Seit über 30 Jahren schafft Regisseur David Lynch Filme, die sich jenseits der gängigen Regeln bewegen und trotzdem, oder auch gerade deswegen immer wieder für Aufsehen sorgen. Lynch selbst ist längst Kult, obwohl er das sicher gar nicht so gerne hört. Abgesehen von rein experimentellen Werken wie „Eraserhead“ über eher mystische Sachen wie „Lost Highway“, „Mulholland Drive“ oder „Inland Empire“ bis hin zu großem Hollywood-Kino wie „Der Wüstenplanet“ hat der Mann immer seine eigene Handschrift behalten und mit „Der Elefantenmensch“, „Blue Velvet“, „Wild At Heart“ oder der TV-Serie „Twin Peaks“ auch kommerziell mehr als erfolgreiche Bilderwelten erschaffen. Am meisten herausstechen aus seinem Werk tut wahrscheinlich der ruhige und sehr einfache „The Straight Story“.
Bücher oder Examensarbeiten und wissenschaftliche Abhandlungen über den Mann selbst und seine Filme gibt es in großer Zahl, aber wie sieht er selbst seine Arbeit?
Dieser Frage geht das Buch „David Lynch Talking“ von Helen Donlon nach. In Form von Zitaten des Meisters wird sein Weg seit Ende der 60er Jahre beleuchtet und es ist immer wieder verblüffend, was Lynch im Laufe der Jahre so von sich gegeben hat. Es wird klar, dass er manchmal missverstanden wurde, er widerspricht sich selbst, bestätigt oder widerlegt Meinungen über seine Filme und gibt Privates preis. Die Kapitel sind nach Themen gegliedert und innerhalb der Kapitel wird nach und nach zu allen Filmen etwas erzählt. So findet man durchaus Passagen, die als Interpretationshilfe dienen können, in anderen merkt man, dass er gerne auch überinterpretiert wird. Manchmal ist eine Kuh eben doch nur eine Kuh.
Helen Donlon hat aus zahlreichen Interviews diese Zitate zusammengeklaubt, thematisch sortiert und in diesem Buch veröffentlicht. Keine Frage, als Fan von David Lynch erfährt man viel Interessantes über ihn und insgesamt kommt er als recht netter Kerl rüber, der aber genau weiß, was er will und auch die eine oder andere Macke hat.
Schließlich gibt es noch ein hochinteressantes Kapitel, in dem Wegbegleiter, Mitarbeiter und Freunde in Zitaten Auskunft über Lynch geben, was teilweise ein spannender Kontrast ist. Abgerundet wird der leicht zu lesende und durchaus auch unterhaltsame Band mit 32 Seiten voller Fotos und einer Filmographie, die die wichtigsten Informationen zu den Produktionen zusammenfasst.
Fans werden das Buch so oder so verschlingen, aber auch, wer allgemein Filmliebhaber ist und ein bisschen über einen der wichtigsten und einflussreichsten Regisseure der letzten gut 30 Jahre erfahren will, ist hier richtig.
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf – ISBN 978-3-89602-801-3 – Deutsche Übersetzung: Thorsten Wortmann (A.P.)
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