Der kleine Masao hat seine Mutter seit vielen Jahren nicht gesehen, weil sie in einer fernen Stadt wohnt. Da er ihre Adresse hat, macht sich der traurige Junge ganz alleine auf die Reise, um sie aufzusuchen. Unterwegs trifft er auf eine Frau, die es nicht gut findet, dass er alleine unterwegs ist und so zwingt sie ihren Ehemann, den Kleinen zu begleiten. Kikujiro ist ein Faulenzer, verzockt sein Geld gerne beim Wetten und redet sehr wenig. Das Erste, was er macht, ist, das Geld des Jungen zu verspielen und so müssen die beiden ihren Weg ohne Kohle in der Tasche fortführen. Als Tramper kommen sie nur mäßig vorwärts, so dass auch Diebstahl zum Tagesgeschäft wird. Die beiden Menschen, die sich anfangs überhaupt nichts zu sagen haben, kommen sich dabei immer näher...
Geschichten, wie sich ein Mann und ein Junge, die gemeinsam unterwegs sind, sich annähern wie Vater und Sohn, gibt es einige, so zum Beispiel auch beim guten „PERFECT WORLD“ mit Kevin Costner oder bei „EIN KIND WAR ZEUGE“. Es gibt noch unzählige weitere Beispiele, selbst Charlie Chaplin hat in solch einer Geschichte bereits mitgespielt. Diese Version nun kommt aus dem fernen Osten und ist, um es vorweg zu nehmen, wirklich hervorragend.
Takeshi Kitano kennt man ja aus Filmen wie „GONIN“ und „BATTLE ROYALE“ und die sind meist recht dramatisch und/oder brutal. Hier bei „KIKUJIROS SOMMER“ schrieb der bekannte Mime das Drehbuch, führte Regie und war obendrein auch noch für den Schnitt verantwortlich. Auf der einen Seite ist das Ganze hier auch ein kleines Drama, doch viele Szenen sind obendrein noch eher sehr komödiantisch angelegt, im Grunde eine Tragikomödie und, wie das Cover es extrem passend beschreibt: „Eine bezaubernde Komödie voller Menschlichkeit und Poesie mit großartig aufspielenden Schauspielern und kindlich-verspieltem Humor.“ Normalerweise zitiere ich keine selbstbeweihräuchernde Covertexte, aber in diesem Falle ist es passend und warum sollte ich mir krampfhaft andere Worte ausdenken, die im Endeffekt das gleiche aussagen werden? Darüber hinaus ist für die Stimmung im Film auch noch ganz klar der Score verantwortlich. Ganz tolle Musik, die mir total ans Herz geht, eine perfekte Mischung aus Melancholie und Lebenslust mit einer Klavierlinie, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Ich muss unbedingt den Soundtrack haben. Und Takeshi Kitano ist sowieso über jeden Verdacht erhaben, nur die Synchronstimme hätte nicht so kauzig sein dürfen.
Die deutsche DVD von Atlantis Film präsentiert den Film in Deutsch (Dolby Digital 5.1) und Japanisch (Dolby Digital 2.0) sowie im Bildformat 16:9. Als Extras gibt es ein Interview mit Takeshi Kitano (24:38 Min.), Filmographien von Takeshi Kitano, Kayoko Kishimoto, Yüko Daike, Kanuko Yoshiyuki sowie den Trailer (1:49 Min.). Weiterhin gibt es noch Trailer zu „BARAKA“, „CADENCE – EIN FREMDER KLANG“ und „RESTORATION – ZEIT DER SINNLICHKEIT“. (Haiko Herden)
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