Ende der 1950er Jahre in Wien. Der ehemalige SS-Offizier Maximilian Theo Aldorfer ist untergetaucht und verdient sich sein Geld als Nachtportier in einem Luxushotel. Er hat einst in einem KZ gearbeitet und war zusammen mit anderen für schlimme Gräueltaten verantwortlich, auch wenn Aldorfer dabei nicht an vorderster Reihe stand. Er und eine Gruppe weiterer ehemaliger SS-KZ-Leuten haben sich zusammengetan, um ihre Vergangenheit reinzuwaschen. Sie lassen Akten verschwinden, diskreditieren Zeugen, und wenn gar nichts mehr geht, beseitigen sie derartige Zeugen auch. Eines Tages trifft er im Hotel eine verheiratete Jüdin namens Lucia. Als sie 15 Jahre alt war, hatten sie und er eine Affäre, die auch von Sado-Maso-Aktionen begleitet war. Zwischen den beiden entbrennt die Affäre erneut, doch als seine Kameraden erfahren, wer die Frau ist, wollen sie sie umbringen...
"DER NACHTPORTIER" war seinerzeit ein Skandal. Die Mischung von Sado-Maso-Themen mit Nazis, gepaart mit Homosexualität und einer fast fanatischen Beziehung zwischen Jüdin und SS-Offizier wirkt auf den ersten Blick natürlich vollkommen exploitation-mäßig. Tatsächlich hat das Ganze eher Arthouse-Charakter und ist von der Regisseurin Liliana Cavani wahrhaft herausragend inszeniert worden, sehr düster und nahegehend und schockierend. Ein tolles Drehbuch kommt hinzu, das es schafft, die Grausamkeiten der Vergangenheit durch die Kulissen geistern zu lassen, und etliche großartige Darsteller, allen voran die brillante Charlotte Rampling, die ihre Rolle der Lucia tiefgehend darstellt. Und natürlich Dirk Bogarde als Alsdorfer. Keine der Figuren kann als sympathisch gelten, nicht einmal Lucia, denn sie hat ebenfalls Dreck am Stecken. Kaum einer der Nazis, die mittlerweile normalen Berufen nachgehen, empfindet Reue, alle würden es wieder so machen, bis auf Alsdorfer, der Scham empfindet, aber eben auch nicht den Schneid hat, für seine Verbrechen geradezustehen. Tiefgehender Film, brillante Inszenierung, erinnerungswürdige Szenen, ein kontroverses Meisterwerk, ohne Wenn und Aber.
Die UHD von Wicked Vision präsentiert den Film in Deutsch und Englisch (jeweils DTS-HD MA 2.0) sowie im Bildformat 1.85:1 (2160p). Untertitel sind in Deutsch und Englisch verfügbar. Als Extras gibt es einen Audiokommentar mit Robert Sommer und Dr. Gerd Naumann, den US-VHS-Trailer [ReCut 2021], ein Interview mit Liliana Cavani (OmU), ein Interview mit Italo Moscati (OmU), eine Doku "Sadiconazista - Die Sexualsierung des Nationalsozialismus im Film", ein Gespräch von Prof. Dr. Marcus Stiglegger mit Monika Treut, ein Interview mit Charlotte Rampling (OmU), ein Vintage-Interview mit Regisseurin Liliana Cavani (OmU), den italienischen Original-Trailer, das Presseheft sowie eine Bildergalerie. Weiterhin gibt es den Film auf Blu-ray und DVD sowie ein 24-seitiges Booklet mit einem Text von Prof. Dr. Marcus Stiglegger. (Haiko Herden)
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