt für kleinere Überraschungen. Blut, Splatter und Gore sind für eine große Produktion überdurchschnittlich und die Kamera hält mehr als einmal voll drauf, wo bei anderen Filmen längst weggeblendet würde. Zudem sind die Effekte ganz überwiegend handgemacht und weitgehend ohne unschönen Computereinsatz umgesetzt worden.
Trotzdem gibt es viel zu meckern, zumindest, wenn man den alten Film kennt. Zum einen ist es völlig überflüssig, dass sozusagen eine erklärende Vorgeschichte hinzugefügt wurde. Tiefe gewinnt die Story dadurch nicht. Auch, dass die jungen Leute nicht zum Party machen in die Hütte fahren, sondern um einer Freundin beim Drogenentzug zu helfen, hätte nicht sein müssen. Das soll wohl der Versuch sein, alles etwas düsterer erscheinen zu lassen und die Beziehungen der Figuren persönlicher zu gestalten. Der erlösende slapstickartige Humor der Vorlage wird komplett weggelassen und so nähert man sich ein bisschen dem modernen Torture-Porn. Vielleicht sind die Sehgewohnheiten heutiger Horrorfans so, mir gefällt es aber nicht. Und warum musste das Böse hier personifiziert werden und dann auch noch in einer Form, die direkt aus japanischen Horrorfilmen wie „Ring“ oder „The Grudge“ stammen könnte? Schlussendlich sieht das angeblich Jahrtausende alte „Buch der Toten“ überhaupt nicht alt aus.
Dass schlicht und einfach nicht die Atmosphäre des Originals aufkommt liegt daran, dass man als Kenner kaum überrascht wird, weil die Geschichte zu wenig variiert wird. Splatter alleine reicht einfach nicht. Natürlich fehlt auch der Überraschungseffekt, den man beim ersten Ansehen von „Tanz Der Teufel“ hatte.
Als Darsteller hat man – glücklicherweise – eher unbekannte Mimen ausgewählt, die ihre Sache ordentlich, wenn auch nicht oscarreif, machen. Die Ausstattung und die Effekte sind natürlich topp. Viel zu monumental ist hingegen, vor allem zum Ende hin, der Soundtrack, der eher in eine weitere Neuverfilmung von „Das Omen“ gepasst hätte.
Als Horrorfilm alleine macht „Evil Dead“ Spaß, im Vergleich zum Vorbild – und an diesem Vergleich kommt man hier natürlich in keinem Moment vorbei – ist er eine Enttäuschung und als Remake überflüssig. Ich hatte mir wirklich mehr erhofft. Vielleicht fehlt einfach nur ein bisschen Selbstironie und die eine oder andere eigene Idee. Sam Raimi wird schon gewusst haben, warum er das Risiko des Remakes nicht selbst als Regisseur angegangen ist, sondern dem Newcomer Fede Alvarez ans Ruder gelassen hat. Für diesen wiederum dürfte der Film ein guter Start in die Karriere sein.
Im Kino lief der Film ungeschnitten mit 18er Freigabe, auf den Heimkino-Medien musste er dafür einige Federn lassen. Immerhin hat Sony den Schritt zur Spio/JK gewagt und „Evil Dead“ dort mit der leichten Freigabe „Keine schwere Jugendgefährdung“ durchbekommen. Eine Indizierung dieser Fassung ist inzwischen auch erfolgt, wer weiß, eine Beschlagnahme folgt möglicherweise auch noch.
Die Blu Ray liefert eine den heutigen Hollywood-Standards angemessene Bild- und Tonqualität. Deutscher und englischer Ton sowie deutschsprachige Untertitel sind Standard, Dazu gibt es englische und türkische Untertitel. Das Bonusmaterial, teilweise exklusiv auf Blu Ray, ist solide. Ein Audiokommentar von Machern und Schauspielern steht im Mittelpunkt. Dazu gibt es ein paar Making Of/Behind The Scenes/Interview-Featurettes und ein unterhaltsames Videotagebuch von Hauptdarstellerin Jane Levy. Es würde mich aber auch nicht überraschen, wenn früher oder später noch eine Special Edition erschiene. (A.P.)
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