Zwei junge Mormoninnen, Schwester Barnes und Schwester Paxton, radeln eifrig durch die Vorstadt, um Türen an Türen zu klingeln und Glauben zu verbreiten. Sie schellen auch bei Mr. Reed, einem zurückgezogenen Herrn, der sie mit Blaubeerkuchenlocken in sein Haus einlädt. Doch der Kuchen ist nur Show, und Reed beginnt eine Mischung aus Psychospiel und theologischer Tretmühle: Er sperrt sie ein, lässt sie zwischen "Glauben" und "Unglauben" wählen, bevor sich die Türen als Sackgassen herausstellen...
Scott Beck und Bryan Woods, das Duo hinter "A QUIET PLACE", haben hier ein Drehbuch gebaut, das weniger auf Geplärre setzt als auf intellektuelles Kitzeln, das dann ganz heimtückisch zuschlägt. Hugh Grant, der sonst ja eher selbstverliebt-süß durch Rom-Coms hüpft, gibt hier den grinsend-manipulativen Mr. Reed, und man erkennst ihn kaum wieder. Grant hat richtig Bock, und das gönnt man ihm, dass er endlich auch mal fies sein kann. Der Film mischt interessante Glaubensfragen, mit Grusel- und Horrorstimmung sowie kammerspielartiger Spannung. Gedreht wurde für 10 Millionen Dollar chronologisch in Vancouver im Herbst 2023, und man hat echte Gespräche über Glauben und Zweifel eingebaut, denn die beiden Missionarinnen-Darstellerinnen sind Ex-Mormoninnen und haben das Team beraten. Was Authentizität erzeugt. Der Film lief im Herbst 2024 beim TIFF und kam Anfang November via A24 in die US-Kinos. Er generierte rund 60 Millionen Einnahmen weltweit. Hugh Grant bekam Nominierungen beim Golden Globe, BAFTA, Critics´ Choice, und das Drehbuch eine beim Independent Spirit Award. Während die Mormonenkirche ein bisschen zurückhaltend reagierte, lobten viele Ex-Mormonen die realistische und gelungene Darstellung der Missionarinnen. Schön übrigens, dass im Abspann darauf hingewiesen wird, dass in dem Film keine KI benutzt wurde. Insgesamt ein sehr gelungener Film, Horror fürs Hirn sozusagen. (Haiko Herden)
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