Der Frauenarzt Dr. William Harford und seine Frau Alice sind auf einer Party der Oberschicht, langweilen sich aber zu Tode bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie getrennt werden. Alice tanzt lassiv und besoffen mit einem verführerischen Ungarn und William läßt sich von zwei Models abschleppen, bis er vom Hausherren ins Badezimmer gerufen wird. Hier liegt eine nackte Frau, mit der dieser sich gerade vergnügen wollte, die knapp einer Überdosis gemixter Drogen entgangen ist. Als William und Alice wieder zu Hause angelangt sind, möchte die vom Marihuana gelöste Alice vom ebenfalls bekifften William wissen, was dieser fühlt, wenn er hübsche Patientinen untersuchen muß. Er beteuert, dass er gar nichts fühlt und erfährt gleichzeitig, dass Alice vor einem Jahr nur ganz kurz einen Mann gesehen hat, mit dem sie liebend gerne eine Nacht verbracht hätte und der ihr seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. William flüchtet in die Nacht, völlig verwirrt und von Eifersuchtsgedanken zerfressen versucht er, sich in sexuelle Abenteuer zu flüchten, doch alles läuft aus dem Ruder. Als er dann in einem abgelegenen Adelshaus in ein obskures Sexritual mit anschließenden Massenorgien, bei der die Leute ohne Identität mit Masken bekleidet, hineingerät, ist er auch plötzlich in Gefahr...
Der Film basiert auf der „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler, der ein psychologisch tiefes Buch geschaffen über Eifersucht, Ängste, Identitäskrisen und mehr. Kubrick hat aus New York eine düstere Stadt gemacht, hinter deren Fassaden Dekadenz und Elend wirken. Hier wird mit geschlossenen Augen nicht in die Realität geblickt, sondern in das Land der Visionen, Träume und geistigen Verirrungen. Eigentlich spielt der Film in New York, gedreht wurde allerdings fast alles in Studios in England, was darauf zurückzuführen ist, dass der Regisseur Angst vor dem Flugzeug hatte. Der Film ist meistens sehr ruhig, wirkt oft wie ein kafkaesker Hitchcockfilm und irgendwie altmodisch. Irgend ist der Film auch sehr lang geraten, manche Dinge sind einfach zu gedehnt und er ist irgendwie immer gerade soweit interessant, dass man nicht einschläft. Im Ganzen ist er wahrscheinlich auch so sehr hochgelobt, weil es der letzte Film von Stanley Kubrick ist weil die Produktionszeit sehr lange gedauert hat. Gerüchte besagen, dass Tom Cruise manche Szene 25 mal wiederholen mußte, damit sie dem Regisseur gerecht werden würde. Ich schließe allerdings daraus nicht, dass Kubrick so pingelig ist, sondern eher, dass Tom Cruise ein wenig unfähig ist. Man kauft ihm auch in diesem Film die meisten Szenen nicht ab, weil das einzige, was er rüberbringen kann, ist sein altbekanntes „TOP GUN“-Grinsen. Die von der Presse so angepriesenen Sexszenen, die in den USA sogar noch entschärft werden mußten, sind übrigens so harmlos, dass man als Europäer keinen Gedanken daran verschwenden braucht, in jeder Vorabendserie gibt es erotischeres zu sehen, wahrscheinlich sogar in den Werbeblöcken. Alles in allem ist der Film zwar schon sehr sehenswert und bietet sicherlich auch einige Punkte zum nachdenken und vielleicht auch zum philosophieren, ist aber manchmal doch ein wenig zu lang geraten und vielleicht auch ein wenig zu hochgejubelt.
Stanley Kubrick drehte diesen Film übrigens im Vollbild. Es sollte also nicht verwundern oder gar verärgern, dass die DVD in diesem Format erscheint. Die Kinoversion übrigens wurde mit schwarzen Balken, die oben und unten eingesetzt wurden, auf das Kinoformat gebracht. (Haiko Herden)
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