VALERIAN - DIE STADT DER TAUSEND PLANETEN - Filmkritik
Was habe ich mich seit der ersten Ankündigung vor knapp zwei Jahren auf diesen Film gefreut! Was mehrere Gründe hatte: Ich mochte als Kind/Jugendlicher die klassischen französischen „Valerian und Veronique“-Comics (im Original „Valerian et Laureline“), ich mag Space Operas und ich mag Regisseur Luc Besson. Als dann auch noch bekannt wurde, dass der Film sich stilistisch an Bessons eigenem Film „Das Fünfte Element“ - den ich ebenfalls sehr mag - orientieren würde, dabei aber die Comicvorlage respektvoll behandelt, konnte eigentlich nichts schief gehen. Erste Teaser und Trailer sahen zwar eher nach einem Animationsfilm aus, da sehr sehr viel des Films am Computer entstanden ist, aber anders lassen sich die fantasievollen Welten und Außerirdischen wohl kaum ohne extreme Kostenexplosion umsetzen. Auch so gilt „Valerian“ schon als teuerster europäischer Film überhaupt. Dass man Besson das Geld zur Verfügung stellte, um sein Traumprojekt umzusetzen, lag wohl vor allem an seinem Überraschungserfolg „Lucy“ und der Tatsache, dass mit den neueren „Star Wars“-Filmen wieder ein Markt für großes Weltraumkino da ist und auch sonst Comicverfilmungen die Kino-Hitlisten bestimmen.
Und was soll ich sagen? Ich bin gerade aus dem Kino zurück und immer noch völlig geflasht. Definitiv ein Film für die große Leinwand, weil die Schauwerte einfach bombastisch sind. Man sieht auf jeden Fall, wo das viele Geld geblieben ist. Die Effekte sind auf dem aktuellen Stand des Machbaren. Kein Wunder, waren doch unter anderem die neuseeländischen WETA-Zauberer daran beteiligt. Die Besetzung der Hauptfiguren ist ausgesprochen passend, wobei man zum Glück frische (Schauspiel-) Gesichter genommen hat. „Valerian“ wird von Dane DeHaan gespielt, der noch gar nicht unbedingt den ganz großen Durchbruch geschafft hat (aber er war beispielsweise der „Green Goblin“ in „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“). Er hatte ganz offensichtlich Spaß an der Rolle des coolen Weltraum-Action-Helden und spielt das ganze mit einem gewissen Augenzwinkern. Als „Laureline“ gibt es Supermodel Cara Delevigne zu sehen, die bisher hauptsächlich mit einem Auftritt in „Suicide Squad“ schauspielerisch aufgefallen ist. Dass sie ausgesprochen hübsch ist, muss man kaum erwähnen. Hier darf sie es in unterschiedlichen Kostümen durchgehend zeigen. Eine große Schauspielerin ist sie sicher (noch) nicht, liefert aber zumindest eine ordentliche Leistung ab. Wenn sie noch ein bisschen an ihrer doch etwas eingeschränkten Mimik arbeitet, könnte das was werden. Auf jeden Fall gibt sie ihrer Figur einen schön sarkastischen Charakter. In weiteren größeren und kleineren Rollen tauchen Clive Owen, Sängerin Rihanna, Ethan Hawke, Jazz-Superstar (und in den 80ern auch im Umfeld der Breakdance-Welle erfolgreich) Herbie Hancock oder auch Rutger Hauer auf.
Die Story um die Jagd nach einem Artefakt, das für das Überleben eines außerridischen Volkes wichtig ist, und eine Verschwörung ist nicht unbedingt innovativ, aber spannend genug, um dran zu bleiben. Allemal besser als vor fast 20 Jahren „Star Wars Episode 1“ und auch problemlos in einer Liga mit „Star Wars Episode 7“. Zudem macht Luc Besson nicht den Fehler vieler Comicverfilmungen, die Helden modern und düster mit schwerem Schicksal zu inszenieren, was dann Tiefe und Anspruch suggerieren soll. Nein, „Valerian“ ist pures Pulp-Kino, bunt, laut, schnell und auch ein bisschen oberflächlich, schafft es dadurch aber, der Comicvorlage gerecht zu werden. Die sozialkritischen Anklänge der Comics werden zwar weitgehend weggelassen, spielen im Finale aber dann doch noch ein bisschen hinein. Keine Frage, Besson will mit diesem Film das Publikum unterhalten und das schafft er durchgehend. Das Tempo ist hoch, die Optik ist toll, die Action ist laut und explosiv und die Special Effects sind - ich wiederhole mich - bombastisch. Raumschlachten, fremde Planeten, vielseitige Aliens, jede Menge Humor, der nur selten etwas albern wird, dafür aber oft ironisch/sarkastisch, und Anspielungen auf alle möglichen anderen Filme. Natürlich „Das Fünfte Element“ - wer den mochte, kommt hieran nicht vorbei -, natürlich etwas „Star Wars“ - wofür aber die Comics eine große Inspiration waren! -, ein Schuss „Avatar“ und auch mal eine kleine „Star Trek“-Anspielung. Alles verbunden mit Action im Stile von „Mission Impossible“ und ähnlichen Hollywood-Blockbustern. Was aber eben nicht ganz unwichtig ist: der ganz eigene Stil von Luc Besson.
Wenn man überhaupt etwas kritisieren möchte, dann vielleicht, dass der Film etwas zu lang geraten ist (136 Minuten) und dass wie so oft die nachträgliche 3D-Konvertierung nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Ob man den Tanzauftritt von Rihanna gut findet oder nicht, entscheidet sich wohl daran, ob man sie grundsätzlich mag.
Dennoch ist „Valerian - Die Stadt Der Tausend Planeten“ Pflichtprogramm für jeden Science Fiction-Fan. Großes Weltraumkino, das zeigt, dass Europäer sich nicht hinter Hollywood verstecken müssen. Ich drücke alle Daumen, dass der Film erfolgreich genug für eine Fortsetzung mit gleichem Aufwand oder sogar ein ganzes Franchise ist. (A.P.)
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