Als Kinder entdecken Erik Lehnsherr und Charles Xavier unabhängig voneinander ihre durch Mutation entstandenen Kräfte. Beide wachsen in unterschiedlichen Welten auf, Charles, mit mächtigen mentalen Kräften ausgestattet, als Kind reicher Eltern und Erik als jüdisches Kind im besetzten Polen des zweiten Weltkriegs, wo seine Mutter von einem Nazi-Wissenschaftler umgebracht wird, der dadurch die Kräfte von Erik, Metall zu beeinflussen, entfesseln und erforschen will.
Als junge Männer lernen Charles, der mit einer Gruppe junger Mutanten für die C.I.A. arbeitet, und Erik sich kennen und werden Freunde. Als der Mutant Sebastian Shaw, der einst Eriks Mutter ermordete, mit weiteren Mutanten einen Krieg zwischen den USA und Russland anzetteln möchte, um die Menschheit zu vernichten und Platz auf der Erde für eine Mutanten-Gesellschaft zu schaffen, Müssen Xavier, Lehnsherr und ihr junges Team die Welt retten…
…und sie schaffen es natürlich, wie wir aus vier weiteren, zeitlich später angesiedelten „X-Men“-Filmen wissen.
Ähnlich wie bei „Star Trek“ hat man sich auch beim X-Men“-Franchise entschlossen, ganz zu den Anfängen zurückzugehen. Das hat zum einen den Vorteil, dass man die Ereignisse der bisherigen Filme nicht berücksichtigen muss, sondern eine ziemlich eigenständige und frische Geschichte erzählen kann – man muss nur darauf achten, dass Ereignisse, die in den anderen Filmen erwähnt werden, nicht falsch erzählt werden – und zum anderen hat es den Vorteil, dass die inzwischen sicher sehr teuer gewordenen Schauspieler nicht erneut engagiert werden müssen. Stattdessen kann man junge – und beim jungen Zielpublikum vielleicht angesagte – Darsteller einkaufen, die nicht ganz so teuer sind.
Interessant ist, dass man als Hintergrund zur Story tatsächliche geschichtliche Ereignisse, nämlich die Kuba-Krise 1962, genommen hat und rundherum eine natürlich völlig abstruse Geschichte erzählt, in der die Mutanten den dritten Weltkrieg verhindern. Aber da es sich ja um eine Comic-Verfilmung handelt, ist eigentlich alles erlaubt und wer bei einem Superhelden-Film Realismus erwartet, hat sowieso etwas falsch verstanden.
Bei der Besetzung setzt man auf bekannte Jungstars, die aber noch vor ihrem ganz großen Durchbruch zu Superstars stehen. James McAvoy als junger Professor Xavier ist auf jeden Fall schon mal sehr überzeugend und glaubwürdig. Man nimmt ihm ab, später der alte, von Patrick Stewart verkörperte Xavier zu werden. Die Mimik stimmt. Etwas schlechter kommt Michael Fassbender als Erik Lehnsherr rüber. Er hat einfach nicht das Charisma eines Ian McKellen. Jennifer Lawrence als „Raven“ ist vor allem hübsch anzusehen und Rose Byrne hat leider zu wenig zu tun. Eine kleine Rolle hat Michael Ironside und Rebecca Romijn und Hugh Jackman haben Mini-Cameos. Als Bösewicht hat man den inzwischen schon fast als Altstar zu bezeichnenden Kevin Bacon engagiert, der sichtbar viel Spaß in seiner Rolle als Sebastian Shaw hatte. Die Besetzung kann man also als durchaus solide bezeichnen, ein ganz großer Wurf ist beim Casting aber nicht gelungen. Aber das ist wahrscheinlich auch gut so, denn so lenken irgendwelche Weltstars nicht so sehr von der Story ab.
Natürlich lebt solch ein Film von der Umsetzung der unzähligen Spezialeffekte, und da wurde wirklich geklotzt. Es knallt und bummst an allen Ecken und Enden und die Schauwerte sind gigantisch. Nicht jeder CGI-Effekt ist perfekt, aber bei den Fähigkeiten der Mutanten hat man wirklich auf Perfektion gesetzt, das sieht schon ziemlich genial aus. Ebenso aufwändig ist die Ausstattung, so dass der Film vor allem auf großer Leinwand oder großem Fernseher richtig Spaß macht. Zwar ist der erste Teil des Films sehr episodenhaft aufgebaut, vermittelt dadurch aber auch den Comic-Charakter. Wenn die Story dann aber richtig Fahrt aufnimmt, gibt es kaum noch eine Verschnaufpause.
Also, alles richtig gemacht mit dem Neustart der Filmserie. Ich würde gerne eine Fortsetzung sehen, auch wenn natürlich immer die Option besteht, nach dem Erfolg von „Wolverine“ die „Origins“-Serie mit einem anderen Mutanten fortzusetzen oder aus „Wolverine“ eine eigene Filmserie zu machen. Das „X-Men“-Universum bietet da alle Möglichkeiten. Dass es irgendwie weitergehen wird, dürfte keine Frage sein, und das ist auf jeden Fall gut so.
Die deutsche Blu Ray kommt von 20th Century Fox und bietet ein hervorragendes HD-Bild und fetten Ton in Deutsch, Englisch und Französisch, dazu entsprechende Untertitel und einige weitere ebenfalls.
Als Bonus gibt es über eine Stunde Making Of-Featurettes, eine ganze Menge erweiterter und nicht verwendeter Szenen, den Film nur mit der Musikspur, ein interaktives Feature mit Profilen der einzelnen Mutanten und einen BD-Live-Teil. Ordentlich, aber nicht überragend für einen großen Hollywood-Film.
Wie so oft bei den Major-Labels hat mal wieder ein Verantwortlicher viel Obrigkeitshörigkeit bewiesen und der Blu Ray kein Wendecover gegönnt, damit auch bloß jeder ständig mit dem Cover verschandelnden FSK-Logo genervt wird. (A.P.)
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