Harri Bhavsar, ein britischer Animationskünstler mit südasiatischem Hintergrund (eventuell indisch), plant eigentlich nur, das Haus seiner Eltern, die etwas außerhalb wohnen, zu hüten und den Familienhund Flynn zu füttern, während seine Eltern im Urlaub sind. Doch die Ruhe ist schnell vorbei, als eine Bombe kurz nach seiner Abfahrt mit dem Zug in der Londoner U-Bahn explodiert und ein Überwachungsvideo des mutmaßlichen Täters viral geht. Der Schock kommt, als Harri bemerkt, dass der Mann auf dem Bild ihm verdächtig ähnlich sieht – und die Welt der sozialen Medien beginnt, ihn als Schuldigen zu identifizieren. Was als harmlose Kommentare beginnt, wird schnell zu einem Sturm aus Vorurteilen, Falschinformationen und wachsender Bedrohung, während Harri versucht, sich gegen die wachsende Masse von Trollen, Gerüchten und schließlich realer Gewalt zu verteidigen…
"ACCUSED" ist ein überraschend spannender Thriller, der einerseits als Mahnung vor der Macht von Vorurteilen und andererseits der Dynamik sozialer Medien dient. Regisseur Philip Barantini, bekannt aus dem ebenfalls überraschend interessanten Kochfilm "YES, CHEF", bringt in knackigen 88 Minuten eine dichte, fast schon erdrückende Atmosphäre auf den Bildschirm. Chaneil Kular überzeugt als Harri, der quasi über Nacht zum Sündenbock wird, und verleiht seiner Figur eine angenehme Mischung aus Alltäglichkeit und tiefer Verzweiflung. Trotz der Intensität erlaubt sich der Film aber auch ein paar Schwächen – beispielsweise bei der Frage, warum niemand, einschließlich der Polizei, irgendwie effektiv reagiert. Da ruft der junge Mann bei der Polizei an und erzählt, was passiert ist, während sein Name bereits überall veröffentlicht wird, und die Person am anderen Ende der Telefonleitung sagt einfach etwas wie: Ach, das wird sich schon wieder beruhigen. Aber vielleicht liegt auch genau darin der Witz: Manchmal ist die Realität eben genauso frustrierend wie die Fiktion. Die beste Aussage des Filmes ist aber die Feststellung, dass niemand im Internet mehr etwas hinterfragt. Die Autoren Barnaby Boulton und James Cummings entlarven mit bissiger Präzision, wie schnell sich Gerüchte in Massenhysterie verwandeln können, wie schnell sich die Sache verselbständigt und wie real die Konsequenzen für unschuldige Opfer sind. Am Ende hin ist es dann zwar eher eine Art Home-Invasion-Horror-Thriller, aber alles gut. Kann man sich gut und gerne mal anschauen, und außerdem sollte man sich immer wieder bewusst machen, was passieren kann, wenn man unbedacht etwas online teilt. (Haiko Herden)
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