(Rowohlt)
Nun hat mein Lieblingsautor Heinz Strunk erneut einen Kurzgeschichtenband herausgegeben. Das vorherige Buch "ZAUBERBERG 2" zeigte leider erste Abnutzungserscheinungen in seiner Art, Geschichten zu erzählen. Und dieser Band war auch anfangs ein bisschen zäh. Das gab sich aber mit der Zeit, es wirkte, als hätte Herr Strunk die etwas beliebigeren Geschichten an den Anfang gestellt (beispielsweise sei hier die etwas zu lang geratene Geschichte "Bäuerchen" genannt) und die stärkeren erst später eingesetzt. Insgesamt geht es beispielsweise um eine Frau, die an der Supermarktkasse bemerkt, dass sie Zitronen vergessen hat und sieht, dass die Dame vor ihr auf dem Laufband Zitronen liegen hat. Oder es geht um einen Mann, der keine Talente hat, außer das eine: Von außen zu erkennen, ob im Inneren des Briefkastens Post steckt. Oder um einen Schönheitsoperation-Albtraum, ein Fischbuffet-Albtraum, um Haushaltsroboter und vieles mehr. Wie immer gibt es auch ein paar Kürzestgeschichten, die nur aus ein, zwei oder drei Sätzen bestehen. Insgesamt geht es bei Strunk wie immer ums Scheitern in jeglichen Formen, um Abgründe und Bedeutungslosigkeit, Zynismus, Peinlichkeit und Absurdität. Das hält, auch wie immer, eine schöne Balance zwischen Witz und tiefer Traurigkeit, wobei das nicht ganz richtig ist, denn letztlich überwiegt die Traurigkeit, denn man grinst ja höchstens aus Mitleid oder weil man gegen die Melancholie ankämpfen will. Und oft gibt es auch gar keine Pointe in der Story, denn wie im Leben gibt es halt nicht immer eine Pointe. Und, wie immer, kann man sich das Ganze auch gerne als Hörbuch antun, das vom Autor selbst eingesprochen wurde, was nur folgerichtig ist, denn Strunks Geschichten funktionieren vermutlich am besten in Verbindung mit der Person Strunks. Abschließend würde ich sagen, dass seine Kurzgeschichtenbände oft wie ein Musikalbum wirken, denn am Ende hat man wieder Lust, von vorne anzufangen. (Haiko Herden)
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