(Eagle Vision)
Als die Reunion von Soft Cell Anfang des neuen Jahrtausends konkret wurde, kamen mir fast die Tränen. Eine meiner ewigen Lieblingsbands endlich live auf der Bühne sehen? Ein neues Album von ihnen? Zwei Konzerte in Hamburg habe ich von ihnen miterleben dürfen, wobei der erste Auftritt in der Großen Freiheit 36 zu den großartigsten Erlebnissen gehört, bei denen ich je war.
Da kann eine Live-DVD nur schwer herankommen, aber immerhin, besser, als solch ein Erlebnis gar nicht nachvollziehen zu können. „Live In Milan“ enthält den Mailänder Auftritt der zweiten Tour und liefert in einwandfreier Bild- und Tonqualität (fast) alle Hits der Band, so dass man als Liebhaber dieser legendären Band seine wahre Freude hat.
„Normale“ Musikhörer stehen auf Tainted Love“, einem der Megahits der 80er Jahre. SOFT CELL-Fans hingegen bevorzugen viele andere Songs. Tatsächlich ist „Tainted Loive“ eher einer der schwächeren Songs der Band und somit im Gesamt-Oeuvre nicht besonders wichtig.
Die schlichte Bühnendekoration und ein wie immer zurückhaltender Dave Ball rücken natürlich Sänger Marc Almond absolut in den Mittelpunkt. Dieser präsentiert dann auch gut gelaunt die Hits der Gruppe und interagiert mit dem Publikum, weiß genau, wann er die Zuschauer singen lassen kann und trifft jeden Ton, so dass man sich vor dem Fernseher gut in die Liveatmosphäre hineinversetzen kann. Das italienische Publikum ist gut drauf und engagiert dabei, so dass tatsächlich Livestimmung entsteht.
Vor allem die ruhigeren Songs wie das unsterbliche „Say Hello, Wave Goodbye“ oder „Youth“ erzeugen Gänsehaut, aber auch die Hits wie „Where Did Our Love Go“ bringen dem Fan unvergessliche Erinnerungen zurück. Natürlich sind auch die Klassiker wie „Tainted Love und „Sex Dwarf“ sowie einige Stücke vom damals aktuellen Album vertreten. Außerdem natürlich ewige Fan-Favourites wie „Martin“ und „The Art Of Falling Apart“ und einige mehr. Fans dürften kaum etwas wirklich relevantes vermissen, obwohl SOFT CELL natürlich viel mehr geniale Stücke hatten, als sie bei einem Auftritt spielen können.
Die DVD kann natürlich keinen selbst erlebten Auftritt von Marc Almond und Dave Ball ersetzen, leistet ihre Schuldigkeit als Erinnerung an Auftritte einer der ewigen Top5-Bands aber problemlos.
Als Bonus enthält die DVD noch ein gut 20minütiges Interview mit den Musikern, in dem sie ebenfalls gut gelaunt über ihre Karriere erzählen. (A.P.)
(Eagle Vision)
Jahrelang, eigentlich jahrzehntelang hat man von SOFT CELL nichts mehr gehört. Nach dem Streit zwischen Sänger MARC ALMOND und Keyboarder DAVE BALL kam die Trennung und beide beschlichen ihre Solopfade. Während MARC ALMOND in der kommerziellen Schiene recht erfolgreich agierte, hat DAVE BALL sich in der Techno-Szene einen Namen gemacht. Endlich ist der Streit begraben und so hat man auch SOFT CELL wieder aktiviert. Sicherlich auch, weil die 80er-Welle zur Zeit wieder richtig rollt und die Menschen sich nach richtiger Musik sehnen und nicht nach Klonware aus dem Computer, die immer wieder aus den gleichen Puzzleteilen zusammengesetzt wird. Die erste Tour war ein Dampfhammer-Erfolg und eine zweite folgte schon bald, mit der gleichen bzw. sehr ähnlichen Songzusammenstellung, wie bei der ersten. Mit enthalten waren schon jede Menge neue Songs, die sich wunderbar ins Gesamtbild einfügten, ohne altmodisch zu wirken. Überhaupt wirkt SOFT CELL nicht altmodisch, obwohl ein Nostalgikgefühl schon die ganzen Zeit dabei ist. Diese DVD hier beinhaltet also ein komplettes Konzert des Duos mit insgesamt 17 Songs. Freunde der Band werden mit Freude feststellen, dass viele große Hits wie „Say Hello Wave Goodbye“, „Torch“, „Where Did Your Love Go“ oder auch „Tainted Love“ dabei sind. Ebenfalls mit dabei „The Art Of Falling Apart“, „Youth“, „Bedsitter“, „Best Way To Kill“, „Baby Doll“ sowie die Überknaller „Martin“ und „Sex Dwarf“. Ja, damit steht fest, dass nur relativ wenig neue Stücke enthalten sind, als da zum Beispiel aufzuzählen wären die neue Single „Monoculture“ sowie die Ballade „Last Chance“, die stilmäßig von MARC ALMOND auf einem Barhocker sitzend präsentiert wird. Das Konzert an sich bietet optisch nicht wirklich viel. DAVE BALL hat sich, wie gewohnt, hinter einem Berg aus Synthesizern vergraben und MARC ALMOND singt die Lieder hingebungsvoll. Es gibt keine nennenswerte Lightshow, keine Diashow oder ähnliches, einfach Konzert pur.
Die deutsche DVD von eagle vision präsentiert das Konzert in Dolby Surround 5.1, DTS und Dolby Digital Stereo. Als Extras gibt es noch ein Interview mit MARC ALMOND und DAVE BALL, welches nicht nur sehr lustig, sondern auch sehr informativ ist (21:04 Min.). (Haiko Herden)
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